Lokale Wirtschaft hilft Flüchtlingsfamilie
Die Erkrather Firma „Thiel & Hoche“ unterstützt in einem Langzeitprojekt Asylbewerber.
Erkrath. Die Fluchterlebnisse der Familie Rihani lesen sich wie eine Horrorgeschichte. Auf dem Weg von Syrien nach Europa kommt die Mutter bei einem Bombenangriff ums Leben. Der achtjährige Sohn Mohamed verliert durch Schüsse in den Bauch eine Niere. Nach Wochen schaffen es der Vater, Schwester Mawloda (6) und Mohamed nach Deutschland. Durch eine Mitarbeiterin erfährt das Erkrather Unternehmen „Thiel & Hoche“ eher zufällig von der Familie — und sie entscheidet, ihnen zu helfen.
Dem Sohn konnte eine ärztliche Untersuchung ermöglicht werden, eine Wohnung hat die Familie nach langem Hin und Her nun in Gruiten bezogen. Denn statt einer Ersthilfe beabsichtigen die Unternehmer eine Hilfe zur Selbsthilfe, „wenn möglich, bis der Integrationsprozess abgeschlossen ist“, sagt Geschäftsführer Andreas Buchloh.
Ein erster, angeleiteter Schritt in der neuen Heimat — und dennoch ein Tropfen auf den heißen Stein: Es ist ein besonders hartes Schicksal, das in diesen Tagen stellvertretend für viele steht. Es sind immer noch hunderttausende Menschen, die nicht nur akut, sondern langfristig Hilfe bei der Integration benötigen. Dessen ist sich auch die Erkrather Firma bewusst und appelliert an die lokalen Wirtschaftsunternehmen: „Wenn wir nicht auf Jahre massive gesellschaftliche und soziale Probleme bekommen wollen, müssen wir alles daran setzen, Einwanderer an unser Gesellschaftssystem, unsere Grundwerte, Sprache und die Wirtschaftsordnung heranzuführen“, sagten die Geschäftsführer Axel Thiel und Andreas Buchloh. Die öffentlichen Institutionen würden damit langfristig überfordert sein.
„So wird es eine unabweisbare Aufgabe der Wirtschaft, hier ernsthaft und nachhaltig aktiv zu sein.“ In den Büroräumen der Firma übergaben die Geschäftsführer kürzlich auch einen Scheck an die Jugendstiftung Erkrath. Mitarbeiter der Firma hatten Teile einer Sonderzahlung für den guten Zweck gesammelt. Bürgermeister Christoph Schultz lobte das Engagement bei der Übergabe.
Mit den 6500 Euro will der Verein nun weitere Integrationsmaßnahmen unterstützen. Die Wohnung der Flüchtlingsfamilie aus Syrien könne damit ein Jahr lang bezahlt werden. Familie Rihani ist aber nur ein Beispiel dafür, wie Integrationshilfe direkt bei den Menschen ankommen kann. Auch andere Unternehmen sollen animiert werden, ein ähnliches Projekt zu begleiten. Darum hat sich „Thiel & Hoche“ an den Wirtschaftskreis gewandt. „Das ist eine gute Idee“, sagt Wido Weyer vom Wirtschaftskreis Erkrath. Die Mitglieder sind bereits gemeinnützig aktiv, unterstützen Vereine und haben den „Runden Tisch“ zum Thema Integration initiiert. Weyers hat Geschäftsführer Andreas Buchloh bereits zum nächsten Treffen des Wirtschaftskreises eingeladen, um die Ideen vorzustellen. Dort ist es an den einzelnen Unternehmen der Stadt, das viel zitierte „Wir schaffen das“ anzugehen und nachhaltige Integrationshilfe zu ermöglichen.