Der Markt ist Hochdahls Lebensnerv

Erkraths größter Marktplatz ist bei den Bürgern beliebt. Eine Autorin begibt sich auf Spurensuche.

Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. Es gibt Plätze, die laden auf den ersten Blick zum Verweilen ein. Hübsch anzusehen, tolle Architektur. Und es gibt Plätze wie den Hochdahler Markt — verwinkelt und umgeben von Kastenbauten. Im letzten Jahr erzählten häufig negative Schlagzeilen vom Geschehen dort. Da muss aber doch mehr sein, dachte sich die Erkratherin. Und machte sich auf die Suche nach dem besonderen Faktor von Erkraths größtem Marktplatz.

Ein Montagmorgen in Hochdahls „multifunktionalem Zentrum“, wie die Werbegemeinschaft auf ihrer Webseite schreibt. Kleinlaster der Post kurven zwischen Passanten und Radfahrern umher, es herrscht eine geschäftige Atmosphäre. Fragt man die Hochdahler, warum sie hierherkommen, dann sind die Antworten eher knapp: Weil der Platz zentral liegt. Weil man hier alles bekommt, was man eben für den Alltag so braucht. Und: Weil man hier immer jemanden trifft, den man kennt.

Dieser letzte Punkt, so erscheint es der Erkratherin, ist dabei der interessanteste. Klar — die Auswahl an Geschäften ist hier größer als an anderen Orten in der Stadt. Was den Hochdahler Markt aber wirklich von den übrigen Subzentren unterscheidet, ist seine Belebtheit. Viele verbinden den Einkauf mit einem Bummel über den Platz oder kommen eigens dafür her. 43 Passanten zählt die Erkratherin am durchschnittlichen Montagmorgen. In einer Minute, wohlgemerkt. Zum Vergleich hat sie auf der Bahnstraße ebenfalls eine Minute lang gezählt: 26 Personen.

Diese natürlich wissenschaftlich nicht haltbare Studie zeigt, was man auch so spürt: Am Hochdahler Markt ist mehr los als anderswo. Er schafft es, die Menschen im Viertel zu halten. Und entscheidend sind dafür wohl die Treffpunkte. Die Cafés und Kneipen sind zu jeder Tages- und Jahreszeit ganz gut besucht. Die Bänke und Blumeninseln hinter der Bushaltestelle sind jetzt im Sommer nicht nur Orte zum Warten, sondern zum Zeitvertreib.

Wie wichtig solche öffentlichen Treffpunkte für eine Stadt sind, hat der Soziologe Ray Oldenburg 1989 zuerst herausgestellt. Er untersuchte die „Herzen der Viertel“, nämlich Cafés, Büchereien, Friseurgeschäfte, Terrassen, und so weiter. Diese „Dritt-Orte“, befand er, seien nach dem Zuhause und dem Arbeitsplatz die dritte Säule des Alltags. Oldenburgs Aussage: Eine lebendige Nachbarschaft macht aus, dass sie über regelmäßig frequentierte Dritt-Orte verfügt. Diese Orte gehören allen gleichermaßen; man trifft hier Freunde, Kollegen und mitunter auch Fremde. Dritt-Orte gibt es in Erkrath an vielen Ecken. Der Hochdahler Markt bündelt allerdings viele und lebendige Treffpunkte an einem Platz. So klappt es hier, dass die Menschen nicht nur aus praktischen Gründen kommen, sondern sich eben auch länger aufhalten.

Hochdahler Markt, das sind Geschäfte und Cafés. Das sind überfüllte Bushaltestellen und unzählige Runden über enge Parkplätze. Das sind Menschen, viele Menschen, Rentner und Familien. Ein buntes Gewusel, wo die Stadt lebendig wirkt. Nächstes Jahr feiert der Markt sein 40-jähriges Bestehen. Mit vielen Partygästen aus der Nachbarschaft ist zu rechnen. Im Jahr 1978 wurde der Hochdahler Markt erbaut. Das alte Kopfsteinpflaster wurde für rund 1,6 Millionen Euro ab 2009 saniert. Wieder-Eröffnung war 2010.