Hochdahl Grüne Beleuchtung wird zum Politikum in Erkrath

Erkrath · Die „Bürger mit Umweltverantwortung“ (BmU) halten den in grünes Licht getauchten Schornstein des Blockheizkraftwerks für keine gute Idee. Er widerspreche einer Vereinbarung gegen Lichtverschmutzung.

Der Schornstein am Hochdahler Blockheizkraftwerk erstrahlt im Dunklen in leuchtendem Grün.

Foto: Stadtwerke Erkrath

Für die Stadtwerke ist es ein Marketing-Coup, der auf ihr Engagement für umweltfreundlich erzeugte, grüne Fernwärme hinweisen soll, für die Ratsfraktion der „Bürger mit Umweltverantwortung“ (BmU) ist es dagegen ein unerfreuliches Plus an Lichtverschmutzung und damit eher ein Zeichen für umweltfeindliches Verhalten. Einfach hinnehmen will die Fraktion die abendliche grüne Ausleuchtung des Schornsteins am Hochdahler Blockheizkraftwerk daher nicht.

Zumal der Ausschuss für Umwelt und Planung erst Anfang Dezember vergangenen Jahres die Stadtverwaltung auf BmU-Antrag beauftragt hatte, eine Öffentlichkeitskampagne auszuarbeiten und durchzuführen, die auf wesentlichen Aspekte einer insekten- und umweltschonenden Beleuchtung sowohl für funktionales auch als dekoratives Licht besonders für private und gewerblich betriebene Beleuchtung hinweist. Dass jetzt ausgerechnet die Stadttochter Stadtwerke in einer weithin sichtbaren Effektbeleuchtung den Schornstein ihres Fernheizwerkes in den Abendstunden illuminiert, sorgt für Kopfschütteln bei BmU-Chef Bernhard Osterwind.

Ist die Stadtverwaltung vorab informiert worden? Wie hat sie reagiert? Gab es zu dieser Maßnahme Abstimmungsgespräche mit der Stadtverwaltung? Wird die Stadtverwaltung versuchen, die Stadtwerke im Sinne des vorangegangenen politischen Beschlusses zur Milderung von Lichtverschmutzung zu beraten? Das will die BmU jetzt mit einer Anfrage an die technische Dezernentin Carola Beck herausfinden.

In einer Pressemitteilung hatten die Stadtwerk betont, dass die neue Beleuchtung im Einklang mit den Klimazielen der Fernwärme Hochdahl stehe, die vollständig klimaneutral werden solle. Unter dem Motto „Fernwärme wird grün“ werde der Schornstein nun bei Einbruch der Dämmerung grün angeleuchtet – „ein sichtbares Zeichen für den Wandel hin zu erneuerbaren Energien“, hießt es von den Stadtwerken. Dank moderner LED-Technologie erfolge die Anstrahlung gezielt und energieeffizient. Besonderes Augenmerk sei auf die Minimierung von Lichtemissionen gelegt worden.

„Die präzise Ausrichtung der Lichtstrahlen verhindert Streulicht-Effekte, sodass weder die Umgebung noch die Tierwelt beeinträchtigt werden“, erläuterten die Stadtwerke. Mit einer Gesamtleistung von lediglich 300 Watt bleibe der Energieverbrauch äußerst gering. Der jährliche Verbrauch liege bei 450 Kilowattstunden und stamme aus regenerativen Quellen. Um Ressourcen zu schonen und Lichtverschmutzung zu vermeiden, werde die Beleuchtung zwischen 24 und 5 Uhr abgeschaltet. Die eingesetzten LEDs seien nicht nur besonders langlebig, sondern auch extrem stromsparend.

Doch die BmU meldet Zweifel an und sieht vor allem die Aussage der Stadtwerke, die Beleuchtung erfolge „ohne Lichtverschmutzung“, kritisch. Dies sei, so die BmU, fachlich nicht haltbar, da jede künstliche Lichtquelle, insbesondere in exponierter Lage, zu Lichtemissionen beitrage. Die zylindrische Form des Schornsteins führe zwangsläufig zu besonders breit gestreuten Reflexionen und einer unkontrollierten Abstrahlung in die Umgebung. Auch sei eine vollständige Vermeidung von Streulicht technisch nicht möglich, da weiße Oberflächen die Intensität des Lichts steigerten.

Lichtverschmutzung, darauf weist die BmU erneut hin, sei ein wachsendes Problem mit wissenschaftlich belegten negativen Auswirkungen auf Ökosysteme. Künstliche Beleuchtung könne Insekten anlocken und dezimieren, was sich auf Bestäuberpopulationen und damit auf das gesamte Nahrungsnetz auswirke. Bei unvermeidbarer Außenbeleuchtung werde eine Lichtfarbe unter 3000 Kelvin, Vermeidung von blauem und UV-Licht sowie warmweiße Lichtquellen mit Wellenlängen zwischen 590 bis 630 Nanometer empfohlen. Die Farbe des von den Stadtwerken verwendeten Lichts spreche gegen die empfohlene Rücksichtnahme.

Nachtaktive Tiere, vor allem Fledermäuse und Vögel, würden durch zu viel Licht in ihrem natürlichen Verhalten beeinträchtigt, etwa bei Nahrungssuche oder Orientierung. Das empfindliche Ökosystem des nahegelegenen Naherholungsgebiets Neandertal werde beeinflusst, insbesondere durch die erhöhte Lage des Schornsteins und die weitreichende Abstrahlung. Künstliche Beleuchtung könne die Dezimierung der biologischen Vielfalt begünstigen und stehe damit auch im Widerspruch zur Mitgliedschaft Erkraths im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“. Naturschutz solle sich auch in der Beleuchtungspolitik widerspiegeln, fordert die BmU, die in ihrem Brief an Erkraths technische Dezernentin eine Prüfung der ökologischen Folgen und der Möglichkeiten zur Anpassung der Beleuchtung im Sinne des Artenschutzes anregt.