Erkrath Der Jazzsommer wird anders aussehen

Erkrath. · „Es wird einen Bruch geben“, kündigt der neue künstlerische Leiter Helmut Stein an, der die Nachfolge des verstorbenen Projekt-Initiators Jacky Müller antritt. Aber die Veranstaltung ist gerettet.

Helmut Stein übernimmt beim Erkrather Jazzsommer die künstlerische Leitung von dem verstorbenen Jacky Müller.

Foto: Guntram Walter

Unter Jazz verstehe jeder etwas anderes, sagt Helmut Stein, der selbst ein begeisterter Jazzer ist. In seinem eigenen Veranstaltungsraum im – vom ihm begründeten – Hildener „QQtec“ lädt er regelmäßig zu „konzertantem Jazz am Sonntag“ ein, wie er sagt. Welche Art von Jazz das ist? „Anspruchsvolle Musik zum Zuhören. Da bleibt das Publikum sitzen, lauscht und verschiebt den Gang zur Bar in die Pause“, erzählt Stein. Wird so auf der nächste Erkrather Jazzsommer?

Nein, sagt der 77-jährige Stein, der weiß, was er seinem neuen Amt als künstlerischer Leiter einer für größeres, diverseres Publikum gedachten Veranstaltung schuldig ist. Wenn im August der nächste Jazzsommer startet, wird Gefälligeres auf dem Programm stehen, da soll sich keiner sorgen – aber anderes als bei den vergangenen Veranstaltungen, so viel ist schon klar.

Stein möchte den Blues
im Programm verankern

Denn Stein interessiert sich für zeitgenössischen, modernen Jazz und will vor allem den Blues, das Fundament dieser Art von Musik, im Erkrather Programm verankern. „Ich will lebendigen Jazz, einen guten Groove, der das Publikum mitreißt, der nicht vom Notenblatt gespielt wird und auch nicht so klingt wie von der Schallplatte“, erzählt er. Improvisation soll „eine große Rolle spielen“ und – darauf legt Stein großen Wert – tanzen gehört unbedingt dazu. Platz dafür biete der Lokschuppen ja reichlich.

Leichtfüßige Musik, fröhliche Stimmung, die Musiker sollen spielen und singen, das Publikum soll tanzen, so schwebt es Stein vor. Die passenden Bands dafür hat der bestens in der Szene vernetzte, umtriebige Kulturmacher natürlich längst aufgespürt, will aber noch keine Namen nennen. Das wäre zu früh und es könne sich im übrigen auch noch etwas ändern.

Es werden aber mehrheitlich jüngere Musiker auftreten als bisher, so viel verrät er vorab. Die Konsequenz liegt da auf der Hand: „Es gibt einen Bruch. Die Bands von einst werden nicht mehr vertreten sein“, kündigt Stein an. Dass ihm die Stadt als Veranstalterin freie Hand gegeben hat, versteht sich, sonst hätte Stein nicht eingeschlagen.Mit dem bisherigen Budget will er aber auskommen. Verhandeln habe er in den Geschäftsführungen großer Unternehmen wie Bosch und Nokia gelernt, wo er das Geld zur Verwirklichung seines Kulturtempels „QQtec“ verdient hat. Erkraths Kulturverwaltung erhofft sich von ihm Ideen, wie man die beliebte Veranstaltung noch attraktiver machen und auch jüngeres Publikum gewinnen kann. In den vergangenen Jahren hatte der Jazzsommer im Durchschnitt 400 Besucher pro Veranstaltungstag. Er hat sich zu einer sommerlichen Tradition entwickelt, die über die Stadtgrenzen hinaus Gäste anzieht. Die Leitung lag in dieser Zeit bei dem (im Herbst 2019 mit 83 Jahren verstorbenen) Mitbegründer Jacky Müller, der selbst Trompete spielte, den Mississippi-Jazz liebte und die Bands dementsprechend auswählte. Schlagzeuger Helmut Stein war lange Zeit Teil einer überregional bekannten Band, die in den 60er- und 70er-Jahren einige Auftritte in Deutschland und Frankreich hatte. „Sein Erfahrungsschatz und die große Leidenschaft sind ein Gewinn für den Jazzsommer“, sagt Erkraths Kulturdezernent Ulrich Schwab-Bachmann.