Bruchhausen bereitet Winterruhe vor
Den Herbst nutzen die Mitarbeiter des Naturschutzzentrums, um Äpfel und Holz für die kalte Jahreszeit einzulagern.
Erkrath. Es ist jedes Jahr das Gleiche: Fallen draußen die ersten Blätter von den Bäumen, lässt Karin Blomenkamp drinnen schon mal das Badewasser ein. Dreimal am Tag, und möglichst lauwarm. Dazu gibt’s Schummerlicht und Diät. Natürlich nicht für sich selbst, sondern für einen älteren Herren. Sein Name: Mauritius. Spezies: Maurische Landschildkröte. Besonderheiten: langsam, aber gehobener Lebensstandard.
Irgendwann kehrt dann jedenfalls Ruhe ein im Terrarium. Genauso wie bei den Zauneidechsen. Auch die flinken Krabbler gehören zu den Herrschaften, die sich im Herbst für ein paar Monate aufs Ohr hauen. „Die Eichhörnchen sammeln schon fleißig ihren Wintervorrat“, sagt Karin Blomenkamp. Wenn der kleine Hunger ruft, werden die Nager nämlich wach. Zu kalt darf es allerdings nicht werden, um nicht vor zugefrorenen Erdlöchern zu stehen.
Derweil wechselt die mobile Beweidungsgruppe schon mal den Schafspelz, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Schließlich hofft im Naturschutzzentrum niemand wirklich auf den Klimawandel. Aber was ist dort überhaupt noch los, wenn beinahe alles schläft, es keine Pflanzaktionen gibt und weniger Besucher kommen? Macht dort überhaupt noch jemand die Tür auf, wenn’s klingelt? Oder machen etwa alle über den Winter hinweg ein gemütliches Nickerchen?
Fragt man in Bruchhausen nach, wird man schnell eines Besseren belehrt. Auch wenn sich der eine oder andere Vierbeiner auf die faule Haut legt, gilt das für Leiterin Karin Blomenkamp und ihr Team noch lange nicht. Obwohl sie offen eingesteht: „Die Wintermonate sind nicht so mein Ding.“
Mittlerweile jedoch könne sie Herbst und Winter auch genießen — als willkommene Einladung zur Gelassenheit: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man das Heu reingeholt hat und die Äpfel geschichtet sind.“ Noch immer fühle sie jedoch den Zwiespalt, da sich mit der winterlichen Ruhe auch das Gefühl von Abschiednehmen aufdrängt. Apfelringe trocknen, Kaminholz einlagern — und irgendwann wird der Rasenmäher weggestellt. Auch wenn der Übergang in den Herbst anfangs schwer fällt und sie sich mit zunehmender Dunkelheit gedrängt fühlt, mehr Dinge in der verbleibenden Zeit zu regeln, weiß Karin Blomenkamp: „Alles hat seinen Rhythmus.“
Das heißt, dass im Winter Hacke und Spaten gegen Säge und Astschere ausgetauscht werden. „Wir schneiden dann die Kopfweiden“, gibt sie einen Einblick ins Winterprogramm in Bruchhausen. Irgendwo festfrieren kann sie schon deshalb nicht, weil dann die zotteligen Vierbeiner in ihren Ställen verdursten würden. Sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, muss pausenlos lauwarmes Wasser in die Tränken geschüttet werden. „Die Tierpflege ist im Winter anspruchsvoller“, berichtet Karin Blomenkamp von vergangenen Wintertagen. Deshalb ist sie manchmal ganz froh, wenn die Dunkelheit schon früh dazu einlädt, auch mal die Füße hochzulegen.