Haan/Solingen Der Bau des Itter-Kanals beginnt

Haan/Solingen. · Das Abwasserprojekt Ittersammler soll früher als erwartet beginnen. Bisher war der Bau des Kanals an der Grenze zwischen Solingen und Haan für 2021 geplant.

Das Ittertal aus der Luft fotografiert: Es verläuft an der Stadtgrenze zwischen Haan und Solingen.

Foto: Hans Blossey

Die Bauarbeiten am sogenannten neuen Ittersammler werden schon bald beginnen. Dies teilte Claudia Wackerl, Abteilungsleiterin in der Unteren Naturschutzbehörde, jetzt mit. Bisher war meist von 2021 die Rede gewesen. Für stolze 28 Millionen Euro soll der mehr als 60 Jahre alte zentrale Abwasserkanal im Ittertal durch ein neues Bauwerk ersetzt werden.

Der neue Ittersammler hat die Aufgabe, das Abwasser von rund 30 000 Menschen zu entsorgen – neben Haan sind das vor allem die Bewohner der Solinger Stadtteile Wald, Ohligs und Gräfrath. Der Kanal ist inzwischen gewaltig in die Jahre gekommen, gilt als marode und soll deshalb neu gebaut werden. Für den zweiten Bauabschnitt „Untere Ittersammler“ liefen zuletzt in Solingen-Wald in unmittelbarer Nähe zur Haaner Stadtgrenze Probebohrungen, die von den Technischen Betrieben der Klingenstadt beauftragt worden waren. Das Verfahren war aufwendig: An 21 Stellen wurden Bohrkerne mit 15 Zentimetern Durchmesser aus dem Untergrund
gezogen.

Damit wurden die Beschaffenheiten des Baugrunds untersucht. Denn der untere Teil des neuen Sammlers wird allein auf 1100 Metern Länge unterirdisch nach der Technik des Rohrvortriebs verlegt. Ein Verfahren, das die Technischen Betriebe der Stadt bereits beim noch im Bau befindlichen Viehbachsammler mit Erfolg anwenden.

 Schon jetzt steht fest: Mit der Baustelle sind große Eingriffe in die Natur verbunden. Rodungs- und Baumfällarbeiten soll es gleich an verschiedenen Stellen geben.

Der jetzige Kanal wurde 1952 gebaut. Der neue soll etwa 3,5 Kilometer lang sein. Er verläuft zwischen Gräfrath und Ohligs bis Haan durch das Tal der Itter. Die neuen Rohre sollen einen Durchmesser von 1,60 bis 2,40 Meter haben. Kurz vor dem Klärwerk Ohligs wird der Kanal an einen Stollen angeschlossen, der laut Wasserverband bereits seit den 1980er Jahren existiert. Die Kosten werden vom Bergisch-Rheinischen Wasserband sowie von der Stadt Solingen getragen.

Genehmigt wurde das Projekt bereits im Jahr 2015. Mit dem baldigen Start der Bauarbeiten werden auch Proteste oder Anfragen aus der Bevölkerung erwartet. Durch das Vortriebsverfahren, das die Rohre bis zu 40 Meter unterhalb der Erdoberfläche verlegen kann, wollen die mit dem Projekt betrauten Technischen Betriebe Solingen die erforderlichen Eingriffe in die Natur auf einem möglichst geringen Level halten.

Undicht seien die bisherigen Rohre übrigens nicht, hatten die Experten der TBS stets betont. Allerdings soll der neue Kanal eben noch eine andere Funktion erfüllen: die Itter entscheidend zu entlasten.

Wenn es stark regnet, kann der Staukanal einen Teil der Wassermassen zurückhalten. Das Großprojekt erspart also auch einen teuren Ausbau der vorhandenen Regenrückhaltebecken. Der Zuschnitt des Großprojektes berücksichtigt die Vorgaben der neuen europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Die schreibt vor, dass offene Gewässer grundsätzlich in einen ökologisch guten Zustand gebracht werden müssen.

Hochwasserschutz hatten bisher dezentral diverse Überlaufbecken garantiert, die ebenfalls mehr als 60 Jahre alt sind. Der Bau des Ittersammlers ist nicht nur ein Gemeinschaftsprojekt der TBS mit dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband, sondern auch eines der größten Vorhaben, die die Technischen Betriebe jemals schultern mussten.

Dass der Kanal teilweise bis zu 40 Meter unter der Erde verlegt wird, liegt an der Formation des Ittertals, das sowohl Ebenen als auch Hänge aufweist. „Wenn wir den jetzigen Kanal einfach erneuern würden, würde die Talaue stark in Mitleidenschaft gezogen“, erläutert Hansbernd Schumacher, Geschäftsführer des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes.

Und das will nun wirklich niemand – weder in Haan noch in Solingen.

(pec)