Post kommt nicht an Bürger klagen über Ebbe in Briefkästen

Hilden · Was ist mit der Post los? Seit Wochen hegen Hildener Bürger den Verdacht, dass die Briefzustellung nur noch unregelmäßig erfolgt. Aus Sicht des betroffenen Unternehmens stellt sich die Situation jedoch anders dar.

Mit der pünktlichen Zustellung der Post gibt es in Hilden immer wieder Schwierigkeiten.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Den routinemäßigen Blick in den eigenen Briefkasten hat Christine Basmaji an manchen Tagen schon fast aufgegeben. Die Hildenerin, die mit ihrem Mann an der Heinrich-Heine-Straße wohnt, hat seit geraumer Zeit den Eindruck, dass ein Briefträger nur noch selten den Weg zu ihnen findet. „Freitags und samstags bekommen wir keine Post mehr“, ist sie sich sicher. Das macht sie vor allem am Ausbleiben der pünktlichen Zustellung eines Wochenmagazins fest, das eigentlich immer samstags eintreffen müsste. „Den ,Spiegel‘ erhalten wir in der Regel erst dienstags, manchmal noch später“, sagt Basmaji. „Das läuft so mindestens seit Anfang des Jahres“. Und an den Tagen, an denen die Post zugestellt wird, komme sie erst sehr spät: „Oft liegt die Post nicht vor 17.30 Uhr im Briefkasten“. Viele Nachbarn machten ähnliche Erfahrungen.

In sozialen Netzwerken finden sich viele Klagen über die Post

Ob die vermeintliche Unzuverlässigkeit mit einer anderen Beobachtung der Basmajis zu tun hat? Jahrelang hätten sie denselben Briefträger gehabt, erzählt Frau Basmaji. „Alle nannten ihn ,Die Nachtigall‘, weil er immer gepfiffen hat. Er ist aber in einen anderen Bezirk gewechselt, und seitdem haben wir ständig wechselnde Briefträger.“ Natürlich hat sich Christine Basmaji zunächst direkt an die Post gewandt und auf die Zustände aufmerksam gemacht. „Aber ich habe nur Pauschalantworten erhalten. Man hat mir gesagt, das Problem sei behoben.“

Ein Blick in die sozialen Medien zeigt aber: Die Basmajis stehen nicht alleine da. Ein Nutzer aus dem Hildener Norden berichtet von angekündigten Rechnungen und Briefen, die nie eingegangen seien. Auch Bürger aus dem Osten und Süden der Stadt können offenbar von Sendungen, die erst mit mehreren Tagen Verspätung eintreffen oder im falschen Briefkasten landen, ein Lied singen.

Erhebungen der Bundesnetzagentur spiegeln diese Unzufriedenheit ebenfalls wider. Von Januar bis Mai hat die Behörde, die für die Qualitätsaufsicht der Post zuständig ist, insgesamt 26 Beschwerden über Zustellmängel aus Hilden erhalten. Allerdings teilt eine Sprecherin mit: „Die bisherige Beschwerdelage in Hilden bietet keine Veranlassung, weitere Schritte einzuleiten.“

Und wie stellt sich die Situation aus Sicht der Deutschen Post dar? Achim Gahr, Pressesprecher des Bonner Unternehmens, gibt soviel zu: Vor einigen Wochen hatten sie „einen hohen Krankenstand und echte Probleme.“ Seitdem habe sich die Lage aber wieder stabilisiert: „Wir sind in Hilden gut besetzt. Für 27 Bezirke stehen 40 Mitarbeiter zur Verfügung. Wir sind von Montag bis Samstag jeden Tag unterwegs.“ Ein Zusteller arbeitet 38,5 Stunden pro Woche.

Wichtig ist Gahr, zu betonen: „Unsere Organisation atmet, sie ist nicht starr.“ Die Post reagiere auf Stoßzeiten wie etwa jeweils zum Ende einer Woche oder in der Vorweihnachtszeit mit einem flexiblen Arbeitsplan. Erst im Frühjahr habe es in Hilden auf der Grundlage von statistischen Erhebungen eine Neueinteilung der Zustellbezirke gegeben. „Vielleicht ist durch diese Änderung der Eindruck entstanden, die Post funktioniert nicht mehr wie vorher“, mutmaßt Gahr.

Ein möglicher Grund dafür, dass die Post manchmal länger braucht, könnte darin liegen, dass in Hilden eine sogenannte Verbundzustellung erfolgt: Pakete und Briefe werden vom selben Postboten verteilt. Gahr: „Wenn die Leute viel bestellen wie zum Beispiel über die Feiertage im Mai, kann das dazu führen, dass die Briefzustellung darunter leidet.“ Darüber hinaus verweist der Sprecher auf punktuelle Belastungen, wie sie etwa durch das Versenden von deutschlandweit vier Millionen Check24-Trikots vor der EM aufgetreten seien. Sollte einmal eine Sendung nicht am geplanten Tag geliefert werden können, werde sie am nächsten Tag prioritär behandelt.

Dafür, dass einem montags weniger Briefträger begegnen, gibt es ebenfalls eine Erklärung. Da sich übers Wochenende nur wenig Post ansammelt, treten die Briefträger an diesem Tag nicht in voller Mannschaftsstärke zum Dienst an. Werbepost werde am Montag überhaupt nicht ausgeteilt, und die Zustellzeiten könnten sich ändern, erklärt Gahr. „Wenn jemand immer zur selben Zeit in den Briefkasten schaut, denkt er, am Montag war niemand da.“ Was die Zustellung von Verlagsprodukten angeht, schiebt die Post den schwarzen Peter weiter. „Warum eine Zeitschrift wiederholt zu spät kommt, können wir uns grundsätzlich nicht erklären. Vielleicht ist der Verlag zu spät dran oder es gibt logistische Verzögerungen“, so Gahr.