Trommeln wie in Japan

Am Samstag und Sonntag zeigten Taiko-Trommler in einer ausverkauften Stadthalle eine energiegeladene Show zugunsten MS-Hilfe Erkrath.

Erkrath. Es ist ein Hauch von Magie zu spüren, als der erste Trommelschlag erklingt und durch den Saal der Stadthalle tönt. Ein zweiter folgt, dann ein dritter, ein vierter und ein fünfter. Irgendwann sind die Schläge nicht mehr einzeln wahrzunehmen und erklingen nur noch als einziger kraftvoller und vor Energie nur so strotzender Ton. Erzeugt wird der von etwas skurril gekleideten und sich bis zur Erschöpfung zum Takt der Musik bewegenden Männern und Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. „Klein oder groß, dick oder dünn - das ist ganz egal. Hier kann jeder mitmachen“, sagt André Kaschny.

Kaschny ist Trainer an der Taiko-Akademie in Düsseldorf-Oberkassel und somit Leiter dieser mitreißenden Combo, die beim Benefizkonzert am Wochenende die Vorgruppe der Taiko-Profitruppe „Wadokyo“ waren. Was Taiko ist, wissen nur die wenigsten: Es handelt sich um eine uralte japanische Tradition des Spiels auf riesengroßen Röhrentrommeln. „In Japan wird das auch als Musiktherapie für Behinderte angewandt“, sagt Timo Kremerius, der die zwei Konzerte am Wochenende organisierte.

Klangtherapie für Behinderte sei ein gutes Stichwort, so Kremerius, denn der gesamte Erlös der Konzerte wird gespendet. Der Großteil geht dabei an die multiple Sklerose (MS)-Hilfe Erkrath, deren Vorstand Kremerius angehört. „Das hier erwirtschaftete Geld ermöglicht es uns, unsere jährliche Fahrt nach Holland mit den zum Teil behinderten Menschen samt ihren Rollstühlen und Rollatoren durchzuführen.“

Was André Kaschny am Taiko-Spiel besonders begeistert, ist die Energieentwicklung im Team. „Wer das noch nie gemacht hat, wird es sich nicht vorstellen können, das muss man einfach erleben“, sagt er. „Das ist ein einzigartig kraftvolles Gefühl, das die Trommel da in einem auslöst.“

Und nicht nur die Spieler spüren diese Energie, sie schwappt auch ins Publikum über. „Es wirkt wahnsinnig kraftvoll und beeindruckend“, findet Knut Kalde, der zum ersten Mal beim Taiko-Konzert sitzt. „Alles wirkt synchron und abgestimmt, das halte ich für eine große Leistung.“ Denn es geht nicht nur um den Klang, beim Taiko ist auch die Inszenierung wichtiger Teil des Auftrittes.

„Es gibt viele verschiedene Techniken, wie der Schlagstock gehalten und geschwungen werden kann“, sagt Trainer Kaschny.

Das Benefizkonzert zugunsten der MS-Hilfe Erkrath habe sich in den vergangenen vier Jahren in der Erkrather Kulturszene gut etabliert, sagt Co-Organisatorin Marion Kremerius. „Schon im Januar diesen Jahres haben uns Erkrather nach dem Termin für die diesjährigen Konzerte gefragt“, sagt sie.

Für das nächste Jahr haben sie und ihr Mann sich etwas ganz besonderes überlegt: „Wir werden Shakespeare das erste Mal nach Erkrath holen“, sagt Marion Kremerius. Aufgeführt wird „Hamlet“: „Bei der diesjährigen Neanderland-Biennale haben wir eine Künstlergruppe getroffen, die wir für unsere Benefizveranstaltung gewinnen konnten“, so die Initiatorin. „Das wird ein ganz besonderes Ereignis werden.“