Seit 25 Jahren im Dienste des Herrn

Erst mit 30 Jahren begann Günter Ernst mit dem Studium der Theologie. Das ist inzwischen ein Vierteljahrhundert her.

Foto: Nacke

Erkrath. Günter Ernst war immer gerne Messdiener und hat sich in seiner Heimatgemeinde in Wuppertal engagiert. Auf die Idee, einmal Priester zu werden, wäre er in seiner Jugend aber nie gekommen. Diese Entscheidung hat er erst viel später getroffen. „Ich hab’ erst mal richtig gearbeitet“, sagt Pfarrer Günter Ernst rückblickend auf seine berufliche Laufbahn, die er als Klischeeätzer im Druckgewerbe begann. Irgendwann sei ihm bewusst geworden, dass er etwas ändern will. Wie genau die Zukunft aussehen sollte, war ihm zunächst aber noch nicht klar. „Ein Jahr lang besuchte ich die Fachoberschule für Gestaltung, da ich immer gerne gezeichnet habe und mir vorstellen konnte, in den grafischen Bereich zu wechseln“, erzählt er. Doch dann reifte in ihm immer mehr der Gedanke, eine ganz andere Richtung einzuschlagen: „Das war bei mir ein langsames Hineinwachsen und Bewusstwerden, dass das Priestertum etwas für mich sein könnte.“

Seinen Eltern habe er mit der Entscheidung „einige schlaflose Nächte“ bereitet, sagt er. Seine Schwester habe ihm später sogar von ein paar Tränen erzählt, die die Mutter vergossen haben soll. Nichtsdestotrotz haben die Ernsts ihren Sohn auf seinem neuen Weg jederzeit unterstützt. Im Alter von 30 Jahren holte Günter Ernst in Neuss sein Abitur nach und studierte anschließend Theologie in Bonn und München. Nach dem Priesterseminar wurde Günter Ernst Diakon in Bad Godesberg, bevor er am 26. Juni 1992 mit 27 Kommilitonen im Kölner Dom von Kardinal Joachim Meisner zum Priester geweiht wurde. Anschließend arbeitete er vier Jahre als Kaplan in Ratingen, dann drei Jahre in Düsseldorf-Unterrath und -Lichtenbroich.

Pfarrer Günter Ernst

Seit September 1999 ist er Pfarrer in Erkrath. „Und ich bin noch immer gerne hier“, lacht er. Seinen Glauben weiterzugeben, für die Menschen da zu sein und sich mit ihnen gemeinsam auf den Weg zu machen, Gott zu finden, seien Beweggründe, die ihn auch heute noch antreiben. Und das, obwohl das, wofür er ursprünglich angetreten sei — die Seelsorge — immer mehr „ins Hintertreffen“ gerate: Die Anforderungen und Belastungen der Pastoren steigen nicht zuletzt durch die Zusammenlegung von Gemeinden; immer weniger junge Männer rücken heute ins Priesteramt nach. „Während wir damals bei der Weihe noch 28 waren, sind es heute gerade mal drei bis fünf“, sagt Ernst.

Dass er sich mit seiner Entscheidung, Priester zu werden, viel Zeit gelassen hat, sei wichtig gewesen: „Das ist weit mehr als eine Berufswahl. Priester zu sein, ist eine Berufung, eine Lebensform. Man entscheidet sich für diesen Weg so wie andere sich für einen Partner entscheiden. Und man verzichtet auf vieles“, gibt er zu: „Ehe- und Kinderlosigkeit sind nicht einfach. Gerade im Alter wird das zunehmend ein Thema.“ Von den 27 jungen Männern, die vor 25 Jahren mit ihm geweiht worden waren, seien sechs inzwischen aus dem Amt ausgeschieden, weil sie jemand kennengelernt und geheiratet haben. Der Zölibat sollte keine Verpflichtung sein, findet der 62-Jährige.

Sein wunderschöner Pfarrgarten ist heute Günter Ernsts größtes Hobby. Außerdem interessiert er sich für Kunstgeschichte. Zum Zeichnen bleibt ihm keine Zeit. Doch manchmal schlägt die kreative Ader aus seinem ersten Berufsleben dann doch noch durch: Das Logo seiner Gemeinde St. Johannes der Täufer und Mariä Himmelfahrt hat Pfarrer Günter Ernst gemeinsam mit einem befreundeten Grafiker entworfen.