Fußball-Sommer-Camp beim VfB 03 Hilden Torwart-Legende Oliver Reck trainiert Nachwuchs

Hilden · Als Bundesliga-Torhüter hat er Meisterschaften und Pokalsiege errungen. Jetzt ist Oliver Reck mit der Fußballschule Grenzland auf dem Gelände des VfB 03 Hilden zu Gast. Dabei geht es ihm aber in erster Linie um den Spaß am Spiel.

Johannes nimmt Anlauf und schießt aufs Tor – Oliver Reck beobachtet den Bewegungsablauf und gibt dem zehnjährigen Hildener Tipps.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Reihe nach treten die jungen Spieler zum Doppelpass mit dem Trainer an und schließen dann ab. „Super Schuss!“, lobt Oliver Reck, als der Ball wuchtig im Torgiebel einschlägt. „Ein bisschen zu viel Rücklage, nach vorn mit dem Oberkörper!“ gibt er dem Schützen eines etwas zu hoch geratenen Versuchs mit. Und natürlich findet der einstige Bundesliga-Torwart und spätere Trainer auch anerkennende Worte für die eine oder andere Parade des Nachwuchses zwischen den Pfosten.

50 Kinder haben sich am Vormittag auf dem Platz des VfB 03 Hilden eingefunden – und wenig später versammeln Reck und seine Trainerkollegen die Gruppe am Mittelkreis. Dort gibt es ein paar einführende Erklärungen zum Tagesprogramm – und ein Ständchen: „Wir haben heute ein Geburtstagskind“, verrät Reck in die Runde – und dann wird erst einmal gemeinsam „Happy Birthday“ gesungen. Das Miteinander habe einen hohen Stellenwert beim viertägigen Sommer-Camp der Fußballschule Grenzland, betont Reck am Rande der Übungen. Schließlich verbrächten die Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren ein paar Tage ihrer Ferien auf dem Sportplatz. „Sie sollen Spaß am Fußball haben“, bekräftigt er. Wichtig sei es ihm auch, Werte für den Umgang zu vermitteln – auf und neben dem Platz. „Die deutsche Nationalmannschaft hat gezeigt, was es heißt, als Gruppe zu funktionieren“, sagt Reck.

Er gehört zu einem Kreis von über 400 Trainern, sei es aus Nachwuchsleistungszentren, DFB-Stützpunkten oder aus dem Kreis von Ex-Profis, die für die Fußballschule Grenzland den Nachwuchs betreuen. Aus ihm spricht natürlich nicht nur der lizensierte Fußballlehrer – sondern ein Mann mit einem wahren Füllhorn an Erfahrungen und Erfolgen im Profi-Geschäft: Über 600 Mal stand er für Kickers Offenbach, Werder Bremen und den FC Schalke 04 im Tor, stemmte zweimal die Meisterschale, viermal den DFB-Pokal sowie einmal den Europapokal der Pokalsieger in die Höhe und wurde als Ersatztorwart Europameister 1996 in England. Auch die Grausamkeiten des Spiels – kulminierend im dramatisch verpassten Meistertitel mit Königsblau im Mai 2001 – erlebte er mit, bevor er Trainerjobs auf Schalke, beim MSV Duisburg oder Fortuna Düsseldorf übernahm.

Millionen von Fußball-Fans verbinden persönliche Erinnerungen mit Recks Vita. Seine jungen Schützlinge im Fußball-Camp noch nicht: „Die kennen mich gar nicht“, sagt Reck lapidar. Natürlich stelle er sich zu Beginn eines Camps als früherer Bundesliga-Torwart vor. Dann gebe es gelegentlich Fragen: „Manche Kinder wollen zum Beispiel wissen, bei welchen Vereinen ich war oder gegen welche berühmten Gegner ich mal gespielt habe“, erklärt Reck. Und am letzten Tag eines Camps holten sich Eltern oder Großeltern auch Autogramme. Ein Engagement als Trainer hat der 59-Jährige aktuell nicht. Das gebe ihm die Zeit, soziale Kontakte zu pflegen und die Möglichkeit, Wochenenden ohne den Druck des regelmäßigen Gewinnen-Müssens verbringen zu können. „Als Trainer ist man eben immer in einer Mühle drin.“

Wie viele seiner Kollegen hat auch er inzwischen den kleinen Seitenwechsel in die Medienwelt vollzogen: Für den Sender Sport 1 begleitet Reck als Co-Kommentator Samstagabendspiele der 2. Fußball-Bundesliga. „Das macht mir Spaß“, verrät er – und widmet sich dem Hier und Jetzt: In Gruppen eingeteilt, schwärmen die Kinder aus in vier Ecken des Spielfeldes. Dort feilen sie unter Anleitung des Trainerteams rochierend an Technik, Passspiel und Torschuss – um am Ende des Camps ihre Fähigkeiten im Rahmen eines kleinen Wettbewerbs nachzuweisen. „Das ist noch einmal ein zusätzlicher Anreiz“, sagt Reck. Eine weitere Gruppe übt sich wiederum im Torwartspiel. Auch wenn es nicht die Grundvoraussetzung für die Teilnahme war – die meisten der jungen Spieler sind bereits im Verein aktiv. Mitnehmen, formuliert Oliver Reck einen Wunsch, sollten alle aber neben fußballerischen Tipps vor allem Persönliches: „Es wäre schön, wenn sie etwas darüber lernen, wie man sich in eine Gruppe einbringt.“