Aktion in Haan zum Internationalen Frauentag Schaufensterpuppen verdeutlichen innere Zerrissenheit
Haan · Über die nach wie vor ungleiche Verteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung in der Partnerschaft klärt die Frauen Union am Samstagvormittag am Neuen Markt auf.
In Haushaltskittel, Sportdress und Berufsbekleidung haben die Mitglieder der Frauen Union Haan drei Schaufensterpuppen gehüllt, die am Samstagvormittag am Neuen Markt die Blicke der Passanten auf sich ziehen sollen. Die Präsentation dient aber keineswegs dazu, Damenmode zu bewerben, wie Ratsfrau Annette Braun-Kohl vom Vorstand der CDU-Vereinigung erklärt: „Sie symbolisieren die Vielfalt der Rollen, die Frauen ausfüllen.“ Gleichermaßen gut in Job und Haushaltsführung zu sein, sich um die Kinderbetreuung zu kümmern und dabei auch noch auf Bedürfnisse innerhalb der partnerschaftlichen Beziehung einzugehen – zwischen all diesen Erwartungen würden viele Frauen regelrecht aufgerieben. „Ein schlechtes Gewissen, eine innere Zerrissenheit ist oft die Folge, die im schlimmsten Fall krank machen kann“, sagt Braun-Kohl.
Bei der unbezahlten „Sorge-Arbeit“, so geht es aus der Zeitverwendungserhebung des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2022 hervor, liegen Frauen mit rund 30 Stunden nach wie vor um rund neun Stunden vor den Männern. Etwa die Hälfte dieser Zeit nehmen demnach Haushaltstätigkeiten wie Kochen, Putzen oder Wäschewaschen in Anspruch. Hinzu kommen die Betreuung und Unterstützung von Familienmitgliedern sowie Einkaufen und allerlei organisatorische Aufgaben im Haushalt. Addiert man die beruflichen Tätigkeiten hinzu, arbeiten Frauen pro Woche der Studie zufolge immer noch eineinhalb Stunden mehr als Männer – ganz abgesehen davon, dass sich emotionale Belastungen wie etwa bei der Pflege von Angehörigen ohnehin nicht in kalten Zahlen abbilden lassen.
Und dann müssten Frauen eben oft auch in die Bresche springen, wenn wegen Personalengpässen mal wieder die Kita früher schließen müsse oder das Offene Ganztagsangebot ausfalle, sagt Braun-Kohl. Vor dem Hintergrund des Ungleichgewichts in der Verteilung von Aufgaben initiierte ein Bonner Verein den sogenannten „Equal Care Day“, der in diesem Jahr auf den 29. Februar fiel. „Es war uns wichtig, auf dieses Thema einmal aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren“, bekräftigt Braun-Kohl. Terminlich bewegt sich die Veranstaltung der Frauen Union somit im Dunstkreis von gleich drei Aktionstagen – hat doch der „Equal Pay Day“ jüngst am 6. März die ungleiche Bezahlung im Berufsleben in den Fokus gerückt und der Internationale Frauentag am 8. März die Gleichstellung der Geschlechter in all ihren Facetten zur Sprache gebracht.
Ende April gibt es mit Workshop ein weiteres Angebot
Die Warnung „Verlier Deinen roten Faden nicht“ hat das Team der Frauen Union für die Aktion am Neuen Markt als Motto ersonnen – und dicke rote Fäden werden dabei auch ganz physisch am Aktionsort vor der Parfümerie Becker zu sehen sein. Vor Ort wollen die Mitglieder der Frauen Union am Samstagvormittag mit Passanten ins Gespräch kommen. „Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen“, sagt Annette Braun-Kohl. Zugleich wollen die Organisatorinnen Einladungen für eine weitere Veranstaltung verteilen: Ein rund zweistündiger Workshop soll sich Ende April der Zerrissenheit zwischen den verschiedenen Herausforderungen im Alltag widmen, den Brigitte Heuser, Vorsitzende der Frauen Union, leitet. Zwischen 20 und 30 Frauen können sich dafür anmelden. „Es gibt zunächst ein Brainstorming über die Rollen, die die Teilnehmerinnen im Alltag auszufüllen haben, und die Frage: Was möchte ich ändern?“, erklärt Heuser.
Mit Aktionen im öffentlichen Raum machte die im Jahr 2017 gegründete Frauen Union Haan auch schon in der jüngeren Vergangenheit von sich reden: So startete man etwa eine Umfrage zu Angsträumen in der Stadt und verschenkte dazu Trillerpfeifen, um im Notfall Aufmerksamkeit zu erregen. Das Thema sexuelle Gewalt möchte die Vereinigung demnächst aufgreifen – und will dazu eine im Kreis Mettmann kursierende Ausstellung nach Haan holen, die zeigt, was Frauen trugen, als sie vergewaltigt wurden. „Wir sind noch auf der Suche nach einem Ladenlokal“, berichtet Annette Braun-Kohl.