Zwei Jahre Krieg in der Ukraine Hildener Feuerwehrautos helfen in Ukraine

Hilden/Lwiw · Seit knapp einem Jahr sind zwei ausgemusterte Feuerwehrfahrzeuge in der Ukraine im Einsatz. Sie seien immer noch tadellos und leisteten einen wichtigen Beitrag, heißt es aus Lemberg im Westen des Landes.

Nach der Übergabe in Lwiw gab es eine kurze Einweisung in die Technik.

Foto: Johannes Grothoff

Nur wer ganz genau hinschaut, kann noch den Schriftzug „Stadt Hilden“ erkennen. Sonst ist das Tanklöschfahrzeug (TLF) mit Aufklebern versehen, wie alle anderen ukrainischen Einsatzfahrzeuge auch. Das TLF und das Löschgruppenfahrzeug (LF) aus Hilden sind seit knapp einem Jahr in der ukrainischen Stadt Lemberg (Lwiw) im Einsatz. „Die Fahrzeuge sind beide im Einsatz funktionieren immer noch tadellos, und die Feuerwehrleute sind schwer begeistert von den Fahrzeugen aus Hilden“, erklärt Johannes Grothoff.

Der Chef der Dellbrücker Feuerwehr hat die beiden Hildener Fahrzeuge in die Ukraine gebracht. Er kümmert sich federführend um die Verteilung der aus Deutschland gespendeten Autos in dem Land, das vor zwei Jahren von Russland angegriffen wurde. Und er sucht immer noch nach Fahrzeugen, die er in die Ukraine bringen kann.

Russen greifen oft zweimal die gleichen Ziele an

Lwiw liegt weit im Westen des Landes, hier sind die Auswirkungen des Krieges nicht so massiv zu spüren wie weiter östlich oder südlich, wo die Kämpfe toben und täglich Menschen sterben. Trotzdem hat die Hilfe aus Hilden auch Auswirkungen auf die Lage in den umkämpften Gebieten: „Die dafür ausgemusterten Fahrzeuge sind in östliche beziehungsweise südliche Gebiete geschickt worden. Der Grund ist der, dass die ukrainischen Fahrzeuge von den Monteuren mit einfacheren Mitteln repariert werden können“, erklärt Johannes Grothoff. Die Kriegsführung der Russen sei perfide: „Die Fahrzeuge im Osten werden deswegen benötigt, weil die Russen konkret die Infrastruktur und damit auch Feuerwehr-Häuser angreifen. Sie bombardieren extra die gleichen Objekte zweimal“, sagt der Dellbrücker Feuerwehrchef. Einmal, um die Gebäude zu beschädigen oder zu zerstören. „Und dann noch einmal, wenn die Rettungskräfte eingetroffen sind, um eventuell Verschüttete zu suchen oder den Brand zu löschen. Dann werden noch mal Raketen auf die zerstörten Objekte losgelassen.“

Ausgemusterte Fahrzeuge standen auf einem Hof in Hilden

Das Tanklöschfahrzeug und das Löschgruppenfahrzeug der Hildener Feuerwehr wurden im vergangenen Jahr ausgemustert. Das TLF stammt aus dem Jahr 2003, das LF war sogar noch etwas älter. Zunächst hatte zumindest das Löschfahrzeug an die Kreisfeuerwehrschule verkauft werden sollen, jedoch bestand dort offenbar kein Interesse mehr. Die CDU hatte den Antrag gestellt, das Löschgruppenfahrzeug in die Ukraine zu verschenken, nachdem der Hildener Markus Jäschke die Parteimitglieder auf das Auto auf dem städtischen Grundstück an der Herderstraße aufmerksam gemacht hatte. Jäschke hatte zuvor im Fernsehen Berichte über Feuerwehrautos aus England gesehen, die in die Ukraine gebracht wurden. Dort seien mehr als 1000 Feuerwehrfahrzeuge zerstört oder von den Russen mitgenommen worden. Die CDU hat daraufhin in einem Antrag die Schenkung des Löschgruppenfahrzeuges mit der Kennung LF10 von der Herderstraße in den Rat eingebracht, die SPD hatte zuvor eine gleichlautende Anfrage gestellt. Die Stadt hatte darüber hinaus vorgeschlagen, mit dem TLF genauso zu verfahren. Die Politik machte den Weg für die Schenkung frei, kurze Zeit später übernahm Johannes Grothoff die Fahrzeuge und brachte sie mit seinen Helfern und weiteren Feuerwehrautos in die Ukraine.

Hildener Einsatzwagen erhielten ukrainische Aufkleber

In Lwiw hat die Feuerwehr die Hildener Fahrzeuge übernommen und mit Aufklebern versehen. Auch ein neuer Schriftzug ziert die Türen. Grothoff und seine Leute haben aber nicht nur Fahrzeuge in die Ukraine gebracht: Medizinisches Material, Feuerwehrausrüstung sowie 1000 teilweise neuwertige Uniformen und rund 800 Helme haben in dem Land dankbare Abnehmer gefunden. „Ebenfalls habe ich persönlich einen Rettungswagen in die Stadt Chernivtsi gebracht, der aber dafür genutzt wird, Verwundete von der Front in qualifizierte Krankenhäuser zu bringen“, erklärt Grothoff.

Aber das reicht immer noch nicht: „Ich brauche jetzt noch Tankfahrzeuge für die Region Charkiv und eine Drehleiter für die Stadt Dniepro“, sagt er. Er habe bereits Gespräche mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung geführt und hoffe, dass noch weitere Fahrzeuge gespendet werden. Denn: „Die Lage hat sich überhaupt nicht entspannt. Sie wird immer schlimmer, die enormen Verluste an der Front und auch die immer schlechter werdende Unterstützung der westlichen Partner tragen einiges dazu bei.“