Erinnerungen aus Grefrath Als kurz vor Weihnachten der Blitz in die Kirche einschlug

Grefrath · Im 19. Jahrhundert brannte der Kirchturm von St. Laurentius in Grefrath dreimal. Der örtliche Heimatverein erinnert an diese Ereignisse.

Der Kirchturm von St. Laurentius hat im Laufe der Jahrhunderte Sturm und Feuer überstanden. Die Turmspitze ist heute nur etwas kürzer als früher.

Foto: Norbert Prümen

(ak) Am 20. Dezember 1862 setzte ein Blitz den Turm der Grefrather Kirche St. Laurentius in Brand. Der zur Frühmesse eilende Messdiener Conrad Feeger, der spätere Tierarzt und Gastwirt vom „Fürsten Blücher“, erschreckt sich fürchterlich, als er am 20. Dezember 1862 vor sich den brennenden Kirchturm von St. Laurentius sieht. Es herrscht ein verheerendes Unwetter. Ein Blitz ist in die Kirchturmspitze eingeschlagen. Er rennt zum Nachtwächter Tenelsen, der kräftig in sein Brandhorn bläst, um die letzten Schläfer zu wecken.

Es kommt der junge Dachdeckermeister Franz Schetter herbeigeeilt, der erst vor kurzer Zeit nach Grefrath gezogen ist, schätzt die Gefahr ab und entschließt sich, in den Turm zu steigen. Beherzte Männer bilden eine Kette von einer Wasserstelle bis zum Turmhelm. Schetter klettert die Leiter im Turm hinauf, lässt sich Wassereimer für Wassereimer angeben und gießt aus dem obersten Fenster des Helmes das Wasser auf die Flammen.

Das Kreuz stürzte mit großer Wucht auf das Kirchendach

Bis die Flammen endlich gelöscht sind, neigt sich bereits das Kreuz auf dem Turm gefährlich weit und droht herunterzustürzen. Er warnt die unten Stehenden: „Seht euch vor! Das Kreuz fällt!“ Bald darauf fällt es mit großer Wucht auf das Kirchendach. Als Schetter erschöpft wieder unten ankommt, blau vor Kälte, wird er von der dankbaren Menge gefeiert. Gastwirt Hermann Gartz nimmt sich seiner an, steckt ihn in warme Kleidung und bringt mit einem wärmenden Trunk wieder Leben in seine Glieder.

Auch Pastor Cornelius Hoffmans, der eilig vom Pastoratshof (heute im gleichnamigen Gewerbegebiet liegend) kommt, lässt die Männer beim Gastwirt Stüper versorgen. Für jeden gibt es ein doppeltes Körnchen und heißen Kaffee zum Aufwärmen. Die Frauen bringen trockene Kleidung zum Wechseln. Danach eilen die Männer schon wieder zur Kirche zurück, um aufzuräumen. Der hölzerne Kirchturmhelm neigt sich inzwischen gefährlich herunter. Einige Tage später stürzt bei einem Sturm die Kirchturmspitze durch das Dach des südlichen Seitenschiffes bis zum Boden. Der Kirchturmbrand von 1862 war für Grefrath so spektakulär, dass der damalige Bürgermeister Johannes Spickenheuer dieses Ereignis in seine Lebenserinnerungen mit aufnahm (allerdings datiert er den Brand ein Jahr später auf 1863). Die Grefrather wissen, dass nicht nur die Kirchturmbrände des 19. Jahrhunderts die Kirchturmspitze zerstörten: 1496 riss ein heftiger Sturm den oberen Teil des Turmes ab. Der untere Teil trotzte damals wie auch heute Sturm und Feuer, sodass die Laurentiuskirche, erstmals urkundlich 1177 erwähnt, weiterhin das älteste Bauwerk in Grefrath ist. Die Kirchturmspitze ist um einige Meter kürzer als früher. Noch heute ist an einem leichten Knick die neue Helmspitze gut zu erkennen.