Nach Unglück in Meerbusch: Langes Warten an Bahnhöfen

Nach dem Unfall in Meerbusch wurde auf der Linie RE 7 ein Ersatzverkehr eingerichtet. Fehlende Infos verunsicherten Reisende.

Foto: Samla

Fragende Gesichter und schlecht informierte Fahrgäste sind nach dem schweren Zugunglück in Meerbusch-Osterath am Morgen danach das bestimmende Bild am Krefelder Hauptbahnhof. Am Dienstagabend war ein Personenzug zwischen Osterath und Neuss auf einen stehenden Güterzug aufgefahren. Von den 155 Insassen wurden 41 leicht und neun schwer verletzt. Die Strecke zwischen Krefeld-Oppum und Meerbusch-Osterath wurde wegen Aufräumarbeiten und Ermittlungen zum Unfallhergang vorerst gesperrt. Das wirkte sich für Reisende aus Krefeld auf die beiden Zuglinien Re 7 und RE 10 und somit die direkten Verbindungen nach Köln und Düsseldorf aus. Und auch in den kommenden Tagen wird die Strecke wohl geperrt bleiben.

Für den RE 7 setzte der Betreiber National Express (NE) einen Bus als Übergangslösung ein. Die betroffenen Fahrgäste waren über den Schienenersatzverkehr allerdings nicht ausreichend informiert. Laut Internetseite von NE und der Reiseauskunft der Deutschen Bahn fuhr auf der Süd-Seite des Bahnhofs ein stündlicher Ersatzverkehr ab. Diese Information gab es allerdings weder durch Lautsprecherdurchsagen noch durch Aushänge. Die digitalen Anzeigetafeln waren keine Hilfe, da sie aktuell abgestellt sind. Sie werden laut Aushang „ausgetauscht“. Die Empfehlung auf den Info-Tafeln lautet: „Ohren auf“.

Schwerverletzte bei Zugunglück in Meerbusch
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Schwerverletzte bei Zugunglück in Meerbusch

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Lena Schreurs ist eine der wenigen, die trotzdem den Weg zur Bushaltestelle am Süd-Ausgang gefunden hat. „Fährt hier der Schienenersatzverkehr nach Köln?“, fragt sie unsicher die bereits Wartenden. Schreurs ist Studentin und auf dem Weg zu einer Pflichtveranstaltung nach Köln. In der App der DB hat sie gesehen, dass der Zug ausfällt. Eine schlechte Informationspolitik bezüglich dem RE 7 sei sie bereits gewohnt: „Mit National Express fahren ist Glückssache. In Krefeld gibt es bei Problemen nie Infos.“ Nachdem sie hört, dass der Ersatzverkehr bis nach Neuss über eine Stunde braucht, entscheidet sie sich, mit der nächsten Verbindung über Duisburg nach Köln zu fahren.

Den Hinweis auf die lange Fahrtzeit hat sie von Agnes Emdredy, die von Krefeld auf dem Rückweg nach Köln ist: „Ich bin heute morgen aus Köln gekommen und ab Neuss mit dem Schienenersatzverkehr gefahren.“ Wegen der schlechten Informationslage ist auch sie verunsichert: „Hoffentlich komme ich mit dem Bus auch wieder nach Hause.“

Reda Aljamale nennt die Informationspolitik indiskutabel: „Ich finde das nicht in Ordnung. Wer sich hier nicht auskennt, weiß nicht, wohin.“ Er hat sich bereits über Alternativen zum Ersatzverkehr informiert. Falls der Bus nicht kommt, will er mit der U-Bahn nach Düsseldorf und dann weiter nach Köln fahren.

Robert Boddien hat nur durch Glück zur Haltestelle am Süd-Ausgang gefunden: „Ich habe nur zufällig durch andere Zugfahrer im Bahnhof erfahren, dass es einen Ersatzverkehr gibt.“ Da am Gleis keine Durchsagen erfolgten und die Anzeigetafeln nicht funktionieren, wusste er zuerst nicht, wie er nun nach Neuss kommt.

Am Bahnhof in Oppum sieht die Informationslage ähnlich aus. Jennifer Weiser wartet mit einem weiteren Fahrgast auf den Schienenersatzverkehr. Genauere Angaben, ob der eingesetzte Bus wirklich kommt, hat sie nicht. Ihre einzige Information, dass es überhaupt einen Ersatz gibt, hat sie aus dem Internet. Durchsagen vor Ort oder Hinweise auf dem Bahnsteig gibt es keine.

Umso erleichterter sind die Wartenden am Hauptbahnhof und in Oppum, als der Schienenersatzverkehr in Sicht kommt. Das ungewisse Warten hat ein Ende. Reisende nach Köln kann der Busfahrer beruhigen: „Der Anschluss in Neuss wird auf jeden Fall erreicht. Wenn wir uns zu viel verspäten, habe ich die Möglichkeit, meinen Kollegen anzurufen.“