Die lange Geschichte des Hildener Waldbads

1904 gab es erste Pläne. 1923 wurde das Naturbad eröffnet, 1977 wurde neu gebaut.

Foto: Ralph Matzerath

Hilden. Das Hildener Waldbad ist eines der schönsten Freibäder weit und breit. Eröffnet wurde es am 14. Juli 1923. Zuvor hatte es bereits einen weiteren Anlauf gegeben. Am 19. August 1904 setzte die Stadtverordneten-Versammlung eine sechsköpfige Badeanstalt-Kommission ein. Sie sollte eine öffentliche Warmbadeanstalt vorbereiten. Das dauerte seine Zeit. Am 27. Februar 1906 bewilligte der Stadtrat aus Anlass der Silberhochzeit des Kaiserpaares die Summe von 10 000 Reichsmark als Grundstock für eine städtische Badeanstalt.

Am 24. Februar 1913 — also sieben Jahre später — beschloss die Stadtverordneten-Versammlung, das städtische Grundstück an der Schul- und Klotzstraße für das künftige „Kaiser-Wilhelm-Bad“ zur Verfügung zu stellen. Der Erste Weltkrieg 1914 machte alle Pläne zunichte. Auf dem Grundstück wurde später das „Haus der Jugend“ gebaut. Und weil es keinen Kaiser mehr gab, eröffnet Bürgermeister Dr. Erich Lerch (1920-1933) am 14. Juli 1923 ein „Naturbad“ an der Elberfelder Straße, Vorläufer des heutigen Waldbades.

„Luft, Licht, Wasser und Wald vereinen sich hier auf wunderbare Weise“, schwärmte Lerch bei der Eröffnung. Die Zeiten waren damals für die Menschen alles andere als einfach. Deutschland hatte den Ersten Weltkrieg verloren. Im benachbarten Barmen besetzten französische Soldaten im Morgengrauen Bahnhöfe, Rathaus und Banken. Das Waldbad war eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Rahmen der „Erwerbslosenfürsorge“ Der. Turninspektor Lichtentäler ließ die Gäste der Eröffnungsfeier 1923 lange in der Hitze schmoren. Denn er hielt einen „tiefschürfenden“ Vortrag über die Entwicklung des Badewesens — und begann bei den orientalischen Völkern, den Griechen und Römern.

Auch Karl der Große sei ein vorzüglicher Schwimmer gewesen. Es dauerte, bis Lichtentäler endlich zum Ende kam: „Möge das Hildener Naturbad ein Brunnquell heiteren und gesunden Lebens sein!“ Anschließend konnten sich die Besucher endlich ins kühle Nass stürzen. Der Eintritt betrug damals 3000 Mark — die Inflation galoppierte. Für die Benutzung der Umkleiden mussten weitere 3000 Mark bezahlt werden — pro Stunde, wohlgemerkt.

Ein halbes Jahrhundert später war das Waldbad nicht mehr zeitgemäß. Deshalb fasste der Stadtrat 974 den Beschluss, das Waldbad für 7,3 Millionen D-Mark neu zu bauen. Der Tag der Eröffnung, 30. April 1977, war ein stolzer Tag in der Stadtgeschichte. Bürgermeisterin Dr. Ellen Wiederhold, die sich nur als Bürgermeister ansprechen ließ, begrüßte unter den 2000 Gästen Kollegen aus Solingen und Monheim. Vermessungsdirektor Franz-Georg Brieden wagte den allerersten Sprung vom Zehn-Meter-Turm. 2016 schaffte das Waldbad die 90 000-Besucher-Marke. 2015 kamen mehr als 100 000 Gäste. Das ist beileibe nicht immer zu schaffen: 2014 war zum Beispiel ein ganz schlechtes Jahr. Da kamen nur 78 714 Besucher. Weniger Gäste bedeutet auch weniger Einnahmen. Der Betrieb ist und bleibt ein Zuschussgeschäft.