Öffentliche Einrichtungen in Hilden Zukunft von Museum und Stadtarchiv offen
Hilden. · Wolfgang Antweiler ist vor sechs Wochen ausgeschieden. Stelle ist nicht ausgeschrieben.
Mehr als 28 Jahre lang hat Wolfgang Antweiler das Stadtarchiv und das Wilhelm-Fabry-Museum geleitet. Er wollte keine offizielle Verabschiedung. Das mag man eigentlich kaum glauben. Denn Antweiler hat für das Stadtarchiv und für das Fabry-Museum in all den Jahren viel geleistet. Er hat über viele Jahre ein hochmodernen Stadtarchiv aufgebaut. Besonders die Archivpädagogik und historische Bildungsarbeit lag ihm am Herzen. Der promovierte Historiker hat unter anderem spezielle Stadtführungen für Grundschüler entwickelt und ihnen altersgerecht ihre eigene Geschichte und so komplexe Phänomen wie die Industrialisierung nahe gebracht. Das Hilden-Projekt mit einer Grundschule zeichnete der Landschaftsverband Rheinland mit einem Zuschuss von 5000 Euro aus. Acht Jugendliche dokumentierten im Stadtarchiv die Geschichte von Zuwanderern in Hilden mit der Videokamera. Dafür gab es 2009 einem von drei Hauptpreisen des Integrationsministeriums NRW.
Wird es das alles auch künftig geben?, fragen Lehrer. „Das sei wünschenswert“, erklärt Kulturdezernent Sönke Eichner: „Ich wehre mich aber dagegen, dass das alles so weitergeht soll wie bisher.. Das muss der Nachfolger entscheiden.“ Er verhandele mit der Personalabteilung über Stundenumfang und Inhalte.
Diese Sätze sollten aufhorchen lassen. Antweiler war Sachgebietsleiter mit zwei Schwerpunkten: Stadtarchiv und Fabry-Museum. Richtig ist: Über die Personalie entscheidet die Stadtverwaltung. Aber wie und nach welchem Konzept der Nachfolger arbeitet, sollte Sache der Politik sein, und zwar bevor jemand ausgewählt worden ist..
Das gilt ganz besonders für das Fabry-Museum. Es ist ein kleines, aber feines Museum, dass sich in der großen Museumslandschaft NRWs ein Alleinstellungsmerkmal (Medizingeschichte) erarbeitet hat. Die Kombination Industrie-Denkmal mit medizinhistorischer Sammlung ist sehr ungewöhnlich und reizvoll, aber auch besonders herausfordernd. Antweiler (und sein Stellvertreter Bernd Morgner) wussten damit umzugehen und haben das Fabry-Museum mit vielen ungewöhnlichen Ausstellungen immer wieder interessant zu machen gewusst.
Nur Fundstücke in Vitrinen zeigen reicht nicht aus
Das Fabry-Museum ist schwer zu „bespielen“ und braucht deshalb einen besonders kreativen Kurator. Einfach nur historische Fundstücke in Vitrinen präsentieren, reicht nicht. Das langweilt Besucher. Gute Museen vermitteln heute nicht nur Wissen, sondern auch ein Erlebnis. Dafür bietet Namensgeber Wilhelm Fabry, der berühmteste Hildener, viel Potenzial.
Alle kennen Fabry nur mit langem Bart und spanischer Halskrause: Ein historisches Bild, das mehr abschreckt als anzieht und den Blick verstellt. Man müsste Fabry im doppelten Wortsinn den Bart abnehmen - und ihn damit den heutigen Menschen näher bringen (wie den Neandertaler im modernen Anzug). Das fängt schon mit dem Namen an. Wilhelm Fabry heißt eigentlich Wilhelm Schmied/Schmidt. Das „Fabry“ ist nur der Mode seiner Zeit in höheren Kreisen geschuldet, Nachnamen zu latinisieren. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, bringt sich die Gelehrtensprache Latein nahezu selber bei (heute würde er wohl Englisch lernen) und schafft den Aufstieg vom Chirurgen (Bader, damals mehr Handwerker) zum Wissenschaftler in bedeutenden Universitätsstädten. Er erfindet OP-Techniken, die er zuvor an Leichen ausprobiert. Er heiratet Marie Colinet, die berühmteste Hebamme der Schweiz. Auch sie ist eine innovative Ärztin. Sie holt mit einem Magneten einen Stahlsplitter aus einem Auge. Beide arbeiten zusammen als Ärzte, führen eine emanzipierte Ehe. Das ist doch ein Riesen-Stoff. Er müsste nur multimedial, auch mit modernen Medien (Video, Filmausschnitte) besser präsentiert werden.