Der Weltladen wird 30 Jahre

Gründerin Barbara Olbertz blickt im Gespräch zurück und erklärt Erfolg und Wandel des Konzepts.

Frau Olbertz, der Haaner Weltladen wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Können Sie sich an die erste Ware erinnern?

Barbara Olbertz: Ja klar: Kaffee, Tee und Honig — das war es. Aber das hat sich relativ schnell geändert. Wir sind als Dritte-Welt-Basar gestartet. Kontakte knüpfen und Gespräche über die Dritte Welt waren damals wichtig. Wir mussten anfangs viel Aufklärungsarbeit leisten. Das wurde damals Zeitgeist.

Aufklärung — worüber?

Olbertz: Über nachhaltige Produktion und natürlich fairen Handel im Sinne der Bauern in den Dritte-Welt-Ländern. Wir hatten damals etwa einmal pro Monat einen Vortrag. Uwe Holtz von der SPD etwa war öfters da. Der war damals Experte für das Nord-Süd-Gefälle.

Wie ist das heute? Was hat sich am Sortiment und auch an den Kunden geändert?

Olbertz: Heute sind wir ein Weltladen mit Schmuck und Kunsthandwerk neben Lebensmitteln. Und die Kunden kamen anfangs aus dem Grünen- oder Kirchen-Milieu. Heute ist das ganz anders: ältere Herrschaften und junge Familien mit Kindern — quer durch die Gesellschaft. Die Menschen akzeptieren, dass sie hier ein paar Euro mehr für den Kaffee oder die Schokolade bezahlen.

Wie ist es dazu gekommen?

Olbertz: Das ist ein Wandlungsprozess in der Wahrnehmung. Nach Kaffee, Tee und Honig ist relativ schnell Kunsthandwerk ins Sortiment gekommen. Dann kam die Welle mit dem Umweltschutzpapier. Die Menschen hatten begriffen, dass wir auf einer Welt leben. Also haben wir uns in Eine-Welt-Laden umbenannt. Und vor vier Jahren haben wir uns endlich Weltladen genannt und einen gemeinnützigen Verein gegründet.

Warum das auf einmal?

Olbertz: Bis dahin sind wir steuerlich unter „Büchertisch“ der evangelischen Kirche gelaufen. Das war denen auf Dauer nicht mehr zuzumuten, und die Kirche sollte wegen uns keinen Ärger bekommen.

Das Einzelhandels-Sortiment war nicht mehr als Büchertisch zu verkaufen?

Olbertz: Genau. Mittlerweile haben wir täglich geöffnet. Und rund 200 Kunden kommen jeden Monat in den Laden. Davon sind 60 bis 70 Prozent Stammkunden. Wenn die reinkommen, dann weiß ich immer schon, welchen Kaffee ich aus dem Regal holen muss. Und das Sortiment wird immer vielfältiger: Zuletzt haben wir Wein aus Chile und Südafrika dazubekommen.

Rechnet sich das denn in solchem Umfang?

Olbertz: Wir haben rund 3000 Euro Umsatz pro Monat. Es läuft also ziemlich gut.

Was passiert mit dem Geld?

Olbertz: Wir unterstützen Hilfsprojekte in Nicaragua, Palästina und Namibia.

Was wünschen Sie sich noch für die Zukunft?

Olbertz: Schön wäre, wenn jetzt ein paar junge Leute auch das Geschäft hinter der Ladentheke und die Vereinsarbeit übernehmen würden.