Erkraths „trauriger Umgang“ mit der Düssel

Manfred Bicker ist dem Fluss bis zu seiner Quelle und den Mündungen gefolgt und dokumentiert dies in seinem Buch „Die Düssel und ihr schönes Umfeld“ mit vielen Fotos. Erkraths Umgang mit der Düssel findet er nicht angebracht.

Foto: Achim Blazy

Erkrath/Düsseldorf. In Düsseldorf begegnet man der Düssel immer wieder an ganz unterschiedlichen Stellen. Das heißt: Wirklich begegnen tut man ihr nicht überall, denn mancherorts verläuft sie heute unterirdisch. Mit der Frage „Wussten Sie, dass die Düssel unter der Gerresheimer Glashütte und sogar unter der Eissporthalle an der Brehmstraße her fließt?“ stellt Manfred Bicker auch so manchen Düsseldorfer auf die Probe.

Bicker ist gebürtiger Düsseldorfer und lebt heute in Erkrath. Beruflich und privat ist er viel und weit gereist. Seit er im Ruhestand ist, entdeckt er auch die Welt gleich vor der Haustür. Dabei erkundet er seine Heimat am liebsten auf ausgiebigen Spaziergängen oder mit dem Klapprad. Einen kleinen Fotoapparat hat er dabei stets in der Tasche, um Schönes — oder auch weniger Schönes — festzuhalten.

„Obwohl ich in Düsseldorf geboren und aufgewachsen bin, wusste ich kaum etwas über den Verlauf der Düssel und noch weniger über ihr Umfeld“, nennt Bicker seine Motivation, sich zweieinhalb Jahre ausgiebig mit unserem Heimatflüsschen und der angrenzenden Städte und Ortschaften zu befassen. Von seinem Wohnort in Alt-Erkrath aus hat er sich zunächst flussaufwärts zum Quellgebiet oberhalb von Neviges und Wülfrath begeben.

Dort angekommen, war er erst einmal maßlos enttäuscht: „Meine Erwartungen nach all den schönen Etappen zuvor waren hoch — viel zu hoch, wie sich herausstellte. Die Quelle ist eine einzige Müllhalde.“ Darauf, dass bei Neviges ganz unspektakulär mehrere kleine Rinnsale den späteren Bach speisen, hatte er sich ja eingestellt. Dass aber die Düsselquelle auf einem verwahrlosten Privatgelände „voller Unrat“ ausgeschildert ist, macht ihn traurig und wütend zugleich. „Eine Quelle ohne Wasser“, schreibt er in seinem Buch und zeigt darin eine Reihe von Fotos, deren Motive an wild entsorgten Müll an einem längst vergessenen Ort erinnern.

Spätere Wanderungen führten Bicker dann durch Düsseldorf flussabwärts bis zur Mündung. Nur wenigen ist bewusst, dass sich die Düssel in Gerresheim, kurz hinter der Stadtgrenze von Erkrath, in einen nördlichen und einen südlichen Arm aufteilt, die sich in ihrem weiteren Verlauf abermals teilen. Unter dem Namen Brückerbach fließt das Wasser der Düssel im Süden in der Nähe der Düsseldorfer Uni in den Rhein; ganz im Norden in Kaiserswerth wird sie zum Kittelbach. Weniger idyllisch münden die beiden anderen Düsselarme auf Höhe der Altstadt: Hier fließt ihr Wasser unter der Promenade durch Kanäle in den Rhein.

Während Manfred Bicker in Düsseldorf und vielen anderen Orten immer wieder vorbildliche Beispiele fand, wie der Fluss attraktiv in die Stadtplanung integriert wurde, fehlt ihm das gerade in seiner heutigen Heimat Erkrath: „Alle Orte in Düsselnähe bieten viel Interessantes und Schönes. Alt-Erkrath gehört leider nicht dazu und das ist traurig, denn es wäre möglich gewesen.“ Auf dem Gelände von Pose-Marré hätte man die Gelegenheit gehabt, unter Einbeziehung der Düssel „eine wunderschöne grüne Oase“ zu schaffen, schreibt er.

„Auf meinen Wanderungen habe ich viel gesehen und mir dazu meine Gedanken gemacht“, erklärt Bicker seine oftmals sehr subjektiv geschilderten Einstellungen und Schlussfolgerungen. Diese Eigensinnigkeit verleiht dem Buch, das hauptsächlich von Bildern lebt, allerdings auch seinen Charme und Unterhaltungswert. Kommerzielle Interessen verfolgt der Hobby-Autor damit nicht.

„Es ist eine Liebeserklärung an eine Region, in der ich zwar aufgewachsen bin, deren Schönheit sich mir aber erst spät in meinem Leben vollständig erschlossen hat“, sagt er.