Abriss der Schweitzer-Schule rückt näher

Im Frühjahr 2018 wird das städtische Areal erschlossen. Dann beginnt die Vermarktung.

Foto: Schmidt

Hilden. Beim größten kommunalen Bauprojekt der Stadt tut sich was. Die Verwaltung hat den Abriss der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule ausgeschrieben. Bis Ende Juli können Firmen ein Angebot abgeben. „Ende Oktober sollen die Bagger anrollen“, sagt Erster Beigeordneter Norbert Danscheidt. Hintergrund: Ende September 2016 gab das Land die ehemalige Hauptschule nach gut einem Jahr als Flüchtlingsasyl wieder auf. Bürgermeisterin Birgit Alkenings hatte den Abriss damals vertagt: „Wenn die Zuweisungen wieder steigen, ist die Schweitzer-Schule unser Notfall-Plan.“

„Niemand kann absehen, wie sich die Flüchtlingszahlen entwickeln. Keiner würde verstehen, dass wir abreißen und dann Turnhallen mit Flüchtlingen belegen müssen.“ Woher rührt der Sinneswandel? „Wir haben in diesem Jahr kaum Zuweisungen bekommen“, sagt ihr Stellvertreter. „Wir gehen davon aus, dass die Tore auch nicht mehr aufgehen werden. Das Schulgebäude dauerhaft stehen zu lassen, wäre reiner Luxus.“ So lange die alte Schule noch steht, ist die geplante Bebauung des gesamten Areals blockiert.

Bis zu 125 Wohnungen sollen auf dem Schulgelände entstehen. Mehr als sieben Jahre hatte die Politik über das größte kommunale Bauprojekt gestritten. Immer wieder gab es Probleme und Verzögerungen. Nach dem Abriss der Gebäude wird das Areal mit Straßen, Kanälen und Versorgungsleitungen erschlossen — voraussichtlich ab zweitem Quartal 2018. Dann beginnt die Vermarktung. In welcher Reihenfolge sei noch nicht festgelegt, so Danscheidt. Sieben Reihenhäuser an der Lindenstraße sollen bereits im Herbst auf den Markt kommen. Auch hier musste die Politik nachbessern. Weil sich nicht genug Erwerber für eine preisgünstige Bauherrengemeinschaft fanden, hat die Stadt die Grundstücke der WGH übertragen. Sie soll die sieben Reihenhäuser errichten und verkaufen.

Das wird aber nur funktionieren, wenn die Fraktionen die Auflage streichen, dass mindestens Häuser mit Passivhaus-Standard errichtet werden müssen, beantragte WGH-Geschäftsführer Andre von Kielpinski-Manteuffel jetzt im Stadtrat. Er legte dar, dass sich ein Passivhaus gegenüber einem Haus der KfW-Effizenzklasse 55 (Mindeststandard, gefördert von der Kreditanstalt für Wiederaufbau) wirtschaftlich nicht rechnet: „Bei einer Nutzungsdauer der Gebäudetechnik von 20 Jahren würden zum Beispiel 6000 Euro Heizkosten gespart (bei 30 Jahren rund 8000 Euro), die Mehrkosten für ein Passivhaus betrügen aber rund 18 600 Euro.“

Die Energiekosten werden künftig deutlich steigen, meinte Klaus Dieter Bartel (Grüne): Die Stadt Hilden könnte den Grundstückspreis (400 Euro pro Quadratmeter) um zehn Prozent senken und damit die Mehrkosten für den Passivhaus-Standard kompensieren. „Entweder bezahlbarer Wohnraum oder Öko-Standard: Wir müssen uns entscheiden“, sagte Rudolf Joseph (FDP). Die Erwerber sollten selbst entscheiden, ob und wie sie Energie sparen wollten. Die Siedlung sollte ein Vorzeige-Projekt für den Klimaschutz werden, lehnte Ludger Reffgen (BA) die Senkung des Standards ab. „Wir können keine Klimaziele ohne die Verbraucher aufstellen“, meinte Marion Buschmann (CDU): „Das Passivhaus-Projekt wird nicht angenommen. Wir wollen bezahlbaren Wohnraum.“ Die SPD sei im Laufe der Jahre schlauer geworden, räumte Jürgen Scholz ein: „Das Passivhaus funktioniert — theoretisch. Das Verhalten der Käufer ist aber anders.“ „Nachhaltiges Schaffen geht nur, wenn man über die Mindeststandards hinausgeht“, lehnte Ralf Bommermann für die AfD den Antrag ab.

Ein Passivhaus sei brutto 45 000 Euro bei den Baukosten teurer, betont der WGH-Geschäftsführer. Zuschüsse seien dabei schon berücksichtigt. Diese Mehrkosten seien den Erwerbern kaum zu vermitteln. Mit anderen Worten: Die WGH würde auf Passiv-Häusern sitzenbleiben.

Deshalb strich der Stadtrat mit 35:9 Stimmen den Passivhaus-Standard.