Brüninghaus & Drissner: Bremsen bleiben weiterhin Familienangelegenheit
Beim Autozulieferer „Brüninghaus & Drissner“ übernimmt nun die jüngere Generation.
Hilden. Gerhard Brüninghaus versucht bei seiner Abschiedsrede vor der Belegschaft ein wenig zu spaßen, locker rüberzukommen. Dabei fällt dem 66-Jährigen der Weggang nicht wirklich leicht: „In einem 124-jährigen Familienunternehmen ist nun mal ab und zu ein Generationenwechsel nötig.“
Seit 1979 hat der Geschäftsmann den Zuliefererbetrieb für Automobilteile mit aufgebaut. In Krisenzeiten, wie etwa der Finanzkrise 2008, hat er dazu beigetragen, den Betrieb zu stabilisieren.
Heute gehört Brüninghaus & Partner zu den erfolgreichen Betrieben, sagt Brüninghaus. Sie beliefern zum Beispiel direkt, ohne Zwischenhändler, einen der größten deutschen Automobilhersteller. „Wir produzieren rund 250 000 Bremspedale für Volkswagen im Monat, man könnte sagen, wenn wir nicht wären, würden fast keine neuen Autos vom Band laufen können“, sagt Brüninghaus, nicht ohne Stolz.
Nun aber hat er seine Firmenanteile verkauft — an die Tochter seines Geschäftspartners, Jürgen Drissner, und deren Ehemann. Und dabei hat die 33-jährige Tanja Köhler nie davon geträumt, einmal in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. „Hätte die Firma Schuhe oder Taschen produziert, dann wäre ich sofort dabei gewesen. Aber diese technische Branche hat mich überhaupt nicht gereizt.“ Nur durch einen Zufall rutschte die gelernte Sparkassenfachwirtin 2008 in den familieneigenen Betrieb.
Mit Oliver Köhler, dem die Automobilbranche sehr vertraut ist, kam das Interesse und letztlich auch das Know-how dazu.
Durch den Wechsel in der obersten Etage, soll sich zumindest für die derzeit 143 Mitarbeiter, nicht viel verändern, sagt Tanja Köhler. „Wir wollen nichts umkrempeln, keiner muss um seinen Arbeitsplatz fürchten.“
Eine, die trotzdem etwas geknickt wirkt, ist Susanne Gellert. 15 Jahre lang war sie als Sekretärin an der Seite von Gerhard Brüninghaus. „Egal, was los war, er war immer ein korrekter Chef. Ich habe so viel Zeit mit ihm verbracht, das ist ja fast wie eine Ehe.“
Letztlich aber wissen alle, dass es bei Brüninghaus & Drissner derzeit ein passender Moment für einen Wechsel ist. „Dem Unternehmen geht es sehr gut, wir sind gerüstet für die Zukunft und können jetzt getrost an die nächste Generation weitergeben“, sagt Gerhard Brüninhaus vor versammelter Belegschaft.
Oder, wie Tanja Köhler es ihren zukünftigen Mitarbeitern, zuruft: „Ich hab Bock, mit ihnen in die Zukunft zu rocken.“