Finanzmagier als Grüner
Langenfelds ehemaliger Bürgermeister Magnus Staehler belebt ein altes Rittergut im Auftrag eines Unternehmers wieder.
Erkrath/Zichtau. Fein proportionierte Ziegelbauten, sauber hergerichtete Werkstatthallen mit hohen Fenstern — für Magnus Staehler ist die Brügger Mühle an der Mettmanner Straße das neue Basislager geworden. Zwischen Kunstwerken in den Gängen plant der frühere Bürgermeister von Langenfeld die Wiederbelebung eines Ritterguts, 400 Kilometer entfernt, bei Stendal.
„Wir setzen einen Kontrapunkt in einem strukturell schwachen Gebiet“, sagt Staehler, seit 20 Monaten Berater des Erkrather Unternehmers Hasso von Blücher.
Am Gut Zichtau, vor DDR-Zeiten im Besitz der Familie seiner Mutter, investiere von Blücher in Arbeitsplätze, Bildung und Tourismus: „,Elfenbeinturm trifft Milchkanne’ könnte es ganz gut umschreiben“, sagt Staehler.
Der denkmalgeschützte Park aus dem 19. Jahrhundert und die Kastanienallee zum früheren Herrenhaus sollen Teil werden einer Gartenakademie des Landes Sachsen-Anhalt. Mit der Hochschule Anhalt in Köthen arbeite der dafür gegründete Verein zusammen: „Es gibt 15 000 historische Parks in Deutschland“, sagt Staehler. Wie sie zu erhalten seien, wie Pflanzen vermehrt und in der Landschaft kombiniert werden, dafür solle Zichtau ein Lernort werden.
Die Bausubstanz des alten Vierkanthofs wird saniert, teilweise auch erneuert. Ab den 1950er Jahren war Gut Zichtau staatlicher Betrieb der ehemaligen DDR, diente der Pflanzenproduktion und Saatzucht. Ein großer Teil der Bauten war verfallen als von Blücher das Gut in den 1990er Jahren zurück kaufte, erläutert Staehler.
„Ein Park ist ein so lebendiger Organismus, der muss liebevoll behandelt werden“, sagt Staehler. „Es geht um das Spiel von Licht und Schatten und die Frage, wie sich eine Anlage in die Landschaft einfügt.“ Seinen Sinn für Grünes habe er nicht erst in der Altmark entdeckt. Schottische Hochlandrinder seien sein Hobby.
„Das Gesamtprojekt muss wirtschaftlich laufen“, sagt Staehler. Eine „Stiftung Zukunft Altmark“ entstehe gerade, der Ertrag des Stiftungsvermögens käme der weiteren Entwicklung zugute.
„Es ist erstaunlich, was man in einem Jahr alles schaffen kann“, sagt der Berater. Mit einem Hausmeister und einer Fachkraft vor Ort sei das Projekt seine Angelegenheit. Um Sponsoren und Fördermittel von Land, Bund und Europäischer Union hätte er sich zu bemühen gehabt. Im Rahmen eines Bildungsprogramms zeigte die Wülfrather Künstlerin Katja Wickert ihre Malereien im ehemaligen Rinderstall.
Zu weit solle der Transfer aus dem Kreis Mettmann aber nicht gehen, sagt Staehler. Wissen und Arbeitskraft solle das Projekt aus seiner Umgebung schöpfen. Verbindungen vor Ort will der Langenfelder nutzen: „Zwölf Tage im Monat bin ich in Zichtau. Mit dem Bürgermeister spreche ich mehrmals pro Woche.“