Verkaufsoffener Sonntag in Kempen Einzelhändler zufrieden mit Weihnachtsgeschäft

Kempen · Das dritte Adventswochenende bescherte Kempen mit dem Markt der Sterne und dem verkaufsoffenen Sonntag eine volle Innenstadt. Der Einzelhandel ist zufrieden, doch es könnte besser laufen. Was der Werbering dazu sagt.

Die Kempener Innenstadt war auch am dritten Adventswochenende mit verkaufsoffenem Sonntag sehr gut besucht. Doch viele Kunden kauften verhaltener ein und achteten mehr auf die Preise, stellen Händler fest.

Foto: Norbert Prümen

Die Innenstadt war voller Menschen, der Einzelhandel erlebte einen guten Verkaufstag. Das ist das Ergebnis des dritten Adventswochenendes mit verkaufsoffenem Sonntag in Kempen. „Der Sonntag war sehr gut, was uns natürlich sehr gefreut hat. Damit haben wir gar nicht gerechnet. Es wurde eingekauft – allerdings können wir feststellen, dass die Einkäufer auf den Preis achten. Hochpreisige BHs werden weniger nachgefragt. Der Durchschnittsbon ist rund 30 Prozent niedriger“, sagt Petra Kranhold von Wäsche, Mieder und Bademoden Wehmeyer. Sie führt diese Art des Kaufverhaltens auf die allgemeine politische Situation zurück, die die Menschen verunsichere.

Auch Susanne Bornkopp von Damenmode Charisma spricht von einem guten Verkaufswochenende. Aber auch sie stellt fest, dass die Kunden im Allgemeinem ein bisschen verhaltener sind. „Sie überlegen mehr und kaufen weniger spontan ein“, sagt Bornkopp. Zudem spiele das Wetter immer eine große Rolle. Bei trockenem kalten Wetter mit Sonne wie am Wochenende sei mehr Kauflust vorhanden als bei nasskaltem Nieselwetter, fügt sie an.

Dorota van der Sanden von Deco Living Fashion ist mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden. „Der verkaufsoffene Sonntag ist unerwarteterweise sehr gut angenommen worden. Die Stadt war voll, und obwohl die Stimmung tendenziell eher verhalten ist, haben wir gut verkauft“, sagt Gabi Neubert von Wohnaccessoires, Dekoration und Floristik „Glücklichmacher“. Was viele Kunden ihr dabei widergespiegelt haben, war die Enttäuschung darüber, dass der Weihnachtsmarkt nicht über die ganze Woche geöffnet war und es selbst an den Freitagen erst spät mit dem Markt der Sterne auf dem Buttermarkt losging.

Ein Punkt, den der Werbering Kempen als Veranstalter des Weihnachtsmarktes ebenso bedauert. „Wir würden die Innenstadt am liebsten über die komplette vorweihnachtliche Zeit bespielen, aber zumindest den Freitag komplett mit einbeziehen. Aber das ist uns leider nicht möglich. Es sind Verwaltung und Politik gefragt, um dies umzusetzen“, sagt Werbering-Chef Armin Horst. In der Praxis sieht es so aus, dass der Wochenmarkt am Freitagmorgen auf dem Buttermarkt stattfindet. Er muss danach abgebaut und der Platz gereinigt werden. Erst danach kann der Markt der Sterne beginnen. „Wir verstehen nicht, dass für andere Feste eine Verlegung des Wochenmarktes möglich ist, aber dies nicht für den Weihnachtsmarkt gilt“, sagt Horst.

Durch Corona sind 40 Prozent der Markt-Hänlder weggebrochen

Der Werbering glaubt auch, dass der Weihnachtsmarkt besser bestückt werden könnte, wenn die Buden über die gesamten vier Wochen in der Innenstadt stehenbleiben und bespielt werden könnten. „Für viele Beschicker ist es abschreckend, freitagsabends auf- und sonntagsabends wieder alles abzubauen“, sagt Claudia Pinkle vom Vorstand des Werberings Kempen. Da in den vergangenen Jahren aufgrund der Corona-Vorgaben rund 40 Prozent der Händler weggebrochen sind, sorgt auch die Bestückung der Weihnachtsmärkte für Probleme. Das hat auch in Kempen dazu geführt, dass der ein oder andere Stand mit einem weniger weihnachtlichen Angebot und einer nicht so ansprechenden Dekoration einen Platz gefunden hat. „Wenn wir diese Stände nicht hätten, dann hätten wir Lücken. Es gibt keinen Ersatz. Dazu kommt die Finanzierung des Marktes. Um diese zu stemmen, sind die Standgebühren der Aussteller vonnöten. Mit einem Eintritt wäre eine Refinanzierung einfacher, aber das wollen wir nicht“, hebt Horst hervor.

Gemeinsam mit dem Organisator habe man solche Stände aufgesucht und sie dafür sensibilisiert, ein weihnachtlicheres Auftreten umzusetzen. Das habe auch funktioniert, betont Horst. Wobei Silke Zanetti daran erinnert, dass sich die Besucher ein hochwertiges weihnachtliches Angebot wünschten, welches das Auge anspreche, aber gekauft würde dort doch eher weniger. „Der Einkauf geschieht dann an den anderen Ständen“, sagt die geschäftsführende Vorstandsfrau des Werberings.

Dass der Markt der Sterne die Besucher in die Innenstadt zieht – und das weit über das Umland hinaus bis hin in die Niederlande –, zeigen die gut besuchten Wochenenden. Nichtsdestotrotz wird es für den Werbering immer schwieriger und teurer, dieses Angebot aufrecht zu erhalten. Bestes Beispiel ist die in diesem Jahr fehlende Bühne auf dem Buttermarkt. Sie ist einer Neutaxierung durch die Gema zum Opfer gefallen. „Statt 2000 Euro hätten die Kosten bei 23.000 Euro gelegen“, berichtet Markus Claaßen, 2. Vorsitzender des Werberings. Für das kommende Jahr arbeite man an einer Lösung, um wieder eine Bühne mit Programm anbieten zu können.

Hinzu kommen die vielen kleinen Dinge. „Die Leute wollen eine schön geschmückte Innenstadt. Aber es gibt Beschwerden, weil man mit dem Kinderwagen nicht an der Hausseite am Tannenbaum vorbeikomme. Andere monieren, dass sie sich an einer heruntergeschlagenen Weihnachtskugel die Fahrradreifen beschädigen könnten und verlangen ein Abschmücken der Bäume“, berichtet Horst von den Dingen, die sich hinter den Kulissen abspielen. Auch die Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung, Auflagen zu Sicherheitsdiensten und Sanitätsbetreuung machen es dem Werbering nicht leichter.