Immer mehr Katholiken in Haan kehren der Kirche den Rücken
Einen Grund für die gestiegene Zahl an Austritten sieht Pfarrer Nieswandt in dem Ärger um Bischof Tebartz-van Elst.
Haan. Etwa 85 Frauen und Männer sind im vergangenen Jahr in Haan aus der katholischen Kirche ausgetreten. Und seit Jahresbeginn musste die Gemeinde bereits weitere Austritte verzeichnen. 2012 entschlossen sich nur 33 Gläubige zu diesem Schritt.
„Die Vorgänge um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst haben ein Erdbeben nach sich gezogen“, sagt Pfarrer Reiner Nieswandt der katholischen Gemeinde St. Chrysanthus und Daria. Seiner Meinung nach sind die Austritte eine Form des Protests, die nicht nur kirchendistanzierte Menschen gewählt hätten. „Viele fragen sich, was mit der Kirchensteuer passiert“, sagt er. Und weil diese Abgabe freiwillig ist, sei der Austritt ein Signal dafür, dass viele mit dem Umgang der Kirchensteuer nicht einverstanden sind.
Obwohl Nieswandt alle Frauen und Männer, die sich zum Austritt entschließen, anschreibt, erhält er nur selten Antworten und damit Gründe, warum sich die Menschen entscheiden, der Kirche den Rücken zuzukehren. Die Ausnahme ist eine ältere Dame, die sich über Erzbischof Robert Zollitschs Äußerung während des Bundestagswahlkampf aufgeregt hat, der die Wähler aufforderte, ihre Stimme nicht der Alternative für Deutschland (AfD) zu geben.
Unmittelbar finanziell machen sich die Austritte laut Nieswandt nicht bemerkbar. „Aber langfristig werden sie sich auf die Finanzplanung der Bistümer auswirken und auch bei uns zu spürbaren Einschnitten führen“, sagt der Geistliche.
Um Menschen in der Gemeinde zu halten, soll unter anderem in diesem Jahr ein Jugendreferent eingestellt werden. „Wir haben immer noch mehr als 100 Messdiener und jährlich mehr als 100 Kommunionskinder“, sagt Nieswandt. „Es wäre doch toll, wenn wir ein Drittel halten könnten — auch wenn es nur ein lockerer Kontakt ist.“
Die Zahl der Kircheneintritte ist übrigens gering. Gerade einmal vier Haaner entschlossen sich im vergangenen Jahr, diesen Schritt zu gehen.