Vollrausch durch Skibrille

Rechtzeitig vor Karneval stand am Dienstag das Thema „Alkohol“ mit nachhaltigen Eindrücken auf dem Stundenplan.

Erkrath. Auf Michelles Nase sitzt eine große Brille. Mit ihr sieht die 14-Jährige aus wie eine Mischung aus einem Roboter und einer Stubenfliege. Ihr Gang ähnelt jedoch eher einem schlafwandelnden Riesenbaby. Diese Brille ist nämlich keine gewöhnliche Skibrille, sondern eine Rauschbrille.

Sie simuliert das Sichtfeld bei einer Promillezahl von 0,8 und 1,3 Promille. „So habe ich noch nie geguckt. Ich dachte, es wär viel leichter. Aber ich bin ja fast umgekippt“, sagt die Schülerin des Gymnasiums Hochdahl, als sie die Brille abnimmt.

Gemeinsam mit ihren Mitschülern der 8 a ist sie zum Projekttag „Maß. . .voll“ in die Räume der Albert-Schweitzer-Hauptschule an der Freiheitstraße gekommen. Lehrer für Suchtvorbeugung, die Suchthilfe und die Jugendschutzbeauftragte der Stadt haben dort eine Mini-Messe organisiert. Neben dem Rauschbrillengang erhalten die Schüler der weiterführenden Schulen Tipps für den Notfall.

„Wir wollen in erster Linie den Kindern bewusst machen, dass sie darauf achten müssen, was sie trinken. Das, was wir besprechen, bleibt auch unter uns. Ich lege nur meine Beratungskarten aus“, sagte Isabel Erven von der Diakonie Düsseldorf-Mettmann und der Suchtberatungsstelle.

Um das Bewusstsein für den Umgang mit Alkohol zu stärken, spielt Andrea Lademann-Kolk, Jugendschutzbeauftragte der Stadt Erkrath, mit den 13- bis 15-Jährigen „Wer wird Millionär?“ mit hochprozentigen Fragen: Michelle nimmt unter leisem Gegacker der anderen Schüler auf dem Quizstuhl Platz. Sie habe schon häufig solche Wissenstests im Internet gemacht.

Neben simplen Fragen, über die das blonde Mädchen nur schmunzelt, stellt Lademann-Kolk auch die eine oder andere knifflige: „Warum vertragen Frauen weniger Alkohol als Männer?“ Michelle legt die Stirn in Falten und schaut nachdenklich auf ihre schwarz lackierten Fingernägel. Doch in der letzten Reihe schnippst Florian schon mit dem Finger: „Das liegt daran, dass Frauen weniger Wasser im Körper haben.“ Die Quizmasterin nickt anerkennend.

Als Michelle dann Promillezahlen zu verschiedenen Alkoholflaschen zuordnen soll, holt sie sich den großen Jungen zur Hilfe. Schnell ordnen sie Wodka die Höchstzahl von 37,5 Prozent und Wein die Karte mit 12,5 Prozent zu.

Was hinter diesen nichtssagenden Zahlen steht, erklärt Lademann-Kolk anschließend. „Wenn zum Beispiel ein Junge in eurem Alter mit einem Gewicht von gut 70 Kilogramm eine ganze Flasche Wodka leert, hat er 4,7 Promille. Oder anders gesagt — er ist tot.“ Die Jugendlichen, die vorher noch miteinander gequatscht haben, verstummen.