Kulturkneipe wird zehn Jahre alt

Eigentlich passen Kneipe und Hospiz gar nicht zusammen. In Hochdahl ist es ein Erfolgskonzept.

Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Die Wörter „Kneipe“ und „Hospiz“ stehen eigentlich für zwei gegensätzliche Lebenssituationen. In die Kneipe geht man, wenn man gesund ist und es geht fröhlich und gesellig zu. Das Hospiz ist der Ort einer schweren Phase am Ende des Lebens. Und doch gehört beides seit nun zehn Jahren in Hochdahl zusammen. Zehn Mal im Jahr findet im Franziskus-Hospiz die „Hospiz-Kulturkneipe“ statt und bringt Mitglieder, Bewohner und Nachbarn zusammen.

Andreas Feller, Hospizverein

Zur Jubiläumsfeier kamen noch einmal mehr Gäste als sonst. Andreas Feller, Vorsitzender des Hospizvereins, freute sich über ein volles Haus und den Besuch der Bürgermeister Christoph Schultz und Regina Wedding. Die wollten gar nicht viel sagen, sondern betonten nur die Bedeutung des Hospizes für die Stadt.

Dass die Einrichtung wichtige Arbeit im sozialen Leben Erkraths leiste, sei in allen Parteien unstrittig. Andreas Feller erklärte die Idee hinter der Kulturkneipe: „Die Kneipe steht für Fröhlichkeit und Austausch. Wir wollen das Leben und die Kneipe möglichst nah zu den Menschen bringen“. Damit erst gar kein anrüchiger Eindruck entsteht, wurde das Konzept „Kneipe“ mit „Kultur“ verbunden. Ob Karnevals- oder Adventsfeiern, Lesungen oder Reiseberichte, es gibt jedes Mal ein Programm mit kulturellem Mehrwert. Und stets beginnt das Beisammensein mit einem gemeinsamen Essen. „Das Buffet wird immer als erstes eröffnet, sonst scharren alle während des Vortrags mit den Füßen“ schmunzelt Goswin Walter, ehemaliger Vorsitzender und Urgestein des Vereins.

Das Buffet war zum Jubiläum besonders festlich, mit selbstgemachten Cevapcici und einer großen Auswahl an Salaten. Verantwortlich sowohl für das Kulinarische als auch das Kulturprogramm ist das „Team Kulturkneipe“. Die zehn Männer und Frauen sind mit Leidenschaft, Engagement und Herzlichkeit bei der Sache, betont Andreas Feller.

Es gibt 235 Hospize in Deutschland, doch das Franziskus-Hospiz in Trills sei das einzige mit einer Kulturkneipe, erklärt das Team. „Sterben gehört zum Leben“ sagt Renate Lettini. Durch die Kulturkneipe finden auch Menschen ihren Weg in die Einrichtung, die sonst Berührungsängste gehabt hätten. „Wir finden, das funktioniert ganz gut“ so Lettini, die seit 26 Jahren dabei ist.

Die Gäste bringen Spenden mit, mit denen die Veranstaltungen finanziert werden, der Rest fließt in kleine Anschaffungen für das Haus.

Zum Jubiläum gab es mal ein etwas anderes Programm, mit Bildern und Filmen aus den letzten zehn Jahren und einem Kneipenquiz inklusive Spaßverlosung: Das „Candlelight-Dinner“ waren ein Teelicht und eine Tütensuppe, die „Reiseschreibmaschine“ ein Kugelschreiber mit Block.