Erkrather raubte mehreren Jugendlichen Handy oder Bargeld
Der 23-Jährige hat krankhafte Aggressionsschübe. Sein Versuch, das Haus seiner Eltern anzuzünden, konnte vereitelt werden.
Erkrath/Wuppertal. So schlecht war es eigentlich gar nicht gelaufen für den Angeklagten aus Erkrath, der sich derzeit vor dem Landgericht Wuppertal wegen Raubes und räuberischer Erpressung verantworten muss: Auf dem Weg zur Zwischenprüfung im zweiten Lehrjahr bei einem Teppichfachbetrieb, mit einer guten Ausbildungsvergütung und der Wohngelegenheit bei den Eltern in Erkrath, darf man sicher von guten Chancen und auch von altersgemäßem Komfort sprechen.
Wäre da nicht eine schizo-affektive Störung gewesen, die eine Einnahme von Medikamenten erforderlich machte. Hinzu kam — möglicherweise als Mit-Auslöser oder Verstärker — eine Vorliebe für Marihuana. Das Absetzen der dämpfenden Tabletten vor zwei Jahren sollte eigentlich das Lernen zur Zwischenprüfung erleichtern. Stattdessen löste sich aber dadurch aus Sicht des Angeklagten die Bremse — was ihn zum ersten der vor Gericht verhandelten Fälle führte.
Auf der Grünstraße raubte er einem damals 14-Jährigen das gerade einmal vier Tage alte Nobelhandy. Der wollte ihm auf seine Frage nach einer Adresse helfen, als ihm der Räuber das Geburtstagsgeschenk entriss und weglief. Nur einige Tage später zog der Angeklagte diese Nummer nochmals durch: Er lockte einen schmächtigen 13-Jährigen unter einem Vorwand aus einem McDonalds heraus, bedrohte ihn durch das Vorzeigen eines Klappmessers und mit den Worten ‚Ich stech’ Euch alle ab!’. Mit dem gestohlenen Handy verschwand er blitzschnell in der S-Bahn. Doch die Freundinnen des Opfers hatten aus dem Restaurant heraus bereits die Polizei alarmiert.
Und auch sonst lief es nicht für den Angeklagten: In der S-Bahn bot er einer Frau vergeblich das frisch geraubte Handy zum Kauf an. Die wiederum schickte von ihrem eigenen Handy aus der Polizei einen Schnappschuss des Angeklagten. Der Rest war Routine für die Bundespolizei: Sie griff den Handyräuber am Hauptbahnhof auf. Seine leuchtend rote Mütze hielt zwar warm, war aber als Tarnkappe nicht wirklich geeignet. Glück für das 13-jährige Opfer, das sein teures Handy ohne Kratzer prompt wieder zurückbekam.
Eine größere Pause von mehreren Monaten folgte, in der die Aggressionsschübe des Angeklagten in einer Klinik medikamentös gedämpft wurden. Derweil wurden in anderen Gerichtsverfahren — unter anderem in Langenfeld — ähnliche Delikte abgeurteilt, die zu Geldstrafen und einer Bewährungsstrafe führten. Der Versuch, während eines Aggressionsschubs das Elternhaus anzuzünden, konnte vereitelt werden.
Dann wurde der Erkrather doch noch einmal aktiv. Es gab da zwei Kumpels aus der Altstadt, von denen er lediglich die Spitznamen kannte. Die hatten ihm die Wiederbeschaffung seines (vermutlich vom eigenen Altstadtkumpelkreis geklauten) Handys versprochen, aber erfolgreich war das nicht. Also ließ er, mit Marihuana-benebeltem Kopf, seinem Frust am Höherweg freien Lauf. Er forderte von zwei Passanten die Herausgabe von Bargeld und drohte mit zwei angeblich bewaffneten Schattenmännern auf der anderen Straßenseite. Als sich diese näherten, bekam er immerhin 125 Euro. Das Geld wurde schnell aufgeteilt, die Beteiligten rannten in alle Richtungen davon. Nur der Angeklagte blieb „wie eingefroren“ stehen und ließ sich von der herbeigerufenen Polizei verhaften. Vermutlich wurde ihm klar, dass er gerade seine Bewährung verspielt hatte.
Derzeit sitzt der 23-Jährige in Untersuchungshaft. Er war von Anfang an in allen Punkten geständig und entschuldigte sich bei dem 16-Jährigen. Die Eltern des Angeklagten verfolgten still und sichtlich mitgenommen die Verhandlung. Der Prozess wird fortgesetzt.