Bürgerpreis für Haiti-Helfer
Seit 30 Jahren versuchen Ehrenamtliche aus Erkrath, das Leid in dem Karibikstaat zu lindern. Sie betreiben auch den Weltladen.
Erkrath. Eine kleine Lücke im Regal des Weltladens erinnert beharrlich an die Erdbebenkatastrophe: „Wir hatten den Café Creole aus Haiti, aber wir können schon seit einem Jahr keinen mehr bekommen“, sagt Cornelia Cloos vom Vorstand. Der Laden an der Bahnstraße ist ein wichtiger Knotenpunkt für die Erkrather Haiti-Hilfe.
Gestern erhielt die „Ökumenische Initiative für die Eine Welt“ den mit 500 Euro dotierten Bürgerpreis der Stadt Erkrath. Zu Beginn der Ratssitzung würdigten die Stadtverordneten damit das bürgerschaftliche Engagement des Vereins.
Es ist umfassende Hilfe im Elend, die der seit 30 Jahren bestehende Verein in der Karibik leistet: „Auf Haiti muss man für die Schulen bezahlen. Die Kinder können nicht schreiben und nicht lesen, aber sollen direkt arbeiten“, sagt Cloos, Hausfrau und Mutter zweier erwachsener Kinder. Die Erkrather unterstützen seit 20 Jahren eine medizinische Station in Ti-Tanyen, nahe der Hauptstadt Port-au-Prince. Im letzten Jahr war die Initiative wichtiger Teil im Aktionsbündnis für die Erdbebenopfer. Ganz Grundsätzliches ist nötig: So sollen die von den Erkrathern mitfinanzierten Latrinen in Ti-Tanyen Seuchen verhindern.
Mehr Unterstützung wünscht sich die Initiative für den Weltladen: „Wir suchen dringend Helfer“, sagt Cloos. Derzeit kann das Geschäft mit fair gehandelten Waren und Kunsthandwerk nur wenige Stunden öffnen, bleibt montags ganz geschlossen. Auch wer nur selten helfen kann, sei willkommen: „Wenn die Spaß haben, wollen die mehr“, sagt die zweite Vorsitzende. Ihr selbst gefalle es, den Kunden die zum Teil exotischen Waren zu erklären: die vielen Reissorten oder Quinoa, ein getreideähnlicher Samen aus Südamerika. Rezepte gebe sie gern weiter: „Wir laden uns gegenseitig ein und kochen zusammen, und dann wird gegessen“, sagt Cloos - ihre Augen leuchten dabei.
Kundin Britta Moske hat sich beeilt, um kurz vor Ladenschluss noch Geschenke kaufen zu können: „Die Öffnungszeiten sind ein Problem“, sagt die Erkratherin. Weil sie früher in der Kirche aktiv gewesen sei, kenne sie die Weltläden schon lange: „Die sind super freundlich hier. Man kann sehr gute Gespräche führen, über Glaubenssachen und über Alltägliches.“
Wichtig ist der Initiative seit ihrem Anfang der faire Handel. Neben Waren aus dem Handelshaus Gepa gibt es selbst importiertes: Paula Iten bringt immer wieder Kunsthandwerk von ihren Reisen mit.
Die Erkrather gaben für den fairen Handel sogar einen entscheidenden Impuls: Nach einer Diskussionsrunde Ende der 1980er Jahre, organisiert vom damaligen Vorsitzenden Bernd Roland, gründete sich die Fair-Trade-Organisation in Deutschland.
„Wir erhoffen uns durch den Bürgerpreis mehr Aufmerksamkeit für unsere Arbeit“, sagt Cloos. Das mit der Auszeichnung verbundene Geld wolle der Verein für die nächste Info-Veranstaltungen an der Johannesschule und am Gymnasium Neandertal einsetzen.