Erst Boule spielen, dann Zeugnis bekommen
Frankophil war es in der Sekundarschule, bevor die Dokumente vergeben wurden. Ein Besuch.
Hilden. An Abschied denkt die Sekundarschule nicht, obwohl doch letzter Schultag ist. Doch sie hat noch keinen Abschlussjahrgang, dafür besteht sie noch nicht lange genug. Die höchste Klasse war bis gestern die acht, und es werden noch zwei Jahre vergehen, bis die ersten mit Mittlerer Reife Hildens neueste Schule am Holterhöfchen verlassen werden. Dennoch gibt es Mitglieder der Schule, die nach den Ferien nicht mehr dabei sind, und die wurden dann doch gebührend durch den Vormittag begleitet.
Da ist zunächst Kathrin Frielingsdorf. Die Lehrerin ist schwanger, erwartet einen Sohn und geht nun in den Mutterschutz — was ihre Kolleginnen dazu veranlasst hat, Kuchen zu spendieren und mit Sekt anzustoßen. „Gleich unterschreibe ich den Vertrag für Frau Frielingsdorfs Vertretungslehrerin“, sagt Schulleiterin Sabine Klein-Mach, und ihr ist die Erleichterung darüber anzumerken, dass es keinen Ausfall geben wird, wenn die Schule in sechs Wochen wieder beginnt. Dann mit einem neunten Jahrgang und insgesamt 20 Klassen.
Vier junge Leute, die ein Jahr an der Marie-Colinet-Schule verbracht haben, verabschiedeten sich gestern ebenfalls, aber wohl für immer. Eva Milerski, Anna Oliveira, Jasper Wieland und Jessica Kreuer haben ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, und nun zieht es sie an die Uni oder in eine Ausbildung. Jessica war selbst einmal Schülerin der Fabry-Realschule, der Vorgängerin der Sekundarschule. Deren Betrieb läuft noch zwei Jahre parallel, bevor sie schließt. Und Jessica? „Ich werde Management studieren.“ Auch Eva bleibt dem Sozialen nicht treu, will Wirtschaft studieren, während die anderen beiden sich einen Beruf im sozialen Bereich vorstellen können. Andere Freiwillige werden die Vier in sechs Wochen ablösen, aber die kennt noch niemand.
Untereinander kennen sich die Sekundarschüler durchaus. „Wir machen viel mit den anderen Jahrgängen zusammen“, erzählt Celina aus Klasse acht, „das finde ich gut.“
Andere loben die Geduld ihrer Lehrer und das Engagement ihrer Schule für die Natur und andere Teile der Welt. Aus Verbundenheit zu Frankreich, das gestern Nationalfeiertag hatte, stand ein Boule-Turnier an, und auch hier galt: Alle Jahrgänge sind eingeladen, alle machen mit — bis sie im k.o.-System rausfliegen. Ist am letzten Schultag eigentlich noch an Unterricht zu denken? „Es gibt Kollegen, die die erste Schulstunde dazu nutzen, Stoff zu wiederholen“, sagt Klein-Mach. „Danach ist aber definitiv Schluss.“ Ihr Kollegium lege viel Wert auf gemeinsame Aktivitäten, und so sei auch das Boule-Turnier als verbindendes Element zu verstehen und keineswegs irgendein Zeitvertreib bis zur Zeugnisvergabe in der letzten Stunde. Celina kennt die meisten ihrer Noten bereits und ist „sehr entspannt“, wie sie sagt. Mehr verrät sie nicht. Janka aus Klasse sechs weiß, dass sie einige Defizite hat. „Daran arbeite ich mit meiner Mutter und meinem Bruder“, hat sie sich vorgenommen. Derweil geht das Turnier, das Lehrer Daniel Albrecht fachkundig leitet, in seine letzte Runde. Die meisten schauen jetzt nur noch zu, die besten machen den Titel unter sich aus.
Schulhündin Nola, drei Jahre alt und ausgesprochen kinderlieb, hatte am letzten Schultag ausnahmsweise nichts zu tun. Hinter den bunten Boule-Kugeln herlaufen durfte sie auch nicht und hielt sich dafür an Leckerchen schadlos. Zuhause ist die Lagotto-Romagnolo-Hündin bei Lehrerin Astrid Kierdorf, die Nola alltäglich mitbringt. „Bei auffälligen Kindern, etwa mit ADHS, ist Nolas Wirkung ganz verblüffend“, so die Schulleiterin. „Sie werden sichtbar ruhiger, können sich besser konzentrieren.“ Der Schulhund sei ein großer Gewinn und ist inzwischen vielerorts etabliert. Nola hat jedenfalls nur die besten Noten bekommen und hat nun, wie alle: Ferien!