Auf ein Glas in der Kirchenkneipe
Presbyterin, Pfarrerin und Kantor sind regelmäßig im Haus an der Kirche Gastgeber.
Haan. Kirchenkneipe in Haan ist ein bisschen so wie Fresh X. In der Haaner Kirchenkneipe treffen sich alle zwei Monate im Café im Haus an der Kirche Junge und Alte. Menschen, die zufällig gerade über die Kaiserstraße geschlendert sind, setzen sich ins Kirchencafé, bestellen oder holen sich ein Bier, ein Wasser oder ein Glas Wein. Oder es kommen Freunde und Neugierige. Fresh X ist eine Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland, angestoßen vom Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm.
Die Idee stammt aus England. Dort hat die Anglikanische Kirche Fresh X sehr erfolgreich ins Leben gerufen, damit Kirche dorthin geht, wo die Menschen sind — zum Beispiel in die Kneipe, ins Einkaufszentrum, auf den Fußballplatz oder sogar in den Baucontainer. „Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie sind. Wir können nicht mehr warten, bis sie in die Kirche kommen“, ist die englische Devise.
In Deutschland hat Fresh X seit dem letzten Evangelischen Kirchentag in Stuttgart viele begeisterte Nachfolger gefunden. Es gibt inzwischen Workshops, in denen Denkanstöße gegeben oder Praxisbeispiele für die Heimatgemeinden genannt werden. In Haan folgten die Initiatoren der Kirchenkneipe der Idee von Fresh X und setzten sie für Haaner Verhältnisse um.
Die „Betreiber“ der Kirchenkneipe sind Janine Preuss-Sackenheim, Sara Schäfer und Martin Honsberg, Alter zwischen 26 und Anfang 40. Sie fühlen sich wie Gastgeber. Mit Hand anlegen dürfen die Kneipengäste jedoch sehr wohl. Ein „offenes Miteinander“ ist den Dreien wichtig. Die Preise für alkoholische und nichtalkoholische Getränke sind moderat. Sie werden nicht genau abgerechnet. Jeder zahlt, was er kann. Die drei Kirchennahen — Kirchbaumeisterin, Pfarrerin und Kantor — möchten die Haaner Gemeinde öffnen und gastfreundlich machen für das sogenannte „Mittelalter“. „Für Junge und Alte gibt es in der evangelischen Kirche viele Angebote, wenige jedoch für Menschen ab 30“, sagt Janine Preuss-Sackenheim. Und Sara Schäfer fügt hinzu: „Wenn jemand wie ich von Außen in eine Gemeinde schaut, hat man einen anderen Blick und eigene Ideen“; Die Heimatgemeinde von Sara Schäfer liegt im Saarland.
Zwar ist es den drei Initiatoren wichtig, als Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde wahrgenommen zu werden. Jedoch müssen sich die Gesprächsthemen der Kneipenbesucher nicht unbedingt um Kirche drehen. Das letzte Fußballspiel kann genau so wichtig sein, für alle. Die Drei verstehen ihre Idee als „Initialzündung“. Die Kneipe könne durchaus ein Selbstläufer werden, wenn andere Interessierte selbst aktiv werden wollen. „Wir haben bisher viel Spaß gehabt. Es war immer sehr lustig“, sagt Sabine Kolle, die zusammen mit ihrem Mann Uwe schon zweimal in der Kirchenkneipe war. „Wir werden auf jeden Fall wieder hingehen“, fügt sie noch hinzu. Auch auf dem Haaner Sommer werden die drei Kneipenbetreiber aktiv sein (am 12. August gibt’s Cocktails). Die nächste Kirchenkneipe ist am 10. Juni ab 19 Uhr.