Erkraths Stromkästen bekommen Farbe

Grau war gestern. Die Stadtwerke haben grünes Licht für die Verschönerung ihrer Stromschränke gegeben.

Foto: Achim Blazy

Erkrath. Sie ärgern sich beim Gang durch die Stadt oder gar beim Blick aus dem heimischen Fenster über schmutziggraue Kästen am Wegesrand? Um dem abzuhelfen, könnte es mit einem Anruf bei Ralf Buchholz schon fast getan sein. Der Wahl-Erkrather, Mitglied der Neanderart-Künstlergruppe, organisiert nämlich die groß angelegte Verwandlung vom Schandfleck zum Hingucker — vorausgesetzt, die Stadtwerke haben den Kasten für die Aktion freigegeben und es findet sich ein Sponsor, der bereit ist, 20 Euro auszugeben, damit Sprühfarbe eingekauft werden kann.

Foto: Achim Blazy

Dafür dürfen Sponsoren dann auch noch mitentscheiden, welchem Thema des Spektrums „Stadt Erkrath oder Energie“ sich der Graffiti-Profi — übrigens ohne Honorar — widmet. „Das ist die Idee hinter der Aktion: Sie soll nicht teuer sein, die Bürger mit einbeziehen und Sprayern die Möglichkeit geben, ganz legal etwas in der Öffentlichkeit zu machen“, sagt Buchholz. Er selbst hat seit Beginn der Aktion im vergangenen Jahr mehrere Kästen gestaltet, darunter einen für die Erkrather Spielplatzpaten, die sich ein passendes Motiv wünschten.

Foto: Achim Blazy

Ralf Buchholz, Künstlergruppe Neanderart

Gesagt, besprochen, getan — jetzt können sich Fußgänger an der Neanderstraße über Sandeimer, Ball und Schaufel freuen, umrahmt von ganz viel Grün. Sponsor könne eben jeder werden, betont Buchholz, egal ob Privatpersonen, Firmen oder Vereine — insgesamt 580 Stromkästen stünden im gesamten Stadtgebiet schließlich noch in der Warteschleife. Einen davon, ebenfalls an der Neanderstraße, hat Petra Hanten-Dang verschönern lassen. Sie wohnt nicht nur an der Neanderstraße, sondern bietet in ihrer Villa, ehemals Wohnsitz einer Fabrikantenfamilie, auch Zimmer mit Frühstück an.

Graffiti-Profi Marc Holzheier aus Düsseldorf hat die Besonderheiten der Adresse aufgegriffen — historische Villa mit moderner Doppelnutzung direkt gegenüber der ehemaligen Eisengießerei Pose Marre — und industrielle Formen verfremdet, rechts oben am Kastenrand mit einem schnörkeligen „Bed&Breakfast“-Schildchen garniert. Ein dezenter Hinweis auf das Gewerbe, mit dem Buchholz allerdings keine Probleme hat.

„Plumpe Werbeschriftzüge machen wir nicht, aber wenn ein Schreiner als Sponsor sich beispielsweise ein Motiv mit Holz wünscht, ist das kein Problem“, sagt Buchholz. Neben Werbung sind auch Politik, Sex und Crime tabu, denn „wir wollen Farbe und Freude in die Stadt bringen und keinen Ärger haben.“

Die Reaktionen auf die schrittweise Verschönerung seien bis jetzt durchgängig positiv, wenn auch bei der Arbeit unter freiem Himmel schon mal gefragt werde, ob das Ganze denn auch legal sei. Völlig — beruhigt Buchholz dann, Kastenstandorte und Motivwahl würden vorher mit den Stadtwerken abgestimmt.

Es gab allerdings auch schon Anwohner, die keinen bemalten Kasten vor der Haustür haben wollten — „Schade, aber auch das wird akzeptiert“, betont Buchholz.