Wirtschaft in Hilden Ärger über Weihnachtsbäume vorm Schaufenster

Hilden · Der Einzelhandel klagt allgemein über ein schleppendes Weihnachtsgeschäft. Eine Modeboutique in Hilden sieht noch einen anderen Grund: Der Laden ist quasi unsichtbar geworden.

Ja sind wir im Wald hier? Patricia Reiter ärgert sich über die Weihnachsbäume vor ihrer Boutique.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Einzelhandel lebt vom Weihnachtsgeschäft. Je nach Sparte wird in dieser Zeit ein Viertel des Jahresumsatzes erzielt. Bei der Bekleidung waren es im vergangenen Jahr rund 20 Prozent. Im Modegeschäft von Patricia Reiter am alten Markt in Hilden möchte in diesen Tagen keine weihnachtliche Stimmung aufkommen. Die Inhaberin spricht von erheblichen Umsatzeinbußen und nennt als Grund dafür die Lage vor dem Schaufenster ihrer Boutique.

Und tatsächlich: Wer seinen Blick über den Markt schweifen lässt, kann die Modeboutique nur erahnen. Von der Mittelstraße aus betrachtet, wurde das Geschäft hinter den Weihnachtsbäumen regelrecht versteckt, so der Eindruck.

Das Dilemma für Reiter begann nach dem letzten verkaufsoffenen Sonntag. Am 4. Dezember wurden die Bäume aufgestellt und blieben bis heute, obwohl ihr eine andere Lösung versprochen worden sei, sagt die Geschäftsfrau. Von wem? Reiter nennt das Stadtmarketing.

Auf Anfrage teilt dessen Chef Volker Hillebrand mit, dass er mit der Inhaberin gesprochen habe, es sei letztendlich nicht möglich gewesen, hier kurzfristig eine andere Lösung zu finden. Eine konkrete Zusage, das Problem lösen zu können, habe es jedoch nicht gegeben. Zuständig sei auch nicht das Stadtmarketing, sondern die Stadt.

Eine Anfrage dort bringt mehr Licht ins Dunkel: An der Planung und Aufstellung der Weihnachtsbäume seien unter anderem Ordnungsamt, Bauhof, Bauer Ferdi Wirtz, die Feuerwehr und ein Elektriker für die Verkabelung beteiligt gewesen. Das Ensemble neu anzuordnen, sei nicht so einfach möglich gewesen.

Und bei aller Disharmonie herrscht zwischen Geschäftsfrau, Stadtmarketing und Verwaltung in diesem Punkt dann doch ein Einklang: So wirklich glücklich für das Modegeschäft war die gewählte Lösung nicht unbedingt. „Das sollte im nächsten Jahr nicht so laufen“, findet Volker Hillebrand. „Für Händler ist es existenziell, dass ihr Laden gesehen wird.“

Die Stadt kündigt auf Anfrage an, dass die Bäume in der ersten Januarwoche abgebaut werden sollen. Fürs Weihnachtsgeschäft kommt so oder so jede Hilfe zu spät, denn schon am kommenden Samstag werden die letzten Geschenke gekauft. Aber was bedeuten die Einbußen für die Zukunft?

Patricia Reiter geht davon aus, dass das Weihnachtsgeschäft gegenüber den Vorjahren um gut 30 Prozent zurückgegangen ist. Ob das jetzt nur an den Weihnachtsbäumen vor ihrem Schaufenster liegt? Deutschlandweit klagt der Einzelhandel über rückläufige Umsätze in den Wochen vor Weihnachten.

Hildens Fußgängerzone bietet einen guten Ladenmix

Die Schlagzeilen sind eindeutig: „Käufe bleiben hinter Erwartungen“ titelt ein Nachrichtensender, von einem schleppenden Weihnachtsgeschäft spricht eine Tageszeitung aus Köln und eine aus München von einer durchwachsenen Bilanz. Neben Stammkunden, die den Weg zum Geschäft kennen, verdiene sie aber auch einen nicht unerheblichen Teil ihres Geldes mit Laufkundschaft, sagt Patricia Reiter. Und Hilden biete mit der Fußgängerzone, einem guten Ladenmix und vielen Parkmöglichkeiten eigentlich enormes Potenzial. Am 6. März feiert ihre Boutique Zehnjähriges. Früher hatte die Inhaberin ein Geschäft in Benrath betrieben und das unter deutlich schlechteren Bedingungen: Im Düsseldorfer Stadtteil gebe es nur ein Parkhaus, berichtet sie, Kunden konnten in Benrath praktisch nicht vor ihrem Laden halten. Auch ziehe Hilden Kundschaft aus der Region an. Bei ihr haben aber auch schon Menschen aus Bochum und dem Westerwald eingekauft. „Die kommen hierhin, weil Hilden mehr zu bieten hat.“ Der Standort allein sichert die Zukunft dennoch nicht mehr. Die Modeboutique hat auf Instagram mehr als 5000 Follower, die über Angebote und Preise informiert werden. Stammkunden bestellen per WhatsApp. Patricia Reiter vermutet, dass sie den sozialen Netzwerken mittlerweile gut ein Drittel ihres Umsatzes verdankt. Und trotz dieser Entwicklung will sie mit ihren drei Mitarbeiterinnen in Hilden bleiben. „Ans Aufgeben denke ich absolut nicht.“