Literatur in Hilden „Den Begriff Talent finde ich schwierig“

Hilden · Gemeinsam mit fünf anderen Autorinnen hat Anna-Sophie Prägler eine Weihnachtsanthologie mit 21 Geschichten und Gedichten herausgegeben. Was sie gut daran findet, nicht hauptberuflich zu schreiben und warum der gesamte Erlös aus dem Verkauf gespendet wird.

Die Hildenerin Anna-Sophie Prägler ist Teil des Autorinnenkollektivs Schreibfeder.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Eigentlich hätte „Wenn Tannen duften“ ein Adventskalender werden sollen. 24 Kurzgeschichten und Gedichte für 24 Tage. Letztendlich ist aus den 21 Einreichungen, die Anna-Sophie Prägler und ihre Kolleginnen vom Autorinnenkollektiv Schreibfeder bekommen haben, ein Buch geworden. Erhältlich ist es als E-Book und Taschenbuch. Die Geschichten darin könnten unterschiedlicher nicht sein, haben aber allesamt mit Weihnachten zu tun. Weihnachten aus 21 Perspektiven sozusagen.

Zwischen zuckersüß und Schicksal – aber weihnachtlich

Da gibt es die zuckersüße Kurzgeschichte „Es war einmal“, die Prägler selbst beigesteuert hat. Sie handelt von einem Pinguin, der von seiner Kolonie verstoßen wurde und beim Weihnachtsmann ein neues Zuhause findet. Wenige Seiten später erzählt Jace Moran in „Wir saßen im Auto, als es geschah“ die Geschichte der letzten Stunden eines Pärchens, das am Heiligabend einen folgenschweren Unfall hat. „Die Beiträge, die wir bekommen haben, sind sehr unterschiedlich, aber genau das macht für mich den Reiz aus“, sagt Prägler. „Uns war es wichtig, dass wir alle tollen Geschichten berücksichtigen können.“

Anfang Oktober startete das Autorinnenkollektiv Schreibfeder, im Kern bestehend aus Madelaine Dunschen, Nóa Lunara, Laura Pellizzari, Elise Marai, Anna-Sophie Prägler und Christine Kulgart, einen Aufruf auf Instagram. Jeder und jede konnte einen Text einreichen für die Anthologie, die pünktlich zu Weihnachten auf den Markt gekommen ist. Einzig eine Begrenzung der Zeichen hat es gegeben. Um Lektorat, Layout, Covergestaltung und Marketing haben die sechs Autorinnen sich selbst gekümmert.

Die Frauen kennen sich vom Young Storyteller Award, der ihnen dieses Jahr bereits die Möglichkeit gegeben hat, eigene Bücher zu veröffentlichen. Aus dem Gruppenchat heraus, der danach gegründet wurde, entstand die Idee, diese Möglichkeit auch an andere weiterzugeben. „Eine richtige Aufgabenteilung gab es bei dem Projekt nicht“, erzählt Prägler. „Wir harmonieren so gut miteinander, dass es auch so geklappt hat.“ Im Team sind auch eine freie Redakteurin, eine Literaturstudentin und zwei Kolleginnen, die sich mit grafischer Gestaltung auskennen. So konnte jeder seine Talente einbringen.

„Wobei ich den Begriff Talent schwierig finde“, sagt Prägler. „Ich weiß nicht, ob ich über mich selbst sagen würde, dass ich Talent habe. Ich weiß nur, dass Schreiben mir Spaß macht.“ Das Projekt habe sie unheimlich viel Überwindung gekostet, doch diese werde jetzt belohnt. „Wenn man sich traut, etwas zu erschaffen, was einen Mehrwert hat, sollte man stolz darauf sein“, sagt sie.

Die gelernte Altenpflegerin macht gerade eine Umschulung zur Kauffrau für Büromanagement, der Job macht ihr viel Spaß. „Ich bin ganz froh, dass ich das Schreiben nicht hauptberuflich mache. Sonst stünde ein ganz anderer Druck dahinter“, so die junge Autorin. Angespornt vom Erfolg von „Wenn Tannen duften“ – das Buch liegt bereits in der Stadtbibliothek und bei Thalia aus – möchte das Kollektiv Schreibfeder direkt mit dem nächsten Projekt durchstarten.

Das nächste Buch soll zum Valentinstag erscheinen

Für die nächste Anthologie unter dem Titel „Mosaik der Liebe“, die zum Valentinstag erscheinen soll, suchen die Autorinnen gefühlvolle Texte über alle möglichen Formen der Liebe. Die Zeichenbegrenzung liegt wieder bei 18000 Zeichen. Deadline ist der 31. Dezember dieses Jahres, wer Lust hat, mitzumachen, sollte sich also beeilen. Dass die Erlöse aus dem Verkauf der Anthologien an wohltätige Zwecke gehen, stand für die Autoinnen von Anfang an fest. Mit „Wenn Tannen duften“ wird die Caritas unterstützt, die Einnahmen aus „Mosaik der Liebe“ sollen an eine Organisation gehen, die sich für queere Menschen einsetzt. Warum sie das tun, erklären die Autorinnen im Vorwort: „Wenn Tannen duften und Glöckchen leise läuten, beginnt die wohl schönste Zeit im Jahr. Eine Zeit der Gemütlichkeit, des Beisammenseins – und des Schenkens.“