Ersatzbusse nerven Bahn-Pendler

Der Bahnverkehr rund um Wuppertal fällt seit Freitagabend komplett aus. Damit ist auch der Bahnhof Gruiten gesperrt.

Ersatzbusse nerven Bahn-Pendler
Foto: Stephan Köhlen

Haan/Hilden. Es war ein kalter, schneidender Wind, der gestern Morgen durch den Tunnel unter dem Gruitener Bahnhof wehte und die Fahrpläne an den Baustellenzäunen, die die Aufgänge zu den Gleisen absperren, flattern ließ. Sie verweisen auf die Busse im Schienenersatzverkehr — und damit in diesen Tagen die einzige Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt von Gruiten Richtung Wuppertal, Solingen oder umgekehrt zu fahren: Seit Freitagabend ist der Eisenbahnknoten Wuppertal wegen umfangreicher Bauarbeiten voll gesperrt. Und mit ihm der Bahnhof Gruiten.

An Werktag eins der Komplettsperrung herrschte dort gestern vor allem eins: Ruhe. Der Pendlerparkplatz neben dem Bahnhof war bis auf wenige Autos verwaist. Nur einige Fahrgäste warteten an der Haltestelle vor dem Bahnhofsgebäude. „Es ist relativ still“, sagte Serdal Cantürk. „Die Pendler fahren jetzt alle mit dem Auto. Aber für zwei Wochen werden wir das durchhalten“, so der Pächter der Gruitener Post-Station. „Das ist schon komisch, dass hier alles dicht ist“, sagte Jürgen Koch mit Blick auf die leeren Gleise und Bahnsteige. Er musste mit dem Schienenersatzverkehr nach Solingen — und sorgte sich, einen Termin nicht zu schaffen. „Natürlich hatte ich von der Sperrung gehört, aber ich hatte vergessen, dass es heute losgeht“, ärgerte er sich. Vitalii Samsoniuk indes hatte den längeren Weg zur Uni Düsseldorf mit dem Bus, der die S 8 ersetzt, im Vorfeld einkalkuliert. „Ich habe alle Infos zu den Fahrplänen im Internet finden können. Das hat gut geklappt“, sagte der 19-Jährige.

Auch nach Solingen dauert die Fahrt nun länger — 24 Minuten laut Fahrplan mit dem Schienenersatzverkehr zum Hauptbahnhof. Und dort lief gestern ebenfalls bei Weitem nicht alles rund. „Das ist ganz katastrophal“, fand André Hermann deutliche Worte. „Es kann immer passieren, dass so etwas notwendig ist, aber dann muss jemand da sein und einen auffangen.“ Der Solinger, der jeden Tag nach Wuppertal fährt, hätte erwartet, dass Bahn-Mitarbeiter bereit stehen, um zu informieren — oder dass es eine Beschilderung zum Ersatzverkehr gibt. „Stattdessen ist das Reisezentrum zu und bei der Info auf Gleis 1 wurde mir gesagt, dass per Lautsprecher informiert würde. Aber das ist nicht so“, sagte er, nachdem er zunächst auf einem falschen Bussteig gelandet war. Kein Wunder: Zwischen einem Pfeiler und der Bushaltestelle war die Haltestelle des Ersatzverkehrs leicht zu übersehen — und André Hermann nicht der einzige, der suchte. Er sei nach alldem schon an Tag eins der Vollsperrung „richtig genervt“, sagte er, der in den kommenden rund eineinhalb Wochen lieber mit dem Rad fahren will.

Jana Stojanovski hat ihre Fahrt zur Arbeit nach Wuppertal im Vorfeld mit der Bahn-App geplant. „Das hat gut geklappt“, lobte sie. Dennoch wird die Leverkusenerin in den kommenden Wochen rund eine Stunde länger brauchen. „Wenn die Busse zuverlässig fahren, ist es ja halb so schlimm“, sagte die junge Frau. „Aber mir graut vor den Sommerferien, wenn die Sperrung sechs Wochen dauert.“ Die Bahn selbst zeigte sich am Montag mit dem Beginn des Schienenersatzverkehrs zunächst einmal zufrieden. „Bis auf Ausnahmen hat alles geklappt“, sagte ein Unternehmenssprecher, der zudem betonte, an den Bahnhöfen sei ausreichend Personal gewesen. Allerdings sei es denkbar, dass einzelne verärgerte Pendler Info-Plakate abgerissen hätten, hieß es bei der Bahn.