Kosten von bis zu 2,85 Millionen Euro Teich am Waldbad soll neu angelegt werden
Hilden · Hochwasserschutz und Ökologie spielten in den Planungen vor 100 Jahren keine Rolle: Der Teich am Waldbad soll neu angelegt werden. Im Klima- und Umweltausschuss wird nun eine Machbarkeitsstudie vorgestellt.
Die Unwetterkatastrophe im Juli 2021 richtete auch im Hildener Waldbad Schäden an, nicht zuletzt an der Wasseraufbereitungsanlage. Eine Hauptursache dafür war, dass der östlich gelegene Stadtwaldteich über die Ufer getreten war. Wie kann hier der Hochwasserschutz verbessert werden? Diese Frage wird in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz am 6. Juni thematisiert.
Im Fokus steht bei der Sitzung am kommenden Donnerstag im Bürgerhaus eine Machbarkeitsstudie, die vom Hildener Planungsbüro Koenzen erarbeitet wurde. Eine zentrale Erkenntnis: Das Gewässer, das durch den Biesenbach bespeist wird, erfüllt in seiner derzeitigen Form nicht die Bedingungen für den Hochwasserschutz und ignoriert auch ökologische Standards.
Geplant wurde der Teich einst als Gondelteich für die Gastronomie
Doch wie konnte es dazu kommen? Das Gewässer sei zunächst als Gondelteich für die dort ansässige Gastronomie angelegt worden und diente wohl auch als Vorwärmeteich für das Waldbad, berichtet Uwe Koenzen. Die rund 100 Jahre alten Planungsunterlagen seien heute nicht mehr auffindbar. Auch das Wasserrecht dieser Zeit sei aufgrund fehlender Dokumente kaum mehr nachvollziehbar. Fakt ist: Ein Gewässer dürfte heute nicht mehr in dieser Form angelegt werden.
Aktuell fliest der Biesenbach in den Teich hinein und im Südwesten über ein Rohrsystem weiter, ehe er westlich des Waldbades wieder an die Oberfläche zurückkehrt. In seiner Gesamtheit sei das alles weder ökologisch noch unter Aspekten des Hochwasserschutzes vertretbar, so Koenzen. Der Teich biete mit seiner geringen Wassertiefe und einem hohen Maß an Verschlammung keine Rückhaltefunktion. Letzteres wäre ein zentraler Punkt, der für die Neugestaltung berücksichtigt werden müsste.
Aktuell verfüge der Teich über Wassertiefen von 20 bis 120 Zentimetern, es brauche hier jedoch Tiefen von flächendeckend deutlich mehr als einem Meter, damit das Gewässer grundwassergespeist sei, so Koenzen weiter. Erst dann könnte es mit einem entsprechenden Retentionsvolumen, so der Fachjargon, einen geeigneten Beitrag zum Hochwasserschutz leisten. Er plädiert dafür, den Teich vom Biesenbach zu trennen und den kleinen Fluss so naturnah wie möglich anzulegen. „Das wäre der Königsweg.“
In der Sitzung des Ausschusses sollen die möglichen Varianten der Umgestaltung vorgestellt werden. Aus der Beschlussvorlage geht hervor, dass sich die Kosten im günstigsten Fall auf 120 000 Euro belaufen. Die teuerste Lösung liegt bei kalkulierten 2,85 Millionen Euro. Die müssten laut Machbarkeitsstudie ausgegeben werden, sollte der Teich baulich nicht verändert werden. Es handelt sich hierbei um Kosten für eine Entschlammung plus Aushub des Bodens in dem Gewässer.
Heute weiß man: Der Natur muss stärker Freilauf gegeben werden
Der Vergleich des Ist- mit dem Sollzustand zeigt, wie sich die Ansätze in der Landschaftsplanung über die vergangenen 100 Jahre verändert haben. Damals sei man davon ausgegangen, dass Technik den Schutz vor Hochwasser alleine lösen könne, mittlerweile habe man erkannt, dass man Mutter Natur viel stärker ihren freien Lauf lassen müsse, bestätigt Koenzen. Die Vermutung, dass es in Deutschland zahlreiche künstlich angelegte Gewässer geben dürfte, die in ihrer derzeitigen Form nicht mehr genehmigungsfähig seien, bestätigt er ebenfalls.
Überflutungen sollen bald der Vergangenheit angehören
Der Teich trat übrigens nicht nur im Sommer vor drei Jahren über seine Ufer. Er überschwemmte den an der westlichen Flanke gelegenen Weg regelmäßig in den vergangenen Jahrzehnten. All das soll möglichst bald der Vergangenheit angehören. Im besten Fall stehen Besucher hier in naher Zukunft auf einer Brücke, die über einen komplett oberirdischen Biesenbach führt und richten ihren Blick auf einen Teich mit natürlicher Vegetation am Ufer.