Die Düssel: Eine vergessene Idylle
Wild romantisch ist ein Spaziergang an der Düssel entlang. An den Ausbau eines Wegenetzes ist derzeit aber nicht zu denken.
Erkrath. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis in Alt-Erkrath mal an romantische Spaziergänge entlang aller nicht durch Straßen verbauten Düsselabschnitte zu denken ist. Für Alexander Weis jedenfalls, Fachbereichsleiter Stadtplanung, ist es zwar ein „mögliches Projekt der Stadtentwicklung“, aber auf der Prioritätenliste nicht gerade im obersten Bereich, wegen „beschränkter Kapazitäten“.
Dabei ist das Stadtentwicklungskonzept seit 2015 beschlossene Sache, inklusive des „Entwicklungskonzepts Düssel“, das die Optimierung der Wegebeziehungen und die Ausstattung mit Sitzgelegenheiten und Beleuchtung vorsieht, das den Fluss ganz explizit als „enormes Potenzial für Alt-Erkrath“, als „Erholungs- und Erlebnisraum“ wertschätzt. Versehen übrigens mit der Umsetzungsperspektive „kurzfristig“. Geschehen ist aber noch nichts.
Bernd Herrmann, Reiseunternehmer
Die Erkrather haben das Vorhaben allerdings nicht vergessen. In einem Internetforum tauschen sie sehnsuchtsvolle Botschaften aus, träumen von einem „gepflegten Uferpromenadenweg mit Bänken und Beleuchtung, der Jung und Alt als innerstädtisches Naherholungsgebiet einlädt“, bedauern das stiefkindliche, teils völlig zugewucherte und unerreichbare Dasein der von Ost nach West durch Alt-Erkrath fließenden Düssel als nicht ausgespielten Trumpf, bekennen lokalpatriotisch „wir sind das Dorf an der Düssel“.
Und schließlich sei Erkrath ja auch einmal Kurstadt gewesen, wozu ein Sommerfrische-Wanderweg doch bestens passen würde, auch — wenn nicht gerade — vor dem Hintergrund der jetzt 50-jährigen Stadtgeschichte, die derzeit groß gefeiert wird. Diese Kurstadt-Tradition, die sogleich an hohe Aufenthaltsqualität denken lässt, verpflichtet — das findet auch Bernd Herrmann, der als Reiseunternehmer weiß, dass mittlerweile viele Wanderer wegen des Neanderlandsteigs in die Stadt kommen, dass damit das Thema Wandern „in Erkrath angekommen ist“.
Ein Promenadenweg wäre doch eine perfekte Schiene, um Wanderer auf dem Weg ins Neandertal in die Stadt zu holen, denn Tourismus sei auch für kleinere Städte wie Erkrath ein wichtiges Thema, sagt Herrmann, und betont: „Den Weg zu machen ist absolut möglich“. Für den, der das bezweifelt, will Herrmann demnächst eine Wanderung entlang der Düssel anbieten, vom Skaterplatz bis zur Autobahnbrücke. Seine Begleiter werden dann sehen, wie wunderschön es dort ist, etwa auf dem knorrigen Trampelpfad (Vorsicht: Stolpergefahr), den man von der Brücke am Ende der Bachstraße (links abbiegen) erreichen kann. Er führt auch an einer Gedenktafel der Jonges vorbei, die an das Luft- und Freibad erinnert, das es dort in der 20er Jahren des 19. Jahrhunderts gab. Bis heute ragt der Rest einer Badeleiter aus der Erde und erinnert an warme Sommer und erfrischendes Vergnügen „So etwas findet doch keiner, wenn da kein ausgebauter Weg dran vorbeiführt“, bedauert Herrmann. Er sollte Politik und Verwaltung zu seiner Wanderung einladen. Vielleicht hilft’s.