„Calypso“ trabt jetzt in den Ruhestand
Das Pony wird in der kommenden Woche auf einen kleinen Hof nach Erkrath umziehen.
Hilden. Calypso schaut ein wenig bedröppelt drein, während er da so zerzaust im Dauerregen steht. In nahezu stoischer Ruhe lässt er unzählige Kuscheleinheiten und Umarmungen über sich ergehen, von den vielen Kindern, die gekommen sind, um sich von ihrem geliebten Pony ein letztes Mal zu verabschieden. „Ich bin ganz, ganz traurig“, sagt Letitia leise und fährt dem Wallach mit den Fingern durch die nasse Mähne. Freundin Phoebe nickt. „Ich bin so gerne hier hergekommen und habe ihn einfach nur geputzt oder den Statt ausgemistet, das hat mir schon gereicht“.
Steffi Frings, Pädagogin
Zehn Jahre hat Calypso auf dem Abenteuerspielplatz gelebt, den alle nur „Abi“ nennen. Unzählige Kinder hat das Pony geduldig auf seinem Rücken getragen. Damit hat es ein wenig Reiten ermöglicht denen, die es sich finanziell nicht leisten können. Vor allem aber ist der ruhige und berechenbare Schimmel für viele zu einem echten Freund geworden, dem man vertrauen kann, der nicht wertet und nichts erwartet.
Seit eineinhalb Jahren nun leidet das mittlerweile 23-jährige Pony an Kotwasser, einer sehr schmerzhaften Erkrankung des Magen- Darm- Traktes. „Wir haben alles probiert, von der Nahrungsumstellung bis zu einem teuren Aufenthalt in der Tierklinik für spezifische Diagnostik, es hat alles nichts genützt“, erklärt Diplompädagogin und Reittherapeutin Steffi Frings. Währenddessen streichelt sie einem Kind tröstend über die Schultern, das im Arm einer anderen Betreuerin herzzerreißend weint. „Am Montag, als wir bekannt gegeben haben, dass Calypso wegkommt, war es ganz schlimm. Die Kinder haben unendlich getrauert.“
Calypso wird nun in einen kleinen privaten Reitstall nach Erkrath umziehen, der einer guten Bekannten von Steffi Frings gehört. „Man weiß, dass seine Erkrankung häufig stressbedingt ist, und ich hoffe so sehr, dass Calypso dort gesund wird. Er wird zwar nach wie vor ein bis zwei Stunden als Reitpony eingesetzt, aber dort ist wesentlich weniger Lärm, dort sind weniger Menschen, das wird ihm ganz sicher gut tun.“
Einen kleinen Trost gibt es für die Kinder: Im Tausch gibt Calypsos neue Besitzerin Julia Deuerlein dem Abenteuerspielplatz zwei Shetlandponys, Texas und Obelix. „Wir wissen schon, dass die beiden schwarz und wildfarben sind und dass sie gerne beschäftigt werden“, erzählt Letitia. „Und ich freue mich besonders für Arizona, dass er dann auch nicht so alleine ist“. Denn Arizona, das zweite Pony vom „Abi“, und Calypso waren ziemlich beste Freunde — so haben es zumindest die Kinder empfunden.
Fachfrau Steffi sieht das ein wenig pragmatischer. „Calypso war hier der Chef. Für Arizona ist es in erster Linie wichtig, dass er wieder durch ein anderes Leitpony Führung erfährt, und so selbstbewusst wie Shettis sind, habe ich da keine großen Bedenken“.
Damit Calypso der Umzug nicht all zu schwer fällt, bleibt seine alte Betreuerin Franzi auch weiterhin seine Pflegerin. Und ganz bald will Steffi Frings mit den Kindern das Pony besuchen fahren. „Eins ist jedenfalls schon vertraglich geregelt: Sollte der Umzug keine gesundheitliche Verbesserung für Calypso bringen, wird er wieder zurück zu uns kommen“. Für die Kosten zur Behandlung von Calypso in Höhe von 2000 Euro hatte der gemeinnützige Verein zu Spenden aufgerufen.