Tod des kleinen Daniel (2): Prozess gegen Mutter beginnt

Olga G. (31) und ihr Lebensgefährte müssen sich ab dem 4. Februar vor dem Landgericht Wuppertal verantworten.

Hochdahl. Er wurde mit kochendem Wasser verbrüht, geschlagen und getreten — so lange, bis sein geschwächter Körper keinen Widerstand mehr leisten konnte: Das Martyrium, das der kleine Daniel (2) aus Hochdahl über sich ergehen lassen musste, ist kaum in Worte zu fassen. Selbst erfahrenen Sanitätern stockte der Atem, als sie den leblosen und mit Blutergüssen übersäten Körper des Jungen fanden.

In dringendem Tatverdacht stehen Daniels Mutter Olga G. (31) und ihr Lebensgefährte Alex G. (22). Ab dem 4. Februar müssen sie sich vor der 5. großen Strafkammer des Landgerichts Wuppertal wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten. Es drohen Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren.

Es war der 12. Mai vergangenen Jahres, als die Misshandlungen einen Höhepunkt fanden. Demnach soll Alex G. den Zweijährigen derart traktiert haben, dass er schwerste innere Verletzungen davontrug. Unter anderem, heißt es in der Anklage, soll er dem Jungen blutende Verletzungen an der Brust zugefügt und „massive Gewalt gegen seinen übrigen Körper angewandt haben“. Außerdem sei Daniels Rücken erneut „großflächig verbrüht“ worden.

Ans Licht gekommen waren die grausamen Taten, weil ausgerechnet Alex G. den Rettungsnotdienst alarmiert hatte — aus der Wohnung von Daniels Großmutter, die im selben Hochhaus an der Hochdahler Eichendorffstraße lebt. 35 Minuten kämpften die Sanitäter um das Leben des Jungen — vergeblich. Aufgrund der „schweren multiplen Verletzungen, die schon bei bloßer Inaugenscheinnahme zu erkennen waren“, war sofort klar: Hier ist Grausames geschehen. Schnell standen Daniels Mutter und ihr Lebensgefährte unter Verdacht. Anfangs bestritten sie alle Vorwürfe, dann verstrickten sie sich in Widersprüche und bezichtigten sich schließlich gegenseitig.

Seitdem sitzt das Paar in Untersuchungshaft. Olga G. war zwischenzeitlich auf freien Fuß gesetzt worden, weil sich die Ermittlungen auf ihren Lebensgefährten konzentrierten. Doch das Gefühl der Freiheit dauerte nicht lange, weil sich die Beweislage kurz darauf wieder gegen sie wandte. Unter anderem soll nun die Frage geklärt werden, inwieweit die Frau an den Misshandlungen beteiligt war. Und wenn nicht, warum sie sich in keinster Weise um eine ärztliche Behandlung ihres Sohnes gekümmert hat — schließlich ist die 31-Jährige Mutter dreier weiterer Kinder.

Nach wie vor stellt sich die Frage, wie scheinbar niemand in dem Mehrfamilienhaus etwas von den Misshandlungen mitbekommen haben will. „Die Leiden des Jungen haben sich über einen längeren Zeitraum erstreckt“, sagte Udo Moll, Chef der Mordkommission „Eichendorff“, im Mai 2010. „Einige der Hämatome waren schon verblasst — das geht nicht von heute auf morgen.“