Syrer kann seit Monaten keinen Asylantrag stellen
Anwar Aad ist vor dem Terror des sogenannten Islamischen Staates (IS) geflohen. Nach wochenlanger Reise kam er im Frühjahr in Erkrath an.
Erkrath. Anfang des Monats hat der Bundestag in erster Lesung über einen Gesetzesentwurf zur Änderung und Beschleunigung von Asylverfahren beraten. Für syrische und eritreische Staatsangehörige sowie Christen, Mandäer und Yeziden aus dem Irak wurde bereits ein beschleunigtes Verfahren eingeführt.
Anwar Aad ist Syrer und Christ — und wäre froh, wenn er überhaupt schon mal einen Asylantrag hätte stellen können. Seit Ende März ist der 45-Jährige in Deutschland, seit Mitte April wohnt er in der Flüchtlingsunterkunft an der Gruitener Straße — nach vorübergehenden Stationen in Dortmund und Duisburg. „Meine Frau und ich haben beantragt, dass er hierher kommen kann“, erzählt Aads Schwiegersohn Nawar Raheb, der bereits vor 31 Jahren im Alter von neun Jahren mit seiner Familie nach Erkrath kam, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und durch seine Heirat nun doch ganz nah dran ist an der Situation der Kriegsflüchtlinge aus seinem Vaterland.
Bis heute konnte Rahebs Schwiegervater keinen Antrag auf Asyl stellen. „Bisher gibt es keinerlei Reaktion vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“, übersetzt Nawar Raheb für den Vater seiner Frau, der bis heute keine Einladung erhalten habe, um sich beim Bundesamt vorzustellen. Mehrmals seien sie bereits in der Düsseldorfer Außenstelle gewesen und hätten nachgefragt.
„Wir verstehen nicht, was da läuft. Irgendwas ist da faul“, sagt er und fragt sich, was mit Aads Akte geschehen sein mag. Diese habe die Mettmanner Kreisverwaltung wiederholt nach Düsseldorf schicken müssen, da sie dort nirgends auffindbar war. Das Bundesamt suche Gründe, um die Leute abzuwimmeln, so Rahebs Eindruck: „Alle Flüchtlinge, die erst in den letzten Monaten hierher gekommen sind, wurden längst zu Interviews geladen und haben ihre Aufenthaltserlaubnis.“
Auf Nachfrage teilte eine Mitarbeiterin der Düsseldorfer Außenstelle des Bundesamtes mit, dass eine Einladung am 28. September verschickt worden sei. Doch auch mehr als zwei Wochen später ist diese nicht bei Anwar Aad in der Flüchtlingsunterkunft an der Gruitener Straße eingetroffen.
Der syrische Christ war nicht nur aufgrund seiner Religion der Verfolgung durch den IS ausgesetzt: Der Taxifahrer floh im November vergangenen Jahres aus seiner Heimatstadt Homs auch, weil er durch seinen Beruf besonders gefährdet war: Die Rebellen des IS kapern Taxis, um von Ort zu Ort zu gelangen, erklärt sein Schwiegersohn Nawar Raheb. Aad floh zunächst in die Türkei, dann in den Libanon und kam in einer fünf Monate dauernden Irrfahrt über Algerien und Marokko schließlich nach Spanien und von dort nach Deutschland.
Seine Frau, der 18-jährige Sohn und die 19-jährige Tochter flohen in den Libanon, nachdem der IS das Haus der Familie dem Erdboden gleich gemacht hatte. Außer ihren Papieren konnten sie nicht viel retten.
„Christen werden auch im Libanon verfolgt. Da wird es keine Ruhe geben“, ist sich der Schwiegersohn sicher. Daher hoffen er und seine Frau, dass der Schwiegervater bald Asyl beantragen kann und die Familie nachholen darf.