Die Bahnstraße verwaist immer mehr
Die Menschen in Erkrath zeigen wenig Interesse an ihrer eigenen Stadt. Sie fahren zum Einkaufen in die Nachbarstädte. Veranstalter beklagen mangelnde Beteiligung der Bürger.
Erkrath. Mit der offenen Diskussionsrunde in der Stadthalle in Alt-Erkrath ging am Dienstag die erste Serie der Stadtteilkonferenzen zu Ende. Wie schon in Hochdahl waren rund 50 Bürger gekommen, um ihre Fragen, Kritik und Anregungen beim Bürgermeister loszuwerden. Im Mittelpunkt stand diesmal das Verhalten der Bürger selbst. Ob Niedergang der Bahnstraße, Vermüllung des Stadtbildes oder Teilnahme an lokalen Veranstaltungen, alles hängt damit zusammen, wie die Erkrather mit ihrer Stadt umgehen, und das machte einigen Teilnehmern Sorgen.
Eine Bürgerin auf der Stadtteilkonferenz
Die Leerstände auf der Bahnstraße (jetzt hat auch der Spielwarenladen aufgegeben) sind ein frustrierendes Thema, das immer wieder bei Bürgerbeteiligungen zur Sprache kommt. Christoph Schultz kann nur immer wieder klarstellen, dass hier die Kräfte des freien Marktes wirken und die Stadt nur wenig Einfluss hat. Er selbst habe durchaus schon den Schulterschluss mit den Eigentümern gesucht, doch für die Unternehmer, die größtenteils nicht aus Erkrath kommen, zähle die Wirtschaftlichkeit des Standorts. Einige Teilnehmer mahnten an, die Bürger müssten ihr eigenes Kaufverhalten hinterfragen. Wer zum Einkaufen lieber nach Düsseldorf oder Hilden fahre oder gar im Internet bestelle, dürfe sich nicht über eine tote Innenstadt beschweren.
Dasselbe gelte auch für das kulturelle Leben in der Stadt. Künstler und Kleinveranstalter Ralf Buchholz berichtete, er habe seine erst im Frühjahr gestarteten Krimilesungen „Kurhaus blutrot“ einstellen müssen, weil zu wenige Gäste kämen. Auch die Beteiligung an eben dieser Stadtteilkonferenz sei „echt mickrig“, sagte Buchholz. Auch wenn man darüber geteilter Meinung war: Dass in Erkrath nichts los sei, fand auch eine zugezogene Düsseldorferin. „Ich würde gerne mehr in Erkrath unternehmen, aber wenn ich abends durch die Straßen gehe, treffe ich niemanden“, sagte sie. Selbst zu den Veranstaltungen in der Stadthalle kämen mehr Leute von außerhalb als Erkrather.
Generell müsse die Stadt mehr aus ihren Möglichkeiten machen und ihr Tourismusmarketing verbessern, fand Ralf Buchholz. Im Fokus müsse natürlich die Fundstelle des Neandertalers stehen, aber man könne auch über Segway-Touren und Merchandise-Artikel wie T-Shirts und Baseball-Kappen nachdenken. Dafür müsse jedoch an anderer Stelle gespart werden. „Die Stadt schmeißt zu viel Geld für unnütze Dinge wie Marktforschungsstudien raus“ schimpfte Buchholz. Gerade wenn man regelmäßig kurz vor einem Haushaltssicherungskonzept stehe, müsse man jeden Pfennig umdrehen. Diese Kritik wies der Bürgermeister zurück, die Ausgaben seien wohlüberlegt und nicht sinnlos.
Vielleicht könnte der neue Bußgeldkatalog, der demnächst vom Rat verabschiedet werden soll, die Kasse etwas aufbessern. Viele Bürger beschweren sich nämlich über Müll in den Straßen. Künftig soll die unsachgemäße Entsorgung von Müll, Zigarettenkippen und Hundekotbeuteln empfindlich mehr Geld kosten. „Wir wollen den Bußgeldkatalog in Kartenform drucken und an die Bürger verteilen“ sagte Christoph Schultz. Das habe sich in anderen Städten bewährt, um die Bürger zu sensibilisieren.