Bau-Projekt durch Notunterkunft gebremst
Die Albert-Schweitzer-Schule wird noch als Erstaufnahme-Einrichtung des Landes gebraucht.
Hilden. Das Schweitzer-Areal ist Hildens größtes und umstrittenstes Bauprojekt: Sage und schreibe sieben Jahre wurde über die Bebauung des Geländes der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule politisch gestritten. Bis zu 125 Wohnungen sollen dort entstehen. Die Stadt will das Gelände selbst vermarkten, damit dort „bezahlbare Wohnungen“ entstehen. Wann das sein wird, das steht allerdings in den Sternen.
Aktuell können nur sechs Grundstücke für Einfamilienhäuser entlang der Lindenstraße vermarktet werden. Die Schulgebäude dienen als Notunterkunft für Asylsuchende. Eigentlich wollte die Bezirksregierung Arnsberg das Areal nur bis 15. Oktober belegen. Der Termin ist verstrichen, einen neuen gibt es nicht. Auch Sozialdezernent Reinhard Gatzke weiß nicht, wie lange das Land die Schweitzer-Schule als Erstaufnahme-Einrichtung für aktuell 270 Flüchtlinge braucht: „In anderen Städten ist von sechs Monaten Aufenthalt die Rede.“ Fest steht: Deutschland wird in diesem Jahr viel mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen als ursprünglich geplant.
Von 1 bis 1,5 Millionen Asylsuchenden ist die Rede. Wenn die Schweitzer-Schule nur bis Ende des Jahres als Notunterkunft gebraucht wird, sei der Zeitplan für die Vermarktung (2016 bis 2020) noch zu retten, glaubt Baudezernentin Rita Hoff. Wenn nicht, geraten die Bauwilligen in eine schwierige Situation. Der Stadtrat hat beschlossen: Die Stadt veräußert die Grundstücke selbst und erstellt auch die Infrastruktur (Straßen, Kanäle, Grünanlagen). Die Käufer werden verpflichtet, die Häuser mit Passivhausstandard zu bauen — ohne bestimmte Gebäudetypen oder Bauweisen vorzugeben. Die Grundstücke werden nur an Hildener zu einem festen Verkaufspreis auf Grundlage verbindlicher, für alle geltende Kriterien (Punktesystem) vergeben. Bevor es überhaupt losgehen kann, müssen zunächst die alten Schulgebäude abgerissen werden. Die Nachfrage ist groß, 147 Bürger, 18 Firmen und drei Initiativen für innovative Wohnformen haben sich beworben. Die potenziellen Erwerber müssen wissen, ob sie überhaupt zum Zuge kommen und dann gemeinsam mit Banken eine Finanzierung auf die Beine stellen. Das macht aber nur Sinn, wenn relativ sicher feststeht, wann die Bagger tatsächlich anrollen können.
Die Zinsen scheinen aktuell auf einem historisch niedrigen Niveau zu verharren. Das gilt aber nicht für die Baupreise. Sie sind in einem Jahr (seit August 2014) um 1,6 Prozent gestiegen, hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Und sie werden weiter steigen, weil die Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben dürfen, für eine zusätzliche Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt sorgen werden. Auch die Stadt Hilden steht als Grundstückseigentümerin vor einem Dilemma. Hilden zählt zu den zehn teuersten Immobilienstandorten in Nordrhein-Westfalen, hat der Gutachterausschuss des Kreises erst kürzlich erneut für 2014 festgestellt. Für die sechs Grundstücke an der Lindenstraße verlangt der Stadtrat 400 Euro pro Quadratmeter.