Wandernd den Ausblick genießen

Die Etappe Erkrath-Hilden des Neanderlandsteigs überzeug mit Idylle.

Foto: Mader

Erkrath. Bereits seit seiner Eröffnung vor mehr als zwei Jahren hegte ich das Vorhaben, den Neanderlandsteig einmal selbst zu erkunden. Ein kurzer Moment der Entschlossenheit, inspiriert von der rotgoldenen Oktobersonne, ließ mich zur Entdeckertour aufbrechen.

Mit drei Bananen, einer Wasserflasche sowie einem kleinen Regenschirm für alle Fälle bestückte ich den Rucksack. Flugs war die passende Wander-App geladen; zudem fand sich eine papierene Landkarte in einem chaotisch-kreativen Infoheftstapel. Nur die Wanderstiefel hielten sich versteckt, so dass ich unorthodox in Turnschuhen vor der Haustüre trat. Schließlich war die Etappe Erkrath-Hilden in der Neanderlandsteig-App als „Leicht“ eingestuft worden.

Die siebzehn Etappen scheinen wie für solche Impulsaufbrüche gemacht, denn durch stets ortsnahe Verläufe sind sie schnellstens erreichbar. Meine 15,3 Kilometer lange Strecke beginnt an der Haltestelle „Haus Morp“ in Alt-Erkrath. Abwechslungsreich durchkomponiert offenbart sich das erste Drittel der Etappe. Begleitend säuselt die Düssel, wild umwachsen wie ein Nebenarm des Amazonas.

Nach der Bahnquerung geht es im Traumwandel einen verwunschenen Waldesgrat hinauf. Dort, wo die Bäume den Pfad freigeben, eröffnet sich ein kostbares Panorama über Erkrath. Oben auf dem Römerweg wird die Schaufreude mit der Weite der Kölner Bucht bedient.

Meine Vorstellung, mich gedankenverloren von den roten Markierungen voran tragen zu lassen, erweist sich als naiv. Trotz der nahezu lückenlosen Ausschilderung sollte der Wanderer zielführend mitdenken. Vor Unterbach ist ein Brombeerlabyrinth zu durchkreuzen und dahinter geht es in den von moosbewachsenen Baumriesen bewachten Eller Forst. In diesem romantischen Bruchwald kommt mir plötzlich der Namenspatron des Steigs Joachim Neander in den Sinn. Von ihm kenne ich bloß „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“. So trug die Evangelhymne motivierend bis zur Rastbank am Ostufer des Unterbacher Sees. Dort tut sich ein „Kanadablick“ auf, der frei von Furcht vor Grizzlys zu genießen ist. Das nun anschließende Teilstück entlang des Eselsbaches verläuft weniger erquicklich, steht es doch stark im Einfluss der nahen Autobahn 46 und die rauscht echt laut. Friedlich und nahezu einsam wird es wieder am Elbsee. Entlang seiner Gestaden tun sich immer wieder Sichtschneisen zur belebten Vogelinsel, einem Brutplatz von Austernfischern und Flussregenpfeiffern, auf.

Nach vier Stunden inklusive einiger Mußepausen, erreichte ich die Hildener Haltestelle „Hülsen“. Zurück bleibt die Erfahrung, dass der Neanderlandsteig jederzeit ein Abenteuer ohne Risiko verspricht.