Freie Bahn für neue Politik in Haan

Im Stadtrat müssen sich neue Mehrheiten finden. Aufgemischt hat die Lage die Wählergemeinschaft WLH.

Foto: Dirk Thomé

Haan. Man kann Wahlrückschläge als Herausforderung umdeuten, man kann — speziell in Haan — den Lasterverkehr politisch störend finden und ihn nach Solingen wünschen. Beides ändert nichts: Das bisherige Bündnis aus CDU und FDP hat im Stadtrat seine Mehrheit verloren.

Schuld ist zum Einen der flächendeckende Verlust der Liberalen: Die stellen auch in Haan ab sofort nur noch knapp halb so viele Stadtverordnete wie vor der Wahl. Es liegt aber auch an besagtem Lkw-Verkehr: Dessen Lärm und Gestank, das wachsende Angstgefühl der Bürger im Verkehr brachten vor elf Monaten die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) auf den Plan — und damit die großen Gewinner der Kommunalwahl.

Deren neues Ratsmitglied Achim Metzger holte sogar einen zusätzlichen Achtungserfolg: Er wurde Zweiter in der Direktwahl seines Bezirks — mit fast 30 Prozent der Stimmen. Er musste nur Marlene Altmann (CDU) den Vortritt lassen.

Die WLH hat sich mit acht eigenen Arbeitskreisen längst zu allen Themenbereichen der Ratsarbeit positioniert. Die etablierten Parteien — bis auf die SPD — haben an Sitzen verloren. Sogar der Gewinn der Alternative für Deutschland (AfD) fällt mit künftig zwei Mandaten in Haan moderat aus.

Für Bürgermeister Knut vom Bovert (parteilos) wird die Arbeit wohl schwieriger werden — etwa im Bereich der Wirtschaftsförderung, wo ihn bisher oft CDU und FDP unterstützten. Die Stadtpolitiker sehen das noch gelassen, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende des alten Rats, Jens Lemke: „Viele Sachentscheidungen wurden schon bisher mit großer Mehrheit gefasst. Unter Demokraten kann man immer reden.“ Die Gremien müssten sich zunächst konstituieren, fügt Lemke hinzu, der wieder im Stadtrat sitzen wird.

Ob der Trend zu mehr Bürgerbeteiligung geht, mag er nicht bestätigen. Lemke: „Die Fraktionen bieten das auch jetzt schon an.“ Seine Partei werde analysieren, warum sie vier Wahlkreise nicht in der Direktwahl gewinnen konnte, obwohl sie insgesamt stärkste Kraft ist.

Für Aussagen über künftige Bündnisse ist es noch zu früh. Auch die WLH hält sich in dieser Richtung zurück. Man sehe die Stimmen der Wähler als Arbeitsauftrag, teilt die Vorsitzende Meike Lukat mit.