Der lange Weg der Heiligen Drei Könige
In der Kirche St. Johannes der Täufer stehen die Weisen aus dem Morgenland noch am Tabernakel.
Erkrath. Der Weg von Babylon nach Judäa ist sehr viel weiter als der vom Tabernakel in der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer zur Krippe am Ende des Gotteshauses. Gegangen sind diesen Weg nach Christi Geburt die so genannten „Weisen aus dem Morgenland“, weil sie ein besonders helles Sternengebilde gesehen hatten.
Wenn Pfarrer Günter Ernst die Figuren der Heiligen Drei Könige vom Tabernakel in der Kirche, wo sie bis zum 5. Januar stehen, in die Krippenlandschaft am Kircheneingang trägt, dann symbolisiert er gleichzeitig die lange Wanderung der Weisen von Babylon nach Judäa. An Epiphanias, dem 6. Januar, werden sie symbolisch an der Krippe angekommen sein.
Diesen Weg, so berichtet die Bibel, sind die weisen Astronomen gegangen, weil sie annahmen, dass die Planetenkonjugation (Stellung zweier Gestirne im gleichen Längengrad) von Jupiter und Saturn einen neuen König der Juden ankündigen sollte. Denn die antike Vorstellung war, dass der eine Planet ein Königsstern (Jupiter) war und der andere das Haus Israel (Saturn) symbolisierte.
Und Guido Schäfer, der Küster der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer, wollte es vor der Installation des Sternenhimmels hinter der Krippe ganz genau wissen und keinen „astronomischen Fehler“ begehen. Deshalb erkundigte er sich bei den Astronomen des Hochdahler Planetariums, wo genau am Himmel die Planeten Jupiter und Saturn zur Zeit der Geburt Christi standen. Nach fachmännischer Beratung erstrahlen diese Sterne jetzt als Leuchtdioden in der Krippenlandschaft genau da, wo sie wissenschaftlich hingehören oder fast genau.
Für Pfarrer Günter Ernst ist es in jedem Jahr eine beinahe „heilige Handlung“, die Krippe in der Kirche aufzubauen. Am 18. Dezember hat er sie aufgebaut, und zwar von 20 bis 24 Uhr — direkt nach der polnischen Beichte. Es sollte alles sein wie immer. Das Heu, die Zweige, die Beleuchtung, die Tiere, die Feuerstelle, das Moos, der Kies, jedes hatte seinen vorbestimmten Platz.
Die Handbewegungen der Figuren, wie etwa Josef oder die Hirten, erlauben ja auch keine Neugestaltung. Wer die Flöte spielt, muss neben das Jesuskind. Und wer zur Krippe deutet, kann auch nur dort stehen, wo die Krippe ist. Für die katholischen Christen in Erkrath gehört die Krippe zur Tradition, und genau so wie sie immer war. „Es ist wie es ist“, sagt der Pfarrer.
Im Jahr 2015 aber gibt es doch ein Novum. In der Kirche stehen nämlich zwei Krippen. Die eigene und die aus St. Mariä Himmelfahrt in Unterbach. Die Schwesterkirche wird renoviert, die Gläubigen kamen Weihnachten entweder nach Erkrath oder gingen ins Unterfeldhauser Gemeindezentrum. Die Unterbacher Krippe steht vorübergehend vorne neben dem Altar. Im kommenden Jahr geht sie dann zurück in die renovierte Unterbacher Kirche.
Am Dreikönigsfest und dann noch am Donnerstag, 7. Januar, werden die Erkrather Sternsinger die Kirche St. Johannes der Täufer, die Krippe und den Pastor besuchen und ihre Inschrift an der Kirchentür hinterlassen.