Kultur in Erkrath Verrückte Familie zum Saisonstart

Erkrath · Die Tournee-Ensembles sind gebucht, das Theaterprogramm für Herbst und Winter steht. Jetzt muss es nur noch auf Publikumsinteresse stoßen. Aktuell meldet die Stadt aber erst einmal rückläufige Abozahlen.

Zum Saisonstart wird am Mittwoch, 28. September, die Komödie „Monsieur Claude 2“ nach dem gleichnamigen Kinofilm gespielt.

Foto: Helmut Seuffert

Das Publikum sei nach der langen Zeit mit Corona-Beschränkungen noch nicht wieder in zufriedenstellendem Maße in Säle und Hallen zurückgekehrt, beklagen Kulturveranstalter. Viele, allzu viele Plätze blieben leer und brächten die Organisatoren nicht zuletzt in finanzielle Not. Auch in Erkrath ist in Sachen Theaterbesuch noch reichlich Luft nach oben, wie die Kulturabteilung der Stadt informiert.

„Kulturelle Leistungen“, wie es auf Verwaltungsdeutsch heißt, lässt die Stadt sich derzeit pro Saison 130 000 Euro kosten. Schwarze Zahlen schreibt sie in diesem Bereich nie, jedes verkaufte Ticket zählt. Aber hier hakt es derzeit: Für die neue Saison 2022/2023 gibt es bisher 228 Anmeldungen von Bürgern, die ein Abonnement und damit regelmäßig ins Theater wollen. Die Nachfrage sei noch zögerlich, da wohl die Sorge bestehe, dass es im Herbst wieder zu Einschränkungen kommen könne, heißt es aus dem Kulturamt.

 „25 km/h“ sorgt am 7. Dezember für Unterhaltung.

Foto: Helmut Seuffert

Zum Vergleich: Vor Corona zählte die Stadt rund 400 Abonnentinnen und Abonnenten pro Saison, also in etwa doppelt so viele. Der Rückgang wird sich in der Bilanz wohl deutlich niederschlagen, aber es können ja immer noch Abos und natürlich Einzelkarten erworben werden. Pro Veranstaltungsabend stellten sich im Verlauf der Saison 2021/22 durchschnittlich 290 Besucher in der Stadthalle ein, wobei es bis April 2022 noch ein reduziertes Sitzplatzangebot für mehr Abstand zwischen den Besuchern gab. Im Normalbetrieb bietet die Halle an der Neanderstraße Platz für 600 Zuschauer.

Das Schauspiel „Spatz & Engel“ ist den beiden Diven Marlene Dietrich und Edith Piaf gewidmet, die eine innige Beziehung verband.

Foto: Helmut Seuffert

Publikumsrenner der abgelaufenen Saison war der Abend mit Comedian Johann König im Mai, als alle Plätze wieder freigegeben waren, vor 586 Gästen. Die Theaterabende waren im Durchschnitt alle gleich besucht, mit rund 250 Gästen. Insgesamt haben in der abgelaufenen Saison 4644 Personen (bei bis April 2022 verknapptem Platzangebot) eine Kulturveranstaltung in Erkrath erlebt, vor Corona (Saison 2018/2019) waren es 7583 Personen. „Die Gäste waren aufgrund der Corona-Pandemie noch sehr vorsichtig und zurückhaltend“, sagt das Kulturamt zu den Zahlen.

Den allgemeinen Preissteigerungen geschuldet, müssen Erkrather Theatergänger künftig etwas tiefer in die Tasche greifen. Einzelkarten kosten nun nicht mehr 22, sondern 23 Euro, und für ein 8er-Abonnement werden statt 123 jetzt 128 Euro fällig. Stabil bleibt hingegen die Mischung – romantisch, kriminell, traurig und komisch wird es auch in der kommenden Saison auf Erkraths Bühnenbrettern zugehen, immer mittwochs und immer um 20 Uhr. Am 28. September wird die französische Komödie „Monsieur Claude 2“ nach dem gleichnamigen Film von Philippe de Chauveron und Guy Laurant gegeben. Monsieurs vier Schwiegersöhne bereiten neues Kopfzerbrechen, sie wollen samt Anhang in alle Welt verschwinden – dramatische Verwicklungen sind garantiert.

Nachdem Bühnenautor Florian Zeller mit Welterfolgen wie „Die Wahrheit“ oder „Die Lüge“ das Theaterpublikum begeistert hatte, folgte jetzt eine Beziehungskomödie namens „Die Kehrseite der Medaille“, in Erkrath zu sehen am 19. Oktober. Locker, flockig und ein bisschen klischeehaft, aber sehr amüsant, schreiben die Kritiker. Mit „Lügen haben junge Beine“ bleibt das Programm am 23. November, komödiantisch-munter. Diesmal geht es um einen zweifach verheirateten Taxifahrer, der ein ausgeklügeltes Doppelleben führt, das sich, na klar, bis zum Äußersten zuspitzt. Den Jahresabschluss gestaltet dann am 7. Dezember die Bühnenversion des Kinoerfolgs „25 km/h“ über zwei Brüder, die bei der Beerdigung ihres Vaters nach 30 Jahren zähneknirschend aufeinandertreffen, aber dennoch beschließen, per Mofa eine Deutschlandtour zu machen und damit ihren Jugendtraum wahr werden zu lassen.

Neues Jahr, neues Theaterglück heißt es dann am 25. Januar mit „Himmlische Zeiten“. Vier Frauen treffen sich auf der Privatstation einer Klinik. Auch wenn sie alle in einer Krise stecken, wird ihre Begegnung zu einer Hymne auf das Leben: „Wonderful World“. Am 22. Februar folgt „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“. Mit Anfang 20 entflieht Joachim der Enge seiner norddeutschen Heimat. Er will seinen Zivildienst in München leisten, besteht eher nebenbei die Aufnahmeprüfung an einer renommierten Schauspielschule – und zieht zu den Großeltern in eine Villa. Er muss den Spagat meistern zwischen schlauchender Schauspielausbildung und dem Zusammenleben mit den exaltierten Großeltern. Und dazwischen? Die Pein des Erwachsenwerdens.

„Spatz und Engel“ am 15. März handelt von der Begegnung von Edith Piaf, dem „Spatz von Paris“, und Marlene Dietrich, berühmt durch den Film „Der blaue Engel“, 1948 in New York. Beide werden Freundinnen. Zum Abschluss der Saison heißt es am 19. April „Und wer nimmt den Hund?“. Diese Frage stellen sich Marion Kracht und Michael Roll als Doris und Georg, die sich eigentlich trennen wollen, am Ende aber unvermutete Gefühlswirrungen durchleben.