Beruf Kürschner: Arbeit am Nerz mit viel Herz
Norbert Koster ist seit 30 Jahren Kürschner. Ende Februar schließt er sein Geschäft „Pelzmoden“ an der Kaiserstraße.
Haan. Ein zart-weißes Rechteck aus Pelz liegt vor der Kundin ausgebreitet. „Das ist, was wir zur Verfügung haben“, sagt Kürschnermeister Norbert Koster und ein kurzer Moment der Stille folgt. Eine Ecke des Materials schlägt er um: Weich fließend lässt sich der Pelz wenden. Wie lang oder kurz die Jacke wird, ob eine Kapuze gebraucht wird, das hat die Käuferin zu entscheiden. Der Maßschneider für Kleidung aus Pelz ist der Kürschner.
Vor zehn Jahren ist Norbert Koster (52) mit seinem Laden für Pelzmoden an die Kaiserstraße gezogen. Ende Februar wird er schließen — aus gesundheitlichen Gründen: „Eigentlich ist das ein gut gehendes Geschäft. Ich habe Kunden aus Düsseldorf, Köln und Essen. So etwas wie hier gibt es kaum noch“, sagt Koster. Pelzmoden würden immer mehr als Konfektionsware verkauft.
Für die Anprobe einer Kundin aus Haan hat Koster einen Ärmel aus schwarzem Samtnerz vorläufig zusammengenäht: „Reicht das so? Ich kann noch etwas mehr Platz geben.“ Als alles richtig sitzt, verschwindet Koster über eine Wendeltreppe in seiner Werkstatt. Einige Sekunden rattert die Pelznähmaschine, dann ist der Ärmel eingesetzt. „Dieser Pelz ist ungefähr 40 Jahre alt“, sagt der Kürschner.
Der Gerber habe für die Änderung das Deckhaar aus dem Pelz gerupft, so dass nur noch die kurze Unterwolle übrig ist. Schwarz gefärbt wird jetzt aus einem Mantel ein Ensemble aus Jacke und Weste.
„Schwarz mag ich eigentlich nicht“, sagt Koster. Durch das Färben würden die Felle hart. Reines Schwarz käme in der Natur nicht vor: „Sogar ein Panther hat eine Zeichnung“, sagt er. Felle von Großkatzen verarbeite er nicht, sagt Koster — und auf den Tierschutz achte er schon aus geschäftlichen Gründen: „Die Tiere müssen total sauber sitzen und vernünftiges Fressen haben. Wenn das Haar verklebt, bekommt man das mit Gerben und Kämmen nicht heraus.“
In der Werkstatt steht zwischen Regalen voller Felle ein großer Tisch mit einer Sperrholzplatte. Hier nagelt Koster die einzelnen Teile mit einem Tacker straff gespannt auf: „Das ist es, wovon der Kürschner lebt“, sagt er. Die Felle werden so größer, gleichzeitig glatter.
Der Nerz als Statussymbol des ausgehenden 20. Jahrhunderts sei kaum noch ein Thema, und seine Kundschaft sei völlig gemischt erläutert der Kürschner: „14-Jährige tragen schon Jacken mit Pelzbesatz.“ Er selbst sei durch einen Nerzmantel der Mutter auf das Handwerk mit Pelzen gekommen. Um sich regelmäßig über Mode zu informieren, sei er jährlich zur Pelzmesse nach Frankfurt am Main gefahren, habe Mailand besucht. „Da trifft sich die Welt“, sagt der Kürschner. Bald müsse man für Pelze nach China fahren: die Märkte dort würden wichtiger.
Was Koster und seine Frau in der Zeit des Ruhestands machen werden, steht noch nicht fest. Im Laden hängen noch Fellbündel, die Regale sind gefüllt: „Immer, wenn ich etwas schönes günstig bekommen konnte, habe ich es gekauft“, sagt er. Bis Ende Februar versuche er, so viel wie möglich zu verarbeiten und zu verkaufen: „Aber die Zeit ist begrenzt.“