Eis schützt gegen die Kälte

Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, haben Strategien gegen die frostigen Temperaturen entwickelt. Die Marktbeschicker verraten, welche genau das sind.

Hochdahl. Donnerstagmorgen auf dem Hochdahler Markt in Erkrath: Bibbernd wippt die Kundin vor dem Stand von „Tante Tomate“ auf ihren Füßen. „Geben Sie mir bitte noch von den schwarzen Oliven“, sagt sie ungeduldig. Verkäuferin Angela Vergeest protestiert: „Aber Sie müssen doch erst mal probieren!“

Doch bei minus zehn Grad hat die Kundin keine Lust auf Verkostung. Zügig ordert sie noch eingelegte Champignons und eine Paprikacreme. Puh, geschafft. „Und Sie Ärmste müssen hier den ganzen Tag stehen“, bemitleidet sie die Verkäuferin, ehe sie sich auf den Weg ins Warme macht.

Trotz eisiger Kälte haben fast alle Marktbeschicker ihre Stände aufgebaut. Auch Kunden sind gekommen. Allerdings weniger als an anderen Tagen. Sie erledigen ihren Einkauf schnell und zielgerichtet. Zum Bummeln laden die Temperaturen ja auch wirklich nicht ein.

„Man darf sich nicht zu dick anziehen“, sagt Angela Vergeest. Sonst werde die Durchblutung blockiert. Dicke Handschuhe sind für sie tabu: Sie will ihre Kunden ja noch Antipasti probieren lassen. Damit die Hände unter den fingerlosen Handschuhen dennoch nicht einfrieren, hat sie Wollstulpen über die Unterarme gezogen. „Wichtig ist eine durchgängig warme Linie“, weiß sie.

Der Devise folgen auch die Einkäufer auf dem Markt. Sockenverkäufer Lothar Peters hat gut zu tun. Der Verkaufsschlager: eine kanadische Mütze, die gleichzeitig ein Schal ist und fest am Kopf zugezogen werden kann. „So halte ich mich warm“, erzählt er. Wenn die Kälte zu sehr in die Knochen kriecht, geht’s in die Kneipe. „Einen schönen Glühwein trinken“, sagt Peters.

Die meisten anderen Händler behelfen sich mit kleinen Heizlüftern, die sie in ihre Wagen gestellt haben. Viel mehr Sorgen als um sich selbst macht sich Fischhändlerin Ursel Nägel um ihre Ware. „Wir müssen ordentlich Eis auf den Fisch packen, damit er vor der Kälte geschützt ist“, sagt sie.

Das klingt absurd. Ist aber schnell erklärt: Auch Eis ist ein guter Wärme-Isolator und schirmt die Ware gegen die Minusgrade ab. Nägel: „Die mag der Fisch nämlich nicht so gern. Er braucht Temperaturen um zwei Grad.“ Plus, wohlgemerkt.

Für das Geflügelfleisch, das Hartmut Hager anbietet, ist die Kälte hingegen kein Problem. „Wir hatten schon minus 20 Grad. Da ist es beim Einräumen der Theke eingefroren“, erinnert er sich. Jetzt ist es einfach unangenehm für die Menschen. Hager wärmt sich mit einer Fellmütze.

Regelrecht gegen die Kälte abgeschirmt haben sich Obst- und Gemüsehändler Siegfried Schultk und seine Kollegen. Rund um die Ware haben sie einen Pavillon gespannt, das Innere halten sie mit Heizlüftern auf Temperatur. Für die Ware oder die Menschen? „Beides“, sagt Schultk lachend. Er will seinen Kunden frostfreie Möhren anbieten. Selbst exotische Früchte und Salate, denen die Kälte besonders zusetzen würde, kann er so verkaufen.

Alles anbieten kann auch Imkerin Erika Winzen — mit einer Ausnahme: „Die Kerzen habe ich nicht dabei. Ich hatte Angst, dass die bei der Kälte brechen.“ Sich selbst hält sie mit heißem Tee warm — natürlich mit Honig. Der ist auch in der „Bienenkosmetik“, die sie anbietet. „Die schützt das Gesicht vor Minustemperaturen“, sagt sie.

Angezogen hat sie sich nach dem Zwiebelprinzip: ganz viele Schichten übereinander. Und abends schnell ab ins Warme? „Lieber langsam die Temperatur steigern“, rät Winzen. „Sonst tut es weh, wenn das Blut in den Körper schießt.“