Natur will auch gepflegt werden
Meist ist der Unterbacher See das Ziel für Freizeitsportler. Doch auch für Naturliebhaber hat das Gelände um den See viel zu bieten.
Erkrath/Unterbach. Am Unterbacher See kann man segeln, surfen, schwimmen (sogar nackt), campen, Tretbootfahren, neuerdings auch heiraten und vieles mehr. Das ist so weit bekannt und wird auch nach außen kommuniziert. Was jedoch quasi als selbstverständlich erachtet wird, ist die Pflege und Entwicklung der Natur im Landschaftsschutzgebiet.
Dafür ist der Zweckverband zuständig, der im Vorjahr sein 60-jähriges Bestehen feierte. Die gemeinnützig tätige Körperschaft des öffentlichen Rechts hat 27 Festangestellte und saisonal bedingt bis zu 70 Aushilfskräfte. Und das sind nicht nur Bademeister (davon gibt’s ohnehin zu wenig) oder Tretbootverleiher, sondern vielfach Mitarbeiter, die sich um das Naturerlebnis verdient machen, wie Geschäftsführer Peter von Rappard betont.
Das alte Mähsammelboot war fast 40 Jahre alt, Ersatzteile waren nicht mehr zu beschaffen, daher hat der Zweckverband kräftig investiert. 270 000 Euro hat die neue SeeQ gekostet, auf lange Sicht gut investiertes Geld, wie von Rappard findet: „Ohne eine regelmäßige Mahd würde das Wasser mit Seegras zuwachsen, wären die Strandbäder schnell leer, allein der Wegfall von Tret- und Segelbooteinnahmen würde sich auf einen wirtschaftlichen Schaden von 130 000 Euro im Jahr belaufen.“
Für die Erweiterung des Hochseilgartens am Südstrand mussten Ausgleichsflächen her. Die wurden auf der anderen Seite des Sees mit sogenannten Schafwiesen realisiert. „Dafür hat sich ein Mitarbeiter extra mehr als zehn Schafe angeschafft“, erzählt von Rappard.
Als die Parkplätze an den Strandbädern zunehmend Schlammwüsten glichen, erhielten sie eine Glorit-Schicht. „Das ist ein ökologischer Baustoff für den Wegebau, der die Flächen verfestigt. Sie sind dann bretthart, bleiben aber offenporig, sind entsprechend wasserdurchlässig und auch frostbeständig“, erläutert von Rappard.
Für eine Parkplatzversiegelung mussten an andere Stelle Bäume nachgepflanzt werden. „Am Zugang zum Strandbad Süd standen auf einer Länge von 250 Metern nur auf einer Seite Eichen, die andere war baumfrei, so dass es dort zum Teil keinerlei Schatten gab“, sagt der Geschäftsführer des Zweckverbandes. Der Förderverein „Rettet unser Naherholungsgebiet“ spendete daraufhin eine Reihe von Waldkiefern. Die sollten auch als symbolischer Ausgleich für Schäden, die durch Orkan Ela entstanden sind, gesehen werden.
Vor zwei Jahren hat der Bergisch-Rheinische Wasserverband einen Teilbereich des Eselsbaches oberhalb des Unterbacher Sees naturnah umgestaltet. Hierfür wurden Uferbefestigungen entfernt und das Gewässerbett neu profiliert. Der Verband schichtete Erdmaterial um und baute Totholz in den neu angelegten Bach ein, so dass es nun unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten gibt, die für die vielen Bachbewohner lebenswichtig sind.
Ein Projekt, das von Rappard besonders begeistert: „Die schwimmenden, rund 50 Quadratmeter großen Röhrichtinseln können von Firmen als Ausgleichsmaßnahmen in Anspruch genommen werden“, erklärt er. Sie sind am Boden verankert, bieten Vögeln einen Platz, in Ruhe zu brüten, sind Lebensraum für Insekten, Fische können außerdem darunter Schutz suchen. Zudem lassen sich dort seltene Wasserpflanzen ziehen.
Alle zwei Wochen wird die Wasserqualität kontrolliert, zwei größere Untersuchungen im Jahr kommen hinzu. Dass das Gewässer mit „ausgezeichnet“ eingestuft wird, wundert von Rappard nicht: „Wir haben hier sogar Armleuchteralgen. Die wachsen nur in sehr sauberem Wasser.“ Der entscheidende Grund: Es gibt keinerlei Einträge durch Industrie oder Landwirtschaft.
Zwei Mal im Jahr kommt der Baumkontrolleur zum Unterbacher See. „Und der guckt sich hier wirklich jeden einzelnen Baum an und gibt dazu eine Empfehlung ab“, sagt Geschäftsführer Peter von Rappard.