Ein Haaner macht dänische Außenpolitik
Der gebürtige Haaner Jan-Christoph Napierski (36) arbeitet im Außenministerium des nördlichen Nachbarlandes und liebt den Karneval in seiner Heimatstadt.
Haan. Über die Karnevalstage ins Rheinland zu kommen, das schafft Jan-Christoph Napierski jedes Jahr — egal, ob der 36-Jährige gerade in Dänemark, Belgien, Polen, England oder Berlin lebt. Inzwischen arbeitet der gebürtige Haaner im dänischen Außenministerium, ist dort verantwortlich für die bilateralen Beziehungen Dänemarks zu den Vereinigten Staaten und Kanada.
Ein Deutscher, der die dänischen Beziehungen zu anderen Staaten pflegt? Für Napierski ist das selbstverständlich. Schließlich hat er schon als Kind seine Ferien im nordischen Nachbarland gemacht. „Wir haben Familie in Dänemark. Mein Cousin ist Fischer, der seinen Fang im Hafen verkauft. Mit ihm aufs Meer zu fahren, das war einfach toll“, sagt Napierski.
Doch den jungen Haaner begeisterten nicht nur die dänische Natur und Landschaft, auch die Historie, besonders die deutsch-dänische Grenzgeschichte, interessierte ihn. „Ich saß als Kind oft auf den Kanonen an den Düppeler Schanzen, und irgendwann wollte ich wissen, wieso die dort stehen, warum es eine deutsche Minderheit in Dänemark und eine dänische Minderheit in Deutschland gibt“, erinnert er sich. Er fragte im angrenzenden Museum nach einem Praktikumsplatz und arbeitete dort sechs Wochen als Guide sowie auf dem Schlachtfeld, auf dem 1864 der deutsch-dänische Krieg entschieden wurde.
Zu diesem Zeitpunkt studierte Napierski bereits Geschichte sowie Politik und bewarb sich dann als Gaststudent an der Universität in Aarhus, der zweitgrößten Stadt in Dänemark. Von dort nahm sein Lebenslauf so richtig Fahrt auf. Er entschied sich, seinen Master in Dänemark zu beginnen. Von dort ging er als dänischer Student nach England, erhielt ein Stipendium, um ein Jahr lang in Krakau intensiv die polnische Sprache zu lernen. Schließlich machte er — wieder in Dänemark — seinen Master.
Er arbeitete zwei Jahre lang für einen EU-Abgeordneten in Brüssel. Danach bewarb er sich erfolgreich auf eine Stellenausschreibung der dänischen Botschaft in Berlin, wurde für ein halbes Jahr ins polnische Außenministerium geschickt und hat sich jetzt in Kopenhagen ein neues Zuhause geschaffen. Er spricht Deutsch, Dänisch und Englisch fließend, kann sich aber auch sehr gut auf Französisch sowie Polnisch unterhalten, Kaffeepausen auf Holländisch und im Notfall auch Russisch bestreiten. „Sprachen interessieren mich sehr“, sagt er.
„Und ich koche und esse auch sehr gerne.“ Die rheinische Küche, ein Altbier vom Fass, da kommt der 36-Jährige ins Schwärmen. Aber er hat sich auch den Gepflogenheiten seiner neuen Heimat angepasst. „Ich bin Mitglied in einem Winterbadeclub“, sagt er und springt als solches regelmäßig in die eiskalte Ostsee, um sich anschließend in der Sauna wieder aufzuwärmen,
Am Freitag war Jan-Christoph Napierski zu Gast bei der Haaner Europa-Union. Die hat schließlich Dänemark zu ihrem diesjährigen Partnerland gewählt. Und wer könnte besser von dort berichten als Napierski. Der ist momentan sowieso in Haan — es ist ja Karneval.