Bürgerpreis: Engagement für die Bildung ausgezeichnet
Mit dem Bürgerpreis wurden am Montag zwei ehrenamtliche Projekte aus Erkrath belohnt.
Erkrath. Lernen Ja — aber Angst soll dabei keiner haben. Wolfgang Meves bringt Senioren Englisch in einem ungezwungenen Rahmen bei. In einem anderen Projekt werden Grundschüler im Unterricht von Eltern unterstützt. Auf diese Weise wird ein Lernen im eigenen Tempo möglich gemacht.
Außer ihrem Engagement für die Bildung haben Meves und die sogenannten „Freiarbeitseltern“ der Grundschule Falkenstraße seit Montag etwas weiteres gemeinsam: Die Initiative „für mich. für uns. für alle“ zeichnete die Macher der ehrenamtlichen Projekte gestern mit dem Deutschen Bürgerpreis aus.
„In der letzten Stunde haben wir gelernt, wie man in einer Gaststätte ein Bier bestellt“, sagt Günter Schmickler. Der 69-jährige Teilnehmer der Englischgruppe hat Lehrer Meves (73) für den Preis vorgeschlagen. Der rüstige Schüler nennt das Lernprogramm „Reiseenglisch“: praktische Kenntnisse, die ermöglichen, ein Zimmer zu buchen oder im Restaurant zu bestellen.
„Wir sind alle schon älter und haben uns überlegt, was wir lernen können“, sagt Schmickler. Französisch und Spanisch seien noch im Gespräch gewesen, geeinigt habe man sich schließlich auf Englisch: „Die meisten kennen das noch von früher.“ Einmal pro Woche trifft sich die Gruppe für eine Stunde im Büro der CDU an der Freiheitstraße.
Auch Leute ohne Vorkenntnisse sind mit viel Engagement dabei und kommen im Stoff mit: „Meves macht das ganz hervorragend und locker. Da muss keiner Sorge haben, wenn er mal nicht gelernt hat“, sagt Schmickler. Als Belohnung für fleißiges Lernen plant die Gruppe demnächst eine Reise nach London.
Für viel jüngere Erkrather setzt sich Kay Gottschling (40) ein. Er hilft bei der sogenannten „Freiarbeit“. Die nimmt etwa die Hälfte des Stundenplans an der Montessori-Schule ein. Die restlichen Stunden sind normale Unterrichtsstunden, die Fachunterricht genannt werden. „Die Kinder bekommen einen Wochenplan, was sie bis zum Freitag lernen sollen. In welcher Reihenfolge sie das abarbeiten, ist ihnen überlassen“, erläutert der vierfache Vater.
Vor fünf Jahren habe er mit dem Engagement begonnen, sagt Gottschling: „Ich wollte die Bildung meines Sohnes begleiten.“ Der Wechseldienst als Zerspanungstechniker gebe ihm etwa alle zwei Wochen die nötige Zeit für den Einsatz in der Schule.
„Wenn jedes Kind etwas anderes macht, ist das natürlich Chaos“, sagt Gottschling. Ein bis zwei Helfer sollen deshalb für die Fragen der Schüler bereit stehen und so die Lehrer entlasten. Insgesamt sind rund 35 freiwillige Helfer an der Falkenstraße aktiv.
Das Engagement geht teilweise über reine Lernziele hinaus. So gebe es etwa gemeinsame Schachpartien, eine Zeitungs-AG und Waldkunde in der Schule.