Ihr Ziel lautet: In Frieden leben

Sie haben Grausames erlebt und einen beschwerlichen Weg hinter sich gebracht. Im „Café International“ kommen Flüchtlinge und Haaner ins Gespräch.

Foto: Olaf Staschik

Sie haben Krieg erlebt, Tote gesehen und lebensgefährliche Wege in Kauf genommen, um ein neues Leben in Frieden zu beginnen. Rund 200 Flüchtlinge aus krisengebeutelten Ländern hoffen, dieses Ziel in Haan zu erreichen. Viel Zuspruch und Unterstützung erfahren sie dabei durch Barbara Olbertz und ihr etwa zehnköpfiges Team in der evangelischen Kirchengemeinde. Jeden Samstag laden die Helfer die Zugezogenen und ebenso Haaner in das „Begegnungscafé International“ im Gemeindehaus der Kirche ein — auch um Barrieren und Ängste zu überwinden.

Barbara Olbertz, Café International

„In der Adventszeit gab es ein erstes Treffen, das von vielen Haanern ebenfalls angenommen wurde“, freut sich Barbara Olbertz. „Wichtig für die Flüchtlinge sind die menschliche Ansprache und Gesichter, die sie in Haan anlächeln“, betont sie.

„Der Sinn der Treffen im Begegnungscafe ist, die Angst vor Fremden abzubauen“, ergänzt Ute Hollweg. Seit eineinhalb Jahren engagiert sich die Betriebswirtin und Mutter von fünf Kindern für Flüchtlinge in Haan, gibt unter anderem Deutschunterricht und hat ihre Schützlinge ebenso wie Barbara Olbertz ins Herz geschlossen.

„Was man sonst nur im Fernsehen sieht, berührt einen ganz besonders, wenn man persönlichen Kontakt zu diesen Menschen und ihrer Geschichte hat“, sagt Olbertz.

So schildert ihr der Vater einer afghanischen Familie die Fahrt auf dem mit 300 Menschen völlig überfüllten Schiff, das immer wieder mehrere Stunden anhalten muss, damit der überhitzte Motor abkühlen kann, seine Frau und er die Kinder auf dem Arm haben, weil den Menschen das Wasser bis zur Körpermitte steht.

Eine andere Familie aus Syrien lebte fünf Monate in einer Zeltstadt in Bulgarien, hatte dort keine Milch für ihr Kleinkind.

Die Familien und Alleinstehenden, die in den Haaner Flüchtlingsheimen untergebracht sind, kommen überwiegend aus Syrien, Afghanistan und Albanien. Ihre Asylverfahren werden sehr unterschiedlich abgewickelt. „Sie warten zum Teil ein bis drei Jahre auf einen Bescheid“, so Barbara Olbertz. In dieser Zeit dürfen sie keine Arbeit annehmen. „Dabei möchten sie etwas tun. Schon deshalb lernen alle direkt Deutsch“, weiß Ute Hollweg. Unter den Flüchtlingen sind gelernte Ingenieure ebenso wie Schreiner, Schneider oder Friseure.

Einen abenteuerlichen Weg für ein neues Leben hat voller Optimismus auch Mustafa in Kauf genommen: Der 19-Jährige, der in Syrien seine Familie und vier Geschwistern zurück ließ, marschierte in sieben Monaten quer durch viele Länder nach Deutschland.

„Nur manchmal bin ich Bus gefahren“, so der aufgeschlossene junge Mann. Bald möchte er eine Ausbildung zum Friseur antreten, denn sein Asylantrag wurde positiv beschieden. Zurzeit büffelt er noch Deutsch.

„Wir wünschen uns, dass es genügend Haaner gibt, die offen auf die Flüchtlinge zugehen“, sagt Barbara Olbertz und Hollweg. Auch Sachspenden sind willkommen: momentan wird dringend Winterbekleidung für Herren gesucht.